Abt. Qualitätsjournalismus – heute: Die Messerfrage


Das Original von der SVP

Die Darstellung in der "Basler Zeitung"

Wir müssen uns bei der Basler SVP entschuldigen. Am 20. Dezember 2011 suggerierten wir, dass die "Basler Zeitung" auf ihrer Frontseite das neue Messerstecher-Plakat der SVP vorweggenommen habe (siehe Bild). Nun zeigt sich aber, dass die Rechtspartei in ihrer Kampagne für die Polizeistaatinitiative eine um einiges zurückhaltendere Bildsprache gewählt hat als die Zeitung.

Soviel als Einleitung. In ihrer heutigen Ausgabe holt der BaZ-Mann fürs wirklich Grobe und Crime-Mapper Mischa Hauswirth nun zu einer grossen Abhandlung über das Messer als Symbol für die Dauersuggestion der verlorenen Sicherheit auf Basel Strassen aus. Und man kann sich mit Fug fragen, ob Hauswirth wirklich noch weiss, was er da tut:

"Es ist kein schönes Plakat: Ein Mann in Jeans hält ein langes Messer hinter dem Rücken, ein Polizist packt ihn am Handgelenk."
Soweit gehen wir ja noch einig mit ihm. Aber:
"Doch auch wenn das Plakat keine Augenweide bietet, so fällt es doch auf, nicht zuletzt durch seine für die SVP untypische Zurückhaltung. Keine Minarett- Raketen, die aus dem Boden schiessen, keine schwarzen Schafe, die aus der Schweiz gekickt werden, keine klischeehaften Verbrecher mit Pistolen, keine Asylsuchenden, die als Diebe dargestellt werden. «Wir hätten durchaus mehr provozieren und zum Beispiel einen Nordafrikaner mit einem Messer zeigen können, aber wir wollten keine Anti-SVP-Reflexe bedienen."
"Wir hätten durchaus (...) zum Beispiel einen Nordafrikaner mit einem Messer zeigen können ..." Brauchte die SVP nicht, denn das tat ja die "Basler Zeitung" auf ihrer Frontseite vom 20. Dezember bereits.

Aber wirklich hart geht die "Basler Zeitung" bei der "Frage des Tages" mit ihrer SVP ins Gericht:

"Die SVP will mehr Polizisten für Basel und argumentiert mit zunehmender Gewalt, auch mit Messern ..."
Argumentiert mit Gewalt und Messern? Auch wenn diese Ausage im übertragenen Sinne durchaus ihre Berechtigung hat, so gemeint war sie ja wohl nicht.

Nachtrag Mein Lieblingsabschnitt im Artikel, der in den nächsten Tagen durch eine neue Crime Map ergänzt werden wird, ist dieser hier:

"In den Fünfzigerjahren waren es die Halbstarken, die sich in Messerstechereien verwickelten, in den 1970er-Jahren gehörte ein Stellmesser in jede Rockerlederjacke und heute tauchen Messer immer öfter im Zusammenhang mit Delinquierenden auf, die sogenannten Migrationshintergrund haben.
Das musste doch einmal wieder gesagt werden.


der gute crime mapper hat das dneken durch ständiges zwirbeln seiner haare ersetzt (aka: lockenwickler). und das ist, was dabei herauskommt.

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Da kann ich ...

... nur erneut einen alten Text aus der Schublade schütteln:
Keine Panik bei Bagatellen

Will man Statistiken und reisserischen Medienberichten glauben, sind unsere Kinder in Schule und Jugendtreffpunkt ihres Lebens nicht mehr sicher. Doch die Statistiken vermitteln ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit.

Gleich mehrere verängstigte Anwohner des Frohbergparks alarmierten im Juni letzten Jahres die Winterthurer Stadtpolizei. 30 bis 50 Jugendliche, so hiess es, gingen bewaffnet aufeinander los. Tatsächlich war im Frohbergpark eine wüste Schlägerei im Gange. Doch von den vermeintlichen Waffen oder 50 Beteiligten konnte keine Rede sein. Die meisten Jugendlichen waren nur Zuschauer einer ritualisierten „Abrechnung“ unter Jungen, die sich in der Schule gestritten hatten. Die vom „Tages-Anzeiger“ vermeldeten „Platzwunden“ mehrerer Beteiligter stellten sich im Nachhinein als vergleichsweise harmlose Schürfungen heraus.

