Abt. Lachnummer - heute: Datenklau


Wir erinnern uns: Vor rund einem Jahr machte ein Informatiker des Schweizer "Geheimdienstes" - in dubio pro reo - ein unerlaubtes off-site-Backup geheimer Daten. Die SonntagsZeitung schrieb am 30.9.2012:

5. Mai 2012: Der Datendieb fängt an, den Mail-Server des Geheimdienstes auf mehrere mobile Festplatten zu kopieren. In den Mails sind hochsensible Dokumente ausländischer Geheimdienste.
Der Mann nimmt die Disks mit nach Hause. Drei Wochen später flog er schon auf. Seit ein paar Tagen liegt der Bericht des Militärdepartements zu der Angelegenheit vor: berichtndbd (application/download, 96 KB) . Sein suggestiver und bereits irreführender Titel:
Verhinderter Datenabfluss im Nachrichtendienst des Bundes (NDB)
Natürlich wurde der "Datenabfluss" eben gerade nicht verhindert. Sondern es konnte tatsächlich einer während Tagen im Mai 2012 harddiskweise Daten aus dem Allerheiligsten des Nachrichtendienstes des Bundes abschleppen. Aber egal. Für das VBS zählt das nicht als Datenabfluss.

Der Mann war offenbar ein Nerd par excellance. Einer aus der WG von "Big Bang Theory". Der Bericht schreibt über ihn:

Der hoch spezialisierte und sehr kompetente Individualist grenzte sich gegenüber Kollegen und Vorgesetzten zunehmend ab. (...) Weiter wurde festgehalten, dass X durch seine Fachkompetenz als einziger Mitarbeiter des NDB über sehr spezifische Kenntnisse über den Betrieb wichtiger Datenbanken des NDB verfügte.
Ein unersetzlicher Mann mit Exklusivwissen! Dass er (ab hier: "Herr X") erwischt wurde, ging, laut dem Bericht, Seite 6, so (Achtung, grosses Kino!):
Am 18. Mai 2012 wurde ein Mitarbeiter des NDB über einen bestehenden Informationskanal von Seiten einer Grossbank telefonisch darüber orientiert, dass ein Herr X bei einer Filiale dieser Bank ein Nummernkonto eröffnen wolle. Als Grund für die Kontoeröffnung gab er an, eine grössere Summe aus Verkäufen von Bundesdaten zu erwarten. Als X vom Bankmitarbeiter darauf hingewiesen wurde, dass Gelder aus kriminellen Aktivitäten von der Bank nicht akzeptiert würden und X seinen Vorgesetzten informieren müsse, antwortete dieser, dass sein Vorgesetzter nicht im Bild sei.
Was erzählt uns der Schweizer Geheimdienst da? Nochmals ganz langsam: Sein Ober-Nerd-Mitarbeiter X marschierte zur Bank und sagte, "ich erwarte Geld aus dem Verkauf (von dem niemand weiss) von Geheimdaten und brauch ein Nummernkonto"? Meint das VBS im Ernst, dass ihm irgendjemand sowas glaubt? Auch egal. So ging's weiter:
Am Abend des 25. Mai wurde X verhaftet. Dabei konnten die Datenträger vollständig sichergestellt werden. Noch am selben Wochenende wurden sie überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass die kopierten Daten vollständig vorhanden waren.
Das VBS hat also alle Nullen und Einsen gezählt und kam zum Schluss: "Es sind noch alle da!" Und meint ernsthaft, das habe auch nur den geringsten Erkenntniswert? Auch egal. Das VBS glaubt das. Weiter im Bericht:
Am 27. September 2012 wurde von der Bundesanwaltschaft öffentlich bekannt gegeben, dass X bereits konkrete Vorbereitungen für einen Datenverkauf getroffen hatte. Ebenso wurde von den Strafverfolgungsbehörden bekannt gegeben, dass es keine Hinweise gebe, dass die entwendeten Daten kopiert oder weitergegeben worden seien.
Wie will das VBS festgestellt haben, dass die Disks NICHT kopiert worden sind? Sieht es einer Datei auf Harddisk 1 an, ob von ihr eine Kopie existiert auf Harddisk 2 am anderen Ende der Welt? Natürlich nicht. Auch egal! Man weiss nicht wie, aber es kommen die Meisterspione zum unzweifelhaften Schluss:
Es kann festgehalten werden, dass das Hauptziel erreicht wurde, die gestohlenen Daten sicherzustellen, deren Abfluss zu verhindern und so das Auftreten eines Schadens für die Schweiz abzuwenden.
Und über den Bericht der NDA, der "Nachrichtendienstlichen Aufsicht", die zuhanden von Ueli Maurer ebenfalls einen Bericht in der Sache erstellt hat, steht im VBS-Bericht:
In ihrem Schlussbericht vom 30. November 2012 stellt die NDA fest, dass es sich beim Vorfall nicht primär um einen informationstechnischen Sicherheitsvorfall handelt, sondern um eine zögerliche Reaktion in der Personalführung.
Das ist der Schweizer Nachrichtendienst im 21. Jahrhundert! Eigentlich rührend! Vielleicht war Schmidt-Eenboom drum so freundlich in seiner Kritik.



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