Unverstanden


Unverstanden

Es ist nichts neues, dass die BaZ-Lokalredaktoren mangels Sachverstand unverständliches verzapfen. Der Aufmacher des heutigen Lokalteiles über die Saturday-Night-«Randale» ist allerdings ein besonders gelungenes Exemplar unfreiwilliger Komik. Die völlig verdrehte und faktenferne Schilderung der Ereignisse am Voltaplatz ist für besser Informierte schon ein Spass für sich. Richtig witzig wird's aber im Kommentar. Zwar bemüht sich Autor Kurt Tschan zumindest Ansatzweise um ein gewisses Verständnis für die Forderung nach Frei- und billigen Wohnräumen, beklagt aber, dass diese im Klirren eingeschlagener Fensterscheiben unterzugehen droht. Als wenn eine solche Diskussion ohne Geklirr überhaupt stattgefunden hätte. Mit nebulösen Formulierungen, wie «In dieser Unsicherheit kam es zusätzlich unter den Aktivisten selbst zu Auseinandersetzungen», versucht der Autor Hintergrundwissen zu simulieren um gleich im nächsten Satz gehörig auf dem Metaphernglatteis auszurutschen: «Ein Funke reichte, um das Fass zum überlaufen zu bringen.» Das vergleichsweise harmlose Entglasen der ekligen Christ und Gantenbein Überbauung, ein grösseres Lagerfeuer, und das Ausknipsen der Ampelanlage sind für den sensiblen Tschan bereits «Nackte Gewalt». Das die Verantwortlichen bewusst die direkte Konfrontation mit der, für einmal, zahlenmässig massiv unterlegenen Polizei vermieden haben und unpolitische Krawallmitläufer aus dem Nordstern an ungezielten Zerstörungsakten gehindert haben, ist dem Journalisten freilich entgangen. Das hätte ja das Eskalationsgeschwätz doch zu sehr als solches enttarnt. De Fakto war die Aktion wohl eher ein Schuss vor den Bug des Baudepartementes, der mit grösster Wahrscheinlichkeit absichtlich überhört wird, bis es denn mal wirklich zur Eskalation kommt, auf die ich, wie ich unumwunden zugebe, mich schon jetzt freue. Denn wie schon meine gestrenge Oma sagte: «Wer nicht hören will, muss fühlen.»


Und heute ...

... legt die Beste aller nach: Das Duo infernale Hauswirth ("Polizei war im Bild, griff aber nicht ein") und Suter ("Schmusekurs beenden", "hart durchgreifen") feuert aus allen Rohren auf Gass, der zu den Vorwürfen schweige resp. bei einem Amtstermin in der Westschweiz weile, statt hier zu sein, wenn man ihn einmal brauche. Ein richtiger Polizeidirektor hätte sich in Gummistiefeln in den Farbschlirggen auf dem Voltaplatz filmen lassen. Noch interessanter aber dünkt mich der Artikel von Michael Banerth im Regionalteil. Dort erfährt man, was die Gewaltchaoten überhaupt befähigt, dergestalt auszurasten: eine Mischung aus Bier, Speed und "Tilidin, einem Opioid, das die Schmerzen so sehr stillt, dass man mit blosser Faust dermassen auf eine Automotorhaube hauen kann, dass man die Knöchel im Blech sieht und trotzdem nichts spürt". HOT FUCK! Wenn du so drauf bist, hast du vermutlich nur noch das vor Augen:

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Ich bepiss mich!

Und heisst das zeug nicht Tilaudin?

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Nene, du.

Tilidin gibt's schon. Handelsübliches Valoron. Wenn er schon einen drauflegen will, hätte er den Kids ja mit Carfentanyl gefüllte Taucherflaschen andichten können.

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hm. Verharmlosung find ich in etwa gleich lächerlich wie Übertreibung. Für mich sah es nicht nach vielen kaputten Scheiben aus als ich am Sonntag da vorbei kam aber auch nicht nach wenigen.

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Aber Nackte Gewalt?

Exzesse? Eskalation? Komm mal wieder auf den Teppich. Wie alt biste denn? Oder blätter weiter zum Kulturteil oder geh' Sylvester mal in eine Pariser Banlieu spazieren. Oder lass dich einfach mal von drei Bu.. (mpf) Polizisten ordentlich mit Holzknüppel und Stiefel durchwalken. Dann können wir mal über die korrekte Verwendung von dramatisierenden Verben diskutieren.

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an der pressekonferenz vorhin...

... hat Gass eingeräumt, dass nur etwa 10 bis 15 personen sachbeschädigungen begangen haben. eine eskalation habe auch nicht stattgefunden. und interessanerweise wertet er die Revoltamatte nicht als 'besetzung', polizeiboss Lips spricht von einem 'anlass'.

mich beschleicht das gefühl, hier haben law-and-order-anhänger eine clevere pr-aktion gegen wen auch immer inszeniert. da scheinen einige nur darauf gewartet zu haben, dass es an der Voltamatte etwas lauter wird als vorbeidröhnende lastwagen, und schon waren sie da mit begriffen ('chaoten', 'linksextreme autonome', 'besetzer'), erklärungen (Gass wollte ja, aber die regierung hielt den armen tropf zurück) und anschuldigungen (natürlich alle linken). einige motzende anwohner waren auch schnell gefunden, und fertig war das brisante cocktail. als sich auch noch einige journis, teils aus ahnungslosigkeit, teils gezielt polemisch, drauf stürzten, ging die saat wunderbar auf. wer den diskurs beherrscht, beherrscht die köpfe.

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Die Diskurstheorie leuchtet zwar ein. ich frage mich aber, wem der "brisante cocktail" am ende am meisten nützt. ist das ein politisch orchestrierter katastrophen-journalismus, um die leute zu verschrecken und sie in die hände der svp zu treiben? oder macht sich hier ein verdrängungskampf auf dem medienplatz basel bemerkbar? zwar nicht mit brennenden holzscheiten und eingeschlagenen schaufensterscheiben, dafür ausgefochten mit der waffe des wortes. söldner, die sich zu jeder schandtat bereiterklären, finden sich in diesen rauhen zeiten ohne mühe. hauptsache die schandtat prangt fett auf der frontseite. das trio infernale suter/hauswirth/bahnerth (um mal nur in basel-stadt zu bleiben) ist charakteristisch für diese entwicklung. was das noch mit journalismus zu tun hat? leider sehr viel. denn die überzeugungstäter sind gleichzeitig auch opfer ihres mediums. ganz entziehen kann sich dem keiner. wenn es auch nicht immer mit so schweren charakterlichen defiziten wie in den genannten drei fällen einhergehen muss.

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Wuahaha!

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