Rabenschwarzes Bild der Jugend
Die Kriminalstatistiken malen seit Jahren ein rabenschwarzes Bild unserer Jugend. Will man den Statistiken glauben schenken, steigt die Jugendkriminalität seit Beginn der 90er Jahre ebenso massiv wie kontinuierlich an. Auffällig dabei: Jugendliche werden nicht generell krimineller, sondern scheinbar immer gewalttätiger. Die Kriminalstatistik des Kanton Zürich zählt heute rund vier mal mehr jugendliche Tatverdächtige bei Gewaltdelikten als noch 1991. Auch andere Kantone, ja praktisch alle industrialisierten Länder melden ähnlich alarmierende Zahlen. Mit reisserischen Titeln wie „Tatort Pausenhof“ wurden die Schweizer Schulhäuser von verschiedenen Medien in den letzten Jahren wiederholt als regelrechte Brutstätten der Gewaltkriminalität beschrieben. Raub, Erpressung, Nötigung, sexuelle Gewalt und Mobbing, so scheint es, sind Schulalltag.

Harte Massnahmen gefordert
Der Ruf nach dem starken Arm des Gesetzes lässt nicht lang auf sich warten: Der Zürcher SVP-Gemeinderat Hans Marolf forderte im letzten Jahr in einem Postulat – vorerst erfolglos – eine nächtliche Ausgangssperre für Jugendliche. Im Wadtländer Dorf Cudrefin ist solch eine Ausgangssperre für 16-Jährige bereits in Kraft. Im November letzten Jahres kündigte der Kanton St. Gallen an, „renitente Schüler“ zwangsweise in „spezielle Strafstätten“ einzuweisen und die St. Galler Gemeinde Eschenbach verkündete im Januar einen Notstandsplan gegen Jugendbanden.

Berechtigte Zweifel
Entsprechend verunsichert sind die Erwachsenen und insbesondere die Eltern schulpflichtiger Kinder. Aber ist die Situation wirklich so schlimm? Es gibt berechtigte Zweifel. Zwar machen immer wieder krasse Einzelfälle Schlagzeilen. Aber die Gesamtzahlen präsentieren sich bei genauer Prüfung weit weniger dramatisch. In der Stadt Zürich zum Beispiel schwankt die Zahl der strafrechtlich relevanten Delikte in den Schulen seit 1995 zwischen 6 und 23 Fällen pro Jahr. Ohne steigende Tendenz. Angesichts der Zahl von 20'000 Volksschülern nicht gerade alarmierende Werte.
Der Zürcher Soziologe Manuel Eisner stellt zwar nicht in Abrede, dass die Jugendkriminalität in den letzten Jahren auf Grund verschiedenster Faktoren tatsächlich zugenommen hat. „Aber andererseits spielt wohl auch das ‚Überschwappen‘ der Jugendgewalt-Diskussion aus den USA und Deutschland eine Rolle.“ Auffallend ist nämlich, dass in erster Linie die weniger gravierenden Delikte zugenommen haben. Bei den schwersten Formen der Gewalt bleiben die Zahlen annähernd gleich. Ein Indiz dafür, dass immer mehr Bagatelldelikte angezeigt werden.
„Auch an vielen Schulen“, so Eisner, „gibt es heute klare Regeln, wann und wie man die Polizei bei Gewaltereignissen einschalten will.“ Zwar ist Eisner der Ansicht, dass dies für die wenigen Schulhäuser, in denen tatsächlich ein Gewaltproblem existiert, eine sinnvolle Strategie ist. Aber: „Das dürfte auch zur Folge haben, dass es schneller zu einer Anzeige kommt oder das Opfer zu einer Anzeige ermuntert wird.“

Repression erzeugt Kriminalität
Noch weiter geht der Hamburger Kriminologie-Professor Fritz Sack. „Heute werden Bagatelldelikte kriminalisiert, die früher allenfalls als Dumme-Jungen-Streiche wahrgenommen wurden.“ Sack hält die Zunahme der Jugendkriminalität in Europa und den USA keineswegs für erwiesen: „Die Krimialstatistik zeigt uns nicht die Wirklichkeit, sondern nur das Verhalten der Polizei.“ Der Kriminologe glaubt, dass Gesellschaften im Umbruch dazu neigen, die allgemeine Verunsicherung auf bestimmte Bedrohungsbilder und Gruppen – oft eben die Jugendlichen – zu fixieren. „Zusammen mit der Sensibilisierung für die Gewaltproblematik durch die feministische Bewegung entstand so ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis, dem Politik und Behörden vor allem durch härtere Strafen und Repressalien gegen Jugendliche Rechnung tragen.“ Der Effekt: Die Polizei verfolgt gezielter Delikte von Jugendlichen. „Es werden mehr Vergehen als kriminell eingestuft und bestraft. In der Folge steigt der Anteil jugendlicher Täter in der Kriminalstatistik, was wiederum zu Medienberichten über steigende Jugendkriminalität führt.“

