Abt. Kinderarbeit - heute: bei Novartis


Entspannen! Nein, natürlich nicht so, wie Du jetzt meinst! Das war nur ein billiger Trick, um Deine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Jedenfalls weiss ich nichts von wirklicher Kinderarbeit bei Novartis. Natürlich müssen keine flinken, kleinen Kinderhände die Novartispillen drehen. Aber schlucken müssen die Kinder sie. Insofern: Kinderarbeit. Schlucken, um den Umsatzeinbruch beim Blockbuster Diovan zu bremsen, schrieb das Fachportal bionity, als letztes Jahr die EU-Pharma-Beurteilungsagentur in ihrer Evaluation des Antrags auf Zulassung für Kinder und Jugendliche zu einem positiven Schluss kam:

Diovan war 2009 mit einem Umsatz von 6 Milliarden Dollar das wichtigste Medikament für Novartis. Allerdings stehen 2011 und 2012 Patentabläufe für das Medikament an. In der Regel büßt ein Originalprodukt nach dem Patentablauf durch die Konkurrenz von Nachahmermedikamenten (Generika) deutlich an Umsatz ein. Die Beantragung der Zulassung für Kinder ist eine Möglichkeit den Umsatzausfall abzumindern.
Leider gibt's aber in der EU offenbar zu wenig Kinder mit Bluthochdruck, die Novartis ausreichend stützen könnten. Drum u.a. wird Nyon geschlossen. Weil die Monopolrente von Novartis auf Pillen mit dem Wirkstoff Valsartan drin, wegfällt, wenn der Patentschutz darauf, der seit 1991 besteht, endet. 20 Jahre Exklusivität und jährliche Milliardenverkäufe davon und kaum bringen andere den Wirkstoff in Pillenform zum selben Preis oder günstiger, zieht Novartis die Notbremse? Im Communiqué vom 25.10. lesen wir:
Der [Quartals-]Umsatz der Diovan Gruppe (USD 1,4 Milliarden, -7% kWk) ging weltweit zurück, was auf die im ersten Quartal erfolgte Einführung eines Generikums von Valsartan in bestimmten Märkten zurückzuführen war. Die Produkte der Diovan Gruppe behaupteten ihre Position als weltweit meistverkaufte Markenmedikamente zur Blutdrucksenkung mit einem Anteil von 13,5% am Weltmarkt der Blutdrucksenker (Januar bis August 2011) gegenüber dem Marktanteil von 13,4% im selben Zeitraum des Vorjahres.
Diese Diovan-Generika kommen übrigens u.a. von Tochterunternehmen von Novartis. Ein apothekennahes Branchenportal schreibt dazu:
Für die Generikabranche gehört der Patentablauf von Valsartan im November zu den Großereignissen des Jahres. Rund 3,5 Millionen Mal wurde der Angiotensin-Antagonist in verschiedenen Varianten laut Arzneiverordnungsreport im Jahr 2009 zu Lasten der Krankenkassen verordnet; der Durchschnittspreis pro Packung lag bei 100 Euro. Den Mutterkonzern Novartis im Rücken, hat Hexal Mitte Juni das erste Generikum vorab auf den Markt gebracht - zum gleichen Preis wie das Originalprodukt.
In ihrer Firmenchronik bezeichnet sich Novartis 2005, nach der Übernahme von "Hexal" und "Eon Labs" als "Weltmarktführer für Generika". Man ist versucht zu denken: Ob als Novartispräparat oder als gleich- oder ähnlichpreisiges Generikum aus der Küche einer Tochter macht für den konsolidierten Konzerngewinn eigentlich kaum einen Unterschied. Und wenn der Preis nach 20 Jahren Monopolrente etwas nach unten rutscht, aber der Marktanteil konstant bleibt (wie Novartis schreibt), heisst das, dass der Stoff a) benötigt wird, und b) dank tieferer Preise der künftige Marktanteil von Originalpräparat und Novartistöchtergenerikum zusammen ev. sogar steigt. Ein Indiz dafür ist die Aussage im Novartis-Communiqué vom 25.10.:
Besonders erfolgreich waren wir in China, wo wir im dritten Quartal auf Konzernebene einen Zuwachs von 42% (+35% kWk) erzielten. Um diese Wachstumsdynamik fortzusetzen, entwickeln wir unser Portfolio der Division Pharmaceuticals in China weiter, wobei führende Marken wie Diovan für kräftige Zuwächse sorgen.
Umso stossender und nicht nachvollziehbar erscheint die Streichung der vielen Arbeitsplätze! Aber Behörden und Medien, ausser vielleicht work, sind offenbar durchsetzt von Novartisverstehern.


Und falls es jemand weiss, darf er mir flüstern, welcher Spin-Doctor der TagesWoche geflüstert hat, dass in Holland die Rahmenbedingungen bzw. Zulassungsbehörden bei neuen Medikamenten mindestens zwei Wochen (oder waren's vier?) speditiver sind, und infolgedessen blablubberdiblabberblup reden wir besser gar nicht über die Entlassenen...

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Habe

der EORTC vorhin mal die NZZ-Zahlen, die die TagesWoche (falsch!) rezykliert, zum Gegenlesen gemailt. Denn soviel weiss ich inzwischen "on the record" nach einem Telefonanruf: Eine solche "Untersuchung" der EORTC schwarz auf weiss hat die NZZ nie gesehen!

(mann, ububu, in was für einem scheissmetier arbeiten wir eigentlich!)

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Danke für die interessante Nachrecherche. Wie man es wendet und dreht, das Brimborium um die Bewilligungsverfahren für klinische Tests ist entweder reine Spiegelfechterei oder dann zumindest eine halbe Frechheit: Erst Leute entlassen und sofort über die Bande, also hintenrum, mit neuen Forderungen winken, sonst...

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Dabei

hatten Loser und Rockenbach die Sache vor der Nase! Sie schrieben ja sogar selber:

Die Unterschiede sind laut «NZZ am Sonntag» erheblich: In der Schweiz muss sich eine Firma im Schnitt 135 Tage gedulden, in Deutschland 53 und in Belgien 29. Mit dem neuen Gesetz über die Forschung am Menschen soll das Verfahren verbessert werden. Neu sollen Ethikkommission und Heilmittelinstitut eine Studie parallel prüfen und nicht mehr nacheinander. «Wir brauchen dafür in der Regel 20 Tage, das ist schon heute so», sagt Swissmedic-Sprecher Daniel Lüthi.
Die Diskrepanz zwischen den EORTC/NZZ-Zahlen und dem, was Swissmedic sagt, hätte sie eigentlich stutzig machen müssen. Wenn sich mein wohlbegründeter Verdacht erhärtet, dass die EORTC "Untersuchung" frei erfunden ist, und andererseits der Swissmedic-Sprecher ungefähr die Wahrheit sagt, löst sich der Popanz "viel zu lange Prüfungsdauer in der Schweiz für Gesuche um klinische Studien", den die NZZ aufgebaut hat, und den einige andere weitertrugen (Economiesuisse, WoZ, Aargauer Zeitung und Swissinfo, der baselstädtische Gewerbedirektor Malama in der TaWo: "Wir müssen etwas unternehmen und unseren Drang unterdrücken, alles überregulieren zu wollen"), in Luft auf.

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