Abt. Sina klagt


Sina, Sängerin aus dem Wallis, ist wütend:

"Der Entscheid des Bundesrats, dass Downloads zum Eigengebrauch gratis und weiterhin legal sein sollen, ist ein Affront gegenüber jedem Kulturschaffenden",
... schreibt sie in der "Basler Zeitung". Sina ist Vorstandsmitglied des Vereins Musikschaffende Schweiz, der sich aus Eigennutz vehement gegen Internet-Piraterie zur Wehr setzt. (Soweit ich weiss, hat der Bundesrat nicht beschlossen, dass Downloads zum Eigengebrauch "gratis sein sollen", aber das ist jetzt Haarspalterei).

Sina fürchtet um ihre Einkünfte. Sie jammert wie viele, die nicht viel Geld verdienen mit dem, was sie tun (ich selber tu das ja auch). Nur dass Sina nun die klar daran Schuldigen ausgemacht hat: Ihre Fans, die ihre Songs "zu privaten Zwecken" (nur das ist in der Schweiz erlaubt) gratis per Sharehoster runterladen, um sie auf einschlägigen Gerätern (deren Kaufpreis übrigens mit Urheberrechtsabgaben belastet ist) anzuhören:

"Mein aktuelles Nummer-eins-Album hat 30 Prozent weniger verkauft als das vorherige. Und die Zunahme bei den legalen Downloads lag bei fünf Prozent. Da stört der Umstand natürlich umso mehr, dass jeder Dritte der über 15-Jährigen gratis seinen iPod volllädt, so begierig, als ob die Tore des World Wide Web nächstens dichtgemacht würden",
... klagt Sina. Dass also jeder Dritte der über 15-Jährigen seinen iPod gratis vollädt (woher weiss Sina das?) soll also dafür verantwortlich sein, dass ihr letztes Album 30 Prozent weniger verkauft wurde? Diese Behauptung ist gewagt. Dass die gute alte CD nicht mehr den Konsumgewohnheiten der Sina-Fans entspricht, dürfte doch wohl auch noch ein paar andere Gründe haben als "Piraterie", die in der Schweiz eben nicht immer eine solche ist.

Wir wollen jetzt gar nicht alles aufzählen, was dafür spricht, dass Musiker vom Gratismarkt im Internet durchaus auch profitieren. Sina und mit ihr viele weitere Musiker, die im Verein Musikschaffende organisiert sind, stellen sich auf den Standpunkt, dass nur sie selber entscheiden sollen, wann, wie und wo ein Song von ihnen gratis angehört werden kann:

"Es ist richtig, dass wir Künstler unsere eigene Musik auch gratis abgeben. Zu Werbezwecken, als Geschenk, oder weil wir gut drauf sind. Dann aber entscheiden wir selber, wann und wo wir unsere Arbeit unentgeltlich zur Verfügung stellen. Das ist der klitzekleine Unterschied."
Selber entscheiden? Nun, da gibt es doch noch so etwas wie die Musikindustrie, die dafür sorgt, dass die Urheber nicht ganz so frei entscheiden können (oder auch müssen), wann und wo ein Song angeboten werden kann. Und die doch zum Teil noch immer so kräftig absahnt, dass für die Musiker nicht mehr ganz soviel übrigbleibt. Und dass sich diese Musikindustrie aus grossem Eigennutz und mit sehr umstrittenen Mitteln (u.a. Acta) für ihre ureigenen monetären Interessen eisetzt, dürfte wohl niemanden wundern.

Zum Schluss noch dies:

"Bis jetzt trägt sich die Populärmusik in der Schweiz weitgehend selber. Wir wollen auch in Zukunft nicht, dass der Steuerzahler uns subventionieren muss. Im Gegenteil."
Ach ja? Weitgehend selbsttragend? Wer sich Sinas Karriere anschaut, kann selber urteilen.


Die eigenen Fans verklagen

Einen sehr schöner Artikel. In der Regel geben die Fans soviel Geld aus, wie in ihrem Budget für Musik drin ist. Es ist für Künstler keine gute Idee die Fans zu verklagen. Dafür können Künster zwar nicht beim Verkauf, aber bei der Finanzierung eines Albums auch wieder mehr Gelder von ihren Fans reinholen. Crowdsourcing lässt Grüssen. Wer den Namen einer Sina hat und sich die Alben trotzdem von der Plattenindustrie finanzieren lässt ist selber Schuld. Es zwingt Sina niemand, dass sie die Plattenindustrie auch an ihrem Album verdienen lässt.

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Schön ist auch die Notiz zur Person:

"Sina aus Gampel (VS) singt Rock 'n' Roll auf Mundart"

Wann wurde dieser Satz geschrieben? 1958?

