Abt. Rechnungsfehler – oder: Wie eine BaZ-Geschichte entsteht


Drämmli ist ein Thema, das ankommt in Basel, denkt sich der Journalist. Und auch ein bisschen polarisiert, wie der Fall des gefallenen Erlenmatt-Trams zeigt. Und nun steht mit der Verlängerung der Linie 3 nach Saint Louis einmal mehr eine Tramgeschichte auf der politischen Traktandenliste. Also frisch auf und in die Tasten gehauen, denkt sich der Journalist der "Basler Zeitung" (der junge SVP-Einwohnerrat und Auns-Aktivist aus Riehen):

"Tramlinien auf Kantonsboden haben einen schweren Stand"
... schreibt er im Untertitel seines Artikels. Das stimmt so allgemein natürlich nicht, klingt aber erst einmal gut (zumal seine SVP ja gegen den Ausbau der Linie ist). Was dann aber im Artikel folgt, ist ziemlich gewagt:
"Ein Vergleich zwischen Erlenmatt-Tram und der Verlängerung der Linie 3 zeigt ein Paradoxum auf: Kostete der Meter Tramschiene beim Erlenmatt-Tram rund 56'000 Franken, sind es beim Tram nach St-Louis gar 65'000 Franken."
Wie der Journalist auf die Zahlen kommt, ist schleierhaft. Alleine die Tatsache, dass der Dreier nicht wie das Erlenmatt-Tram über weite Strecken durch unbebautes Gebiet führt, müsste doch eigentlich klar darauf hindeuten, dass dieser Vergleich nie und nimmer stimmen kann. Der richtige Meterpreis für die Dreier-Verlängerung ist mit 27'000 Franken tatsächlich um weit über die Hälfte billiger.

Hat sich der Journalist ganz einfach verrechnet? Hat er im Rausch seiner grossen Story die falschen Tasten auf dem Rechner erwischt? Oder hat er gar nicht selber gerechnet, sondern die Zahl von einem seiner SVP-Kollegen (die es ja mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen und wie erwähnt gegen den Tramausbau sind) übernommen? Zum Beispiel von Grossrat Karl Schweizer, der in der Grossratsdebatte etwas Kleinlaut sagte, dass der Ausbau des Dreiers auf Basler Boden teurer sei als das grössere Stück in Frankreich?

Das ist natürlich reine Spekulation. Aber klingt gut. Nun denn. Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels machte während der Grossratsdebatte nicht ohne Vergnügen auf den groben Rechnungsfehler aufmerksam. Der anwesende Berichterstatter der "Basler Zeitung" hörte dies. Aber im Ratsbericht der heutigen Ausgabe steht nichts davon.

Wie heisst es so schön bei der Online-Ausgabe dieser Zeitung?

"baz.ch: Nichts verpassen"
Klingt doch erst einmal ganz gut.


Tramlinien wollen

gut überlegt und im weiteren Kontext gesehen sein. Es sei der ketzerische Hinweis erlaubt, dass

der Ratschlag kein Wort verliert über die gleich angrenzenden Planungen auf französischer Seite für mehrere neue Strassen und deren allfällige negative Wirkung auf die 3er Auslastung in Richtung Frankreich. Davon hatten wir's hier schon mal.

Nur weil die Bus-Idee von der SVP kommt, muss sie in dem Fall nicht sofort idiotisch sein. Z.B. als Testlauf liesse sich quasi schon morgen ein gut auf den 3er Fahrplan abgestimmter Pendelbus zwischen 3er Endstation Burgfelden Grenze und Bahnhof St. Louis einrichten. Der könnte sogar schon die nahezu gleiche Strecke fahren, wie die 3er-Verlängerung. Wenn der tatsächlich ein Renner und ständig überlastet wär, könnte er immer noch von einer Tramilinie abgelöst werden.

Aber man kann natürlich auch einfach mal auf gut Glück und als freundnachbarschaftliche Geste Tramlinien bauen...

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Zur Bus-Idee

Und du glaubst, dass die elsässischen PendlerInnen dann mit dem Auto (oder meinetwegen Velo) jeden Tag zur Busstation fahren, in den Bus steigen, in diesem kurz über die Grenze fahren, dann ins Dreier-Tram umsteigen, um dann in der Stadt womöglich noch einmal umzusteigen?

Übrigens: Bis 1961 gab es eine Tramverbindung bis ins Elsass: Die Linie 15 (die danach mehrmals die Zahl wechselte) fihr bis nach Huningue. 1961 wurde das Tram, wie es damals leider nicht selten der Fall war, durch Autobusse ersetzt.

Auch den Dreier wollte man einst durch einen Autobus ersetzen. Ich weiss, du willst da das Umgekehrte.

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Ich sag Dir's

wie's ist: Die Linienführung ist die Hölle! Ich werd's Dir etwas später heute noch beweisen. Das wird ein Rohrkrepierer erster Güte!

Ein bisschen am bestehenden Netz des Distribus schrauben, da und dort den Distribus-Takt erhöhen, und die 80 Millionen könnten glatt eingespart werden. Nichts gegen Trams, aber die Verlängerung ist nur mit - nein ich weiss nicht mal womit - zu legitimieren. Sorry. Ich wär ja gern dafür, aber auf den zweiten Blick zerbröseln mir die Gründe!

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Der Ratschlag:

"Mit der Inbetriebnahme vom Tram 3 werden mindestens 600 Park+Ride-Plätze bereitgestellt, sowie über 250 Veloabstellplätze für Bike+Ride5." Offenbar glaubt man, dass die Elsässer mit Zug oder Auto dahin fahren und dann den 3er nehmen.

Ein paar Parkplätze hat es da schon:

P6260459

Die reichen aber nirgendwo hin.

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ohne irgendetwas...

... vom oben kritisierten rechtfertigen zu wollen: der schreiberling ist nicht Riehener einwohnerrat. siehe http://www.riehen.ch/gemeinde-riehen/politik/einwohnerrat

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Haben es die Herren A. und W. wirklich nötig, gestützt auf das Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union Einträge über sich aus Google Suchresultaten entfernen zu lassen? Übrigens, es müssen auch die Geleise vor der heutigen Endhaltestelle angepasst werden, die Gesamtstrecke der Tramverlängerung auf CH-Boden ist also etwas länger.

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Oh hoppla!

Ist mir doch tatsächtlich entgangen, dass der besagte Redaktor Ende Februar 2014 als Einwohnerrat zurückgetreten ist.

Mea maxima culpa!

Und dann möchte ich noch hinzufügen, dass sich der Journalist nicht einfach verrechnet hat, sondern sich lediglich auf die 500 Meter auf Basler Boden beschränkte (was aber aus dem Artikel nicht hervorgeht). Dazu schreibt er:

"Kurze Rechenhilfe für dich:

Basel-Stadt baut 500 Meter Neubaustrecke für die Tramerweiterung. Gemäss MM der UVEK sind 32,8 Millionen Franken dafür vorgesehen.

Dividierst du diesen Betrag durch die besagten 500 Meter, kommt man auf den Betrag von ungerade 65 000 Franken.

Den Gesamtbetrag zu nehmen und auf die ganze Strecke runterzurechnen wäre hingegen unseriös, da die Franzosen offensichtich massiv günstiger bauen können als Basel-Stadt.

Wohl ein wenig schnell in die Tasten gehauen, gell ;-) Im Sinne der Transparenz wollen wir hier nun auch noch die detaillierte Kostenaufstellung aus dem Ratschlag des Regierungsrats publizieren:

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