Sonntag, 2. März 2014


Abt. Kurzzeitgedächtnis - heute: SchwamS & bz & watson


Unbenannt

Die "Schweiz am Sonntag" schreibt heute in ihrem ersten Bund:

Muslime wagen in Basel erstmals den Anlauf zur Anerkennung als Landesreligion.
Falsch. Das stimmt in der Formulierung doppelt nicht. Wir erinnern einerseits an den "Anzug Daniel Goepfert und Konsorten für die öffentlich-rechtliche Anerkennung der islamischen Glaubensgemeinschaft" von 1995. Den hätte die SchwamS auch ganz leicht selber finden können...

Für die historisch Interessierten hier zusätzlich exklusiv nur bei infamy:

Das Transkript der dazu geführten Debatte im Grossen Rat am 14.12.1995


Grossratsdebatte_1995_ Anerkennung_Islam (application/pdf, 59 KB)

Woher wir das jetzt wieder haben? Damals gab's noch kein offizielles, schriftliches Vollprotokoll. Die Debatten wurden auf Kasette mitgeschnitten. Wer "nachhören" wollte, musste im Rathaus vorbeigehen. Und selber abtippen. Was wir taten. Aus journalistischem Interesse. Und dem Bauchgefühl, dass die Debatte als zeitgeschichtliches Dokument vielleicht eines Tages mal einen Wert bekommt. Und seither gammelten die Buchstaben auf wechselnden Festplatten herum.

Spoiler Alert: Die Diskussion verlief vor 20 Jahren in etwa entlang derselben politischen Linien und mit denselben Argumenten, wie sie heute die SVP betreiben möchte.

Andererseits gab's 2010 das "Gesuch der Kulturvereinigung der Aleviten und Bektaschi und des Alevitischen Kulturzentrums Regio Basel um kantonale Anerkennung gemäss §133 der baselstädtischen Kantonsverfassung", welches am 17.10.2012 vom Grossen Rat angenommen wurde.

Das hat die Schweiz am Sonntag zwar gefunden, aber nicht verstanden. Sonst hätte sie den Leadsatz nicht so geschrieben, weil Aleviten (Korrektur: durchaus als Moslems gelten - es ist offenbar mal wieder viel komplizierter!), und sie ja in Basel-Stadt bereits anerkannt sind.

NACHTRAEGLICHER EINSCHUB

Ein Gewährsmann macht mich freundlicherweise darauf aufmerksam: "Aleviten sind keine Muslime. Sie haben sich aus einem Proto-Islam entwickelt wie das Christentum aus dem antiken Judentum. Sie haben eine andere Erfahrung, ein anderes zivilgesellschaftliches Verständnis und ein anderes Menschenbild." Pardon! Mein Fehler.

Auf der Seite des Alevitischen Kulturzentrums Regio Basel lese ich: "Da über das Alevitentum und über Alevitinnen und Aleviten keine hinreichenden schriftlichen Überlieferungen und histografische Darstellungen existieren, wurde hier eine Verortung in der islamischen Welt vorgenommen. Es ist dem Verfasser dieser Aufstellung bewusst, dass dieser Versuch nicht unumstritten ist. Dies ist im Hinblick auf die Bestimmung der Herkunft des Alevitentums besonders problematisch." Tja.

ENDE EINSCHUB

Aber

Eine dritte [it's complicated, siehe oben] moslemische Gruppierung wird irgendwann mal in Basel-Stadt den Antrag auf kantonale Anerkennung gemäss Kantonsverfassung Art. 133 stellen, nachdem zwei alevitische Organisationen sie vor zwei Jahren bereits erhalten haben
macht halt als Lead einfach nichts her, auch wenn's näher an der Tatsache wär als das Reisserische, Irreführende und Tatsachenwidrige
Islam soll zur Landeskirche werden / Muslime wagen in Basel erstmals den Anlauf zur Anerkennung als Landesreligion.
SchwamS, das war's! Du musst in Zukunft ohne unsere Sympathie auskommen.

P.S. Audioprotokolle des Grossen Rates gibt's ab März 2009 online hier.

NACHTRAG 16:25

Und morgen steht's dann vermutlich nochmals doppelt falsch in der Basellandschaftlichen Zeitung, wenn die den Schwachfug übernimmt, wie dieses Posting auf ihrer Website vermuten lässt.

"Islam soll in Basel zur Landeskirche werden", bz???? Matthias Zehnder, mach was! Noch kannst Du den für euch rufschädigend lausigen Artikel aus dem Blatt kippen. Oder den Sachverhalt wenigstens korrekt darstellen lassen.

Nur weil ein vielleicht un- oder schlechtinformierter FIDS-Vertreter seine Agenda der orientierungslosen SchwamS-Journalistin in den Notizblock diktiert, müsst ihr sein wirres Zeugs nicht gleich wörtlich und ohne Einordnung ins Blatt hieven. Das gehörte zur journalistischen Sorgfaltspflicht. Früher.

Aber vielleicht macht ihr's ja absichtlich und habt insgeheim Freude an den Leserkommentaren unter dem Artikel und am Resultat des "Votings"...

NACHTRAG 18:10

Watson übernimmt den Text wortwörtlich von der Schweiz am Sonntag. Macht hier eigentlich überhaupt niemand mehr die Hausaufgaben?

NACHTRAG 18:40

Damit niemand nachher reklamieren kann, "Hättest es denen halt sagen sollen!". Hab ich:

NACHTRAG 3.3. 21:55

Was gestern verfälschend und polemisch zugespitzt in der Schweiz am Sonntag stand, war am 5.1. bereits nüchtern in der NZZ am Sonntag zu lesen. Ein "Instantklassiker" für den Medienunterricht:

Vergleiche die beiden Artikel zum 100% identischen Thema miteinander, erschienen im Abstand von zwei Monaten, einer in der Schweiz am Sonntag, der andere in der NZZ am Sonntag.
NACHTRAG 4.3.

Jetzt auch in der BaZ:

Islam will Landeskirche werden / Die Muslime fordern, dass der Isam in Basel-Stadt den Status einer Landeskirche erhält. Der Islam, eine Schweizer Landeskirche. Das entspricht zwar (noch) nicht der Realität, zumindest aber der Forderung von Hisham Maizar, Präsident der islamischen Dachorganisationen der Schweiz (Fids). Angefangen werden soll in Basel – denn hier liegt die rechtliche Grundlage bereits vor.
Ohne jede Quellenangabe, wann wie wo Maizar das gesagt hat. Oder wenigstens wo Nadine A. Brügger abgeschrieben hat.

Und schliesslich, nachvollziehbar, mit Quellenangabe, deutlich differenzierter und nüchtern, jetzt auch die basellandschaftliche:

Innerhalb der islamischen Gemeinde Basels herrschen offenbar auch unterschiedliche Meinungen. Die bz erhielt verschiedenste Reaktionen – von Zustimmung zu einem Anerkennungsgesuch bis hin zur Ablehnung.
Das klingt doch sehr anders als der hetzerische, verallgemeinernde Ton bei SchwamS und BaZ!


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Abt. iistiige / uusstiige - heute: Marcolli goes de Meuron


Patrick Marcolli wird "Head Communications" bei Jacques "the Duke" Herzog und Pierre Dömöwrong, meldet offenbar die "SchwamS":

(via Michael Heim)

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