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Altbacken

Ciao Dominique

es gäb’ so einiges zu entgegnen auf Deine ziemlich altbackenen Argumente, die Du hier anführst, um genüsslich auf jemanden einzubashen, der im Gegensatz zu Deinen Blog-Lesern noch die Courage hat, mit ihrem richtigen Namen für ihre Meinung hin zu stehen.

Da aber der Punkt von wegen “wie viel Musiker vom Gratis-Markt profitieren würden“ schlicht lächerlich ist und mir für die anderen grad die Zeit fehlt, nur eine Bemerkung zum “abgelutschtesten“ aller Argumente:

Ob nun ein Musikschaffender sein Ding mutterseelenallein aufgleist oder ob er/sie einen Deal mit einem Label eingeht und dieses Label dann für ihn/sie die Produktion finanziert, das Marketing aufgleist, die CD und das schicke Büchlein presst, das ganze auch weltweit digital inkl. “digital-LP“ verfügbar und die Promo und die Werbung macht, dann ist das sein Bier, ob er das zu den gegebenen Bedingungen eingehen will oder nicht und geht weder Dich noch irgendeinen Fan etwas an.

Es ändert alles nichts daran, dass wessen Arbeit auch immer zu bezahlen ist.

Ach ja, falls Du Dein Medienbüro nicht aus Eigennutz führst und ich Deine Dienstleistungen „zu privaten Zwecken“ gratis beanspruchen darf, lass es mich bitte wissen. Es entspricht nämlich auch nicht mehr meinen Gewohnheiten, für so was noch zu bezahlen.
Bei Bedarf würd’ ich mich dann melden.

Liebe Grüsse, ivo (aus reinem Eigennutz ebenfalls Mitglied des Vorstands Musikschaffende Schweiz)

p.s. Kurz noch zur Erklärung:
Downloads von urheberrechtlich geschützten Werken zum privaten Gebrauch sind in der CH sehr wohl legal. “Leider“, muss man anfügen.
Aber wer weiss, vielleicht kriegen wir das ja wieder gerade gebogen. Wir arbeiten daran.
(Diese Info war übrigens gratis! ;-)

Oh, noch was... dass man sich bei Dir zuerst anmelden und quasi einen Account erstellen muss, um überhaupt etwas sagen zu dürfen, ist ja auch nicht grade… wie soll ich’s nennen… zeitgemäss? Stellst Du Deinen Fans nach oder sammelst Du Adressen?

... und Dein "vorlesen"-Link funzt übrigens auch nicht.

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Diese Neubackenheit ...

... von "Musikschaffenden" bereitet mir schon etwas Sorgen. Ich möchte Dir da einen interessanten Artikel zum Lesen empfehlen: "Das Unbehagen am Copyright" (Isch übrigens gratis).

Man muss ja nicht gleich soweit gehen, wie zwei Freiburger Ökonomieprofessoren, die in der NZZ vom 3. Februar (leider nicht gratis verfügbar) das Copyright in der Musikindustrie mit Raubrittertum vergleichen:

"Es ist kaum eine Übertreibung, wenn man die hinter dem Copyright verschanzte Musikindustrie mit Raubrittern vergleicht, die – ohne selbst etwas herzustellen – bei jenen Produzenten (den Musikern) abkassieren, die ihre Waren (Songs) zu Markte tragen, und so die Kaufpreise in die Höhe treiben. So gesehen sind die Anstrengungen der Musikindustrie zur Verteidigung des Copyrights ebenso verständlich wie ehemals die Widerstände der Raubritter gegen den Abriss ihrer Burgen.

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Nur weil zwei Ökonomie-Professoren eine Dummheit erzählen, heisst das noch lange nicht, dass es dann plötzlich stimmt.
Zudem vergleichen sie nicht das Copyright als Raubrittertum, sondern die Musikindustrie. Aber diesem Punkt bin ich ja schon weiter oben entgegnet und wiederholen mag ich mich nicht. Es ist kein Argument.

Drum, es bleibt dabei: Wessen Arbeit auch immer - sie ist zu bezahlen.
Und den Preis, den bestimmst nun mal nicht Du oder sonst ein selbst ernannter Pirat, sondern diejenigen, die die Arbeit erschaffen haben. Ob das passt oder nicht, aber so läuft das nun mal in einer zivilen Gesellschaft. Hoffentlich auch noch in Zukunft.

Und nebenbei… meinen Joke zu klauen find’ ich auch nicht cool. ;-)

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Der Vollständigkeit halber sei hier noch, via Spiegelonline, auf Sven Regeners Haltung zum Thema ("Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert") verwiesen.

