right! Disclaimer: Ich bin ja selber Mitglied in dem Verein, ich darf das... ;-) Aber was ist eine LTI??? (sorry my incompetence, man kann ja nicht alles wissen)

Ur-Blogger Karl Kraus hat's erfunden. Populär gemacht hat es allerdings Goebbels, weswegen ich persönlich mit diesem Wort keine Kollegen bezeichnen würde. LTI = Lingua Tertii Imperii von Victor Klemperer. Jenseits der Commentiererei: Ein sehr empfehlenswertes Buch.

hat nie ausgelernt. Danke für den Hinweis.

Naja, müssen wir uns ein so schönes Wort («Journaille») vermiesen/wegnehmen lassen, bloss weil die Nazis es mitbenützt (nicht mal selbst erfunden) haben? Das wäre etwa so, wie der Mutter zum Muttertag die Blumen verweigern, weil die Nazis diesen Tag für ihr Herrenrassending missbraucht haben... (dito Tag der Arbeit)

die Nazis gebraucht und missbraucht haben, aus dem heutigen Wortschatz streichen würde, dann hätte man einige Lücken. Das zeigt Victor Klemperers Lingua Tertii Imperii, (Die vom Autor selber eingeführte Abkürzung LTI - der Titel des Buchs lautet "LTI - Notizbuch eines Philologen" - ironisiert übrigens die Vorliebe der Nazis für Abkürzungen (SS, HJ, BDM, KdF, Gestapo, Napola), aber auch "Aus dem Wörterbuch des Unmenschen" *von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm Süskind , das u.a. Begriffe aufführt wie intellektuell, organisieren, Sektor,tragbar, untragbar, Kulturschaffende, einmalig oder Zeitgeschehen.
Nichtsdestotrotz bin auch ich für einen vorsichtigen Gebrauch von "Journaille".

* Steht bei mir im Büro, kann man sich ausleihen

Das ist eine Stilfrage. Ich selbst würde es nicht tun. Ist bei Schweizern vermutlich anders, aber ich sehe bei dem Hassbegriff "Journaille" nur Goebbels vor mir, nicht Karl Kraus. Der Begriff steht nicht umsonst da drin. Das Argument "die Nazis haben das benutzt, aber dürfen wir uns das deswegen nehmen lassen?" wird übrigens auch von Revisionisten in Sachen Hakenkreuz benutzt ("Ist doch so ein altes indisches Symbol... Sollen wir uns das nehmen lassen... Unfair... Und jetzt weg mit dem Verbot verfassungswidriger Kennzeichen!"), was darauf hinweist, wie schwach es ist (-> Weltwoche -> "Political-Correctness"-Backlash). Es geht halt am Ende doch um den Grad der Überformung. Und da sehe ich "Journaille" zumindest in Deutschland und Österreich eher in der Ecke des Hakenkreuzes als in der der des Muttertags.

... mit der Journaille hab ich nicht gewusst. Werd ich nie mehr gebrauchen, das gelobe ich hiermit feierlich. Die Hakenkreuze auf Henrys indischen Streichholzschachteln werde ich aber nur wegkratzen, wenn Hamburg ein neues Autokennzeichen einführt.

@ulspegel: alle Wörter ginge ja gar nicht. Sonst würden uns die geläufigsten Wörter fehlen. Nicht nur wichtige Begriffe wie Mutter, Volkswagen, Autobahn etc., sondern auch die einfachsten Einsilber wie der, die, das etc.

es gemeint habe, sonst zeigt die Liste der Wörter, die ich am Schluss angegeben habe, um was es mir ging.

bei «journaille» immer noch zuerst an karl kraus. und dem würde man meiner meinung nach unrecht tun, wollte man seinen kampfbegriff nun nicht mehr benützen. andererseits: sollte wirklich eine mehrheit nur noch an den goebbels denken, würde das zwar ein trauriges bild vom bildungsstand der deutsch sprechenden zeichnen, wäre aber ein valabler grund, den begriff doch nicht mehr zu benützen. allein, ich wil's noch nicht glauben, dass dem so ist.