Abt. Klartext


baz 1.11.04 Seite 17

Abt. ach die Fakten ...

Seltsam dieser Kulturprotest, seltsam die Reaktion darauf: Kulturschaffende aus Basel protestieren per Inserat gegen die neu kostenpflichtige Ausgehagenda der baz, Herausgeber Matthias Hagemann nimmt Stellung – praktischerweise gleich gegenüber vom ganzseitigen Inserat. So lesen wir als auf der einen Seite (Hagemanns Stellungnahme): "Seit einiger Zeit agitiert eine kleine, aber aktive Gruppe von Kulturschaffenden haben gegen das neue Kulturmagazin der baz". Auf der anderen Seite (Inserat) nehmen wir zur Kenntnis, dass über 100 Institutionen den Protest mittragen. Nun gut: etwas erstaunt erfahren wir gleichzeitig, dass zum Beispiel der Allegra-Club im Hotel Hilton eine Kulturinstitution ist. (Und mit einem Blick auf die Boykott geschwächte, äusserst magere Agenda ertappen wir mit Gare du Nord gleich einen Boykottbrecher.)

Diese Kulturinstitutionen protestieren nun dagegen, dass die Einträge in der Kulturagenda ab heute etwas kosten. Sie protestieren, was den Herausgeber eigentlich freuen sollte, mit einem ganzseitigen Inserat, das zwischen 12'000 und 16'000 Franken gekostet haben dürfte.

Nun aber zum Inhalt der Debatte: Hagemann zitiert den Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl aus Lugano:
Schauen Sie sich doch den Konflikt um den Kulturteil bei der «Basler Zeitung» an. Da habe ich den starken Verdacht, dass ein kleines, gut organisiertes Kartell von Kulturschaffenden der Zeitung in einer Weise Schwierigkeiten macht, die überhaupt nicht gerechtfertigt ist. Wenn man nur ein Fünkchen darüber nachdenkt, was der durchschnittliche «BaZ»-Leser über Kultur wissen will, ist alles nicht so dramatisch.

Soweit das Zitierte, der Professor spricht aber weiter:
Dass eine Grossstadtzeitung ihren Kulturteil sehr stark als Veranstaltungsteil aufzieht, ist guter Leserservice.

Wenn die Grossstadtzeitung ihren Kulturteil als Veranstaltungsteil aufziehen würde ... Man könnte sich nun lange über die genaue Bedeutung einzelner Wörter streiten: Aber eine Ausgeh-Agenda, die nur, dafür aber gleich alles veröffentlicht, was zu zahlen bereit ist, die uns so darauf aufnerksam macht, was im Zürcher Theater am Hechtplatz läuft, während die Veranstaltungen des NICHT boykottierenden Theater Basel fehlen, eine solche Agenda ist doch kein Dienst am Leser.

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