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Durchsetzbarkeit

Man kann verschiedene Auffassungen haben davon, wie frei eine Kultur sein soll. Ich habs da mehr mit Joss Stone http://torrentfreak.com/joss-stone-piracy-is-brilliant-080625/, Knackeboul und so. Aber ich kann auch die Position verstehen, dass jemand ein starkes Urheberrecht will.

Was ich aber nicht verstehen kann, ist, dass man ein Recht fordert, dass dann nicht durchsetzbar sein wird. Lieber Ivo, wie willst du das Kopierverbot durchsetzen? Auf die chinesische Art? Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst. Bin aber gespannt auf Vorschläge.

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Lieber Dave (Bist Du der gleiche David wie der “Substanz“-David? :-)

Da hast Du’s aber mit komischen Leuten… erinnert mich fast an eure Argumente, die den Gratis-Bezug von Musik legitimieren sollen. Es schifft alles der Reihe nach ab.

Knackeboul kann gut einen auf grosse Klappe machen, schliesslich hat er während 18 Monaten fette Präsenz auf dem von euch so verhassten Schweizer Staatsfernsehen erhalten, welches wiederum von den von euch so verhassten Billag-Gebühren finanziert wird.
Von so was können 99,9 % aller Musiker in der CH nur träumen.

Dasselbe mit Joss Stone… nein, eigentlich noch schlimmer:
Auch die kann heute gut einen auf dicke Hose machen und rum stinken, kennt die Menschheit ihren Namen doch erst, seitdem die von euch so verhasste Musik-Industrie Millionen in sie gesteckt hat, damit Du heute auch weisst, wer das überhaupt ist.

Kann ich alles nicht ernst nehmen.

Und was Deine Frage angeht, verweis’ ich Dich auf Deinen eigenen Blog.
Das werden wir sehen. Wir sind dran.

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Grundsätzlich ist es immer so. Wenns nicht gut läuft werden Gründe gesucht. Und die besten Gründe wenn etwas schiefläuft liefern immer die andern. Schuld sind die die ihre Musik gratis aufs Netz stellen und damit die Preise kaputt machen. Schuld sind die gemeinen User die sich alles runterladen und nichts zahlen. Oder nur ein Stück kaufen statt die ganze CD. Selbst die Gesellschaft ist schuld weil sie keine CDs mehr kaufen. Das ist doch alles Käse! Jammern. Jammern. Jammern und von den alten LP Zeiten träumen. Sniff. Sorry sowas check ich nicht.

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Ich würd' dafür zahlen ...

... Sina NICHT im Radio hören und Fernsehen sehen zu müssen.

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Bei Sven Regener übrigens auch.

Das er sein Dasein als Zumutung empfindet,ist ja sein gutes Recht. Geht mir manchmal ja auch so. Aber warum muss er Bücher damit vollschreiben und Platten damit vollsingen? Ne Kugel geht schneller und tut nur einem weh.

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Ach Ivo: Ich heiss übrigens, wie jeder der es wissen will weiss, Udo Theiss. Das Pseudonym hat ironischen, nicht camouflierenden Charakter.

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Ciao Udo

auch wenn man auf Deine teils äusserst geistreichen Äusserungen ja eigentlich nicht antworten sollte:

Zu Sina - genau dafür zahlst Du ja auch. Danke.

Zu Regener - das ist sein gutes Recht. So, wie es Dein gutes Recht ist, hier nicht grade sehr erhellend in Erscheinung zu treten. Niemand zwingt Dich, von Regener was zu kaufen.

Und zu Deinem Pseudonym - ich hab vorher noch nie was von Dir gelesen. Du hättest Dich also eigentlich nicht angesprochen fühlen müssen. Schön aber, wenn Du Dich trotzdem genötigt sahst. ;-)

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Sina, die Statistikerin?

Woher Sina wohl alle die säuberlich aufgereiteten und als Wahrheit verkündeten statistischen Daten hat?

Hat ihr da nicht die IFPI geholfen, die natürlich mit der Schutzrechtverlängerung von der Schweiz rund 10 Milliarden geschenkt bekommen hat, und davon schon ein bisschen Lobbying bezahlen kann? Das Ganze klingt jedenfalls nach den klassischen Lügen der Phonoindustrie.

Pfui, wer sich so vor ihren Wagen spannen lässt!

Mich hat Sina übrigens letztes Jahr um 1875 Franken Urheberrechtsabgaben abgezockt, obwohl ich weder ihre Musik noch die eines anderen Musikers legal oder illegal heruntergeladen habe!!

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Und ob ...

... ich gezwungen bin Regener und Sina zu hören. Schliesslich kann man die Ohren nicht verschliessen. Ansonsten: Wenn Du von mir noch nichts gelesen hast, bist Du offenbar recht neu im Block. Halt mal den Ball flach alter.

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