"Do chamme glaub gaar nüüt mache..."

Was ein Klempner für 11 000 Euro in einem Bordell erlebte

(...) Es ist im September 2000, und als an diesem Abend kurz vor Mitternacht die Bardamen zum Eingang schauen, steht da Hans: knapp über 50, das Haar nicht mehr ganz voll, eher klein als imposant von Statur. Er trägt ein legeres Hemd mit halblangem Arm. Hans, Sanitär und Heizung, Niedersachsen. (...) "Ich will feiern", sagt Hans. (...) Als er am Abend wiederkommt, trifft er auf Eva Gablenz, die Betreiberin des Nachtclubs. Gablenz gilt auf Sylt als honorige Geschäftsfrau. Ihr Laden beschäftigt keine illegalen Ausländerinnen, die Gäste benehmen sich, die Polizei hat keine Klagen. Frau Gablenz singt sogar im Kirchenchor. (...) Jetzt muss sie mit Hans über Geld sprechen, aber der wiegelt ab: "Mach dir mal keine Sorgen." Er unterzeichnet einfach ein Schuldanerkenntnis, später noch ein zweites. Insgesamt 21 696 Mark, also 11 093 Euro. (...) Zwei Jahre später treibt Gablenz ihre Außenstände per Gericht ein: Hans hatte die Schulden nie bezahlt. Vielleicht dachte er, er müsse auch gar nicht bezahlen - schließlich galt da noch das alte Recht, nach dem Dirnen ihren Lohn kaum einklagen konnten, weil ihre Dienstleistung als sittenwidrig betrachtet wurde. Außerdem, so argumentiert er, seien die Getränkepreise grotesk überhöht gewesen und damit ebenfalls sittenwidrig. (...) Natürlich weiß Hans, worum es in Evas Nachtclub wirklich geht. Spätestens seit dem zweiten Morgen, als er weiterfeiern wollte und Caroline fragte: "Was ist los mit dir, bist du gar nicht mehr durstig?" Ihre Antwort: "Wenn du kein Geld mehr hast, hab ich keinen Durst mehr."

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