Schoggistängel in der Kriminalstatistik
Auch der Geschäftsführende Aargauer Jugendanwalt Matthis Preiswerk ist der Ansicht, dass die wirkliche Jugenddelinquenz sich in den letzten Jahren kaum verändert hat. „Aber trotzdem haben im Verlauf der letzten zehn Jahre die Verfahren im Kanton Aargau 67 Prozent zugenommen.“ Grossmehrheitlich Kleinkram. „Bei der Jugendanwaltschaft landen immer mehr Kinder und Jugendliche, die beim Schwarzfahren erwischt werden, im Supermarkt ein Ragusa einstecken oder ein halbes Gramm Gras aus einem Hanfshop im Sack haben. Das sind doch keine Kriminellen. Aber in der Statistik tauchen sie als Täter auf.“ Bagatellen mit schwerwiegenden Folgen. „Wenn eine Anzeige eingeht, müssen wir ein Verfahren eröffnen. Und so kommen wir wegen solchem "Gugus" enorm unter Druck und in Zeitnot. Wir haben deshalb immer weniger Kapazität, um bei den wirklich ernsthaften Fällen gründlich und intensiv zu intervenieren.“
Auch Hans Ueli Gürber, Pressesprecher der Kantonalzürcher Jugendanwaltschaft, beobachtet, dass die Toleranzschwelle gegenüber Jugendlichen deutlich sinkt. „Heute werden eindeutig mehr Bagatelldelikte angezeigt oder auch von der Polizei selbstständig verfolgt.“ Zwar ist auch Gürbler der Ansicht, dass „die Jugend von heute“ schneller und vor allem zielgerichteter Gewalt anwendet. Aber die allgemeine Tendenz zur Strafverschärfung findet er grundsätzlich falsch. „Natürlich darf man Gewalttätigkeiten nicht hinnehmen. Aber bevor man die Polizei einschaltet, sollte man erst mal das Gespräch mit den betroffenen Kindern oder Jugendlichen suchen. Wenn das nichts nützt, kann man Kontakt mit den Eltern und Lehrern aufnehmen. Die Polizei sollte man immer erst in letzter Konsequenz auf den Plan rufen.“

Kasten:
Wann müssen Eltern eingreifen?

Kinder und Jugendliche streiten und raufen nun mal. Auch wenn ein blaues Auge formaljuristisch den Straftatsbestand der Körperverletzung erfüllt, ist nicht jedesmal ein Einschreiten der Erwachsenen nötig. Tipps vom Elternnotruf Zürich, wann Erwachsene sich einmischen sollten und wann nicht:

Das geht Erwachsene nichts an:
- Lautstarke Streitereien und Beschimpfungen zwischen einzelnen und Gruppen, jedenfalls, wenn die Kinder den Streit aus eigener Kraft wieder beenden können.
- Raufereien ohne Waffen unter ungefähr gleichstarken Kindern.
- Doktorspiele zwischen gleichaltrigen, gleichberechtigten Kindern

Das sind Gründe zum Einschreiten:
- Wenn ein deutlich schwächeres Kind misshandelt wird.
- Wenn Waffen, auch Stöcke oder Steine, im Spiel sind oder bei ernsthafteren Verletzungen.
- Bei sexueller Gewalt oder sexuellen Handlungen gegen den Willen des Opfers
- Erpressungen
- Wenn physische und verbale Übergriffe systematisch immer wieder wiederholt werden.
- Wenn ein Kind systematisch von anderen Kindern ausgegrenzt, gedemütigt oder ausgelacht wird.

Wie reagieren:
Suchen Sie zuerst das Gespräch: erst mit den beteiligten Kindern, wenn das nichts nützt mit den Eltern und Lehrern. Die Polizei sollte man zuletzt einschalten.
Wenn ihr Kind als Opfer oder Täter von Gewalt betroffen ist oder sonst mit dem Gesetz in Konflikt gerät, finden Sie Rat und Hilfe beim

Elternnotruf Zürich
Tel: 01 261 88 66
Elternnotruf Zug: 042 22 22 05.
www.elternnotruf.ch
Elternnotruf Ostschweiz: 071/244 20 20

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