Ein Akt der Wertschätzung


Tutanchamun höchstpersönlich muss helfen, das angekratzte Image des Reiselandes Ägypten in der Schweiz aufzupolieren.

"Auch als Museumsdirektor hat man Träume." Peter Blome, Direktor des Basler Antikenmuseums, träumt nicht gerade bescheiden. Umso erfreulicher, wenn sie wahr werden: Nach Paris 1967, London 1972 und Deutschland 1980/81 kann das Basler Haus als erstes europäisches Museum seit über 23 Jahren Prunkstücke aus dem Grab Tutanchamuns zur Schau stellen. Für das relativ kleine Museum bedeutet der königliche Besuch einen Quantensprung: Die Direktion rechnet mit rund einer halben Million Besucher in den sechs Monaten von April bis Oktober. Zum Vergleich: im gesamten Jahr 2002 zählte das Museum knapp 28’000 Besucher.

Dass das ägyptische Parlament die sagenhaften Schätze ausser Landes lässt, erstaunt selbst den Chef der ägyptischen Antikenbehörde Zahi Hawass: „Wir rechneten nicht unbedingt damit, dass wir mit unserer Anfrage Erfolg haben würden“, sagt Hawass. „Aber das Parlament gab die Schätze schliesslich als Zeichen der Anerkennung für die Schweiz frei.“ Als Anerkennung für die Hilfe der Schweiz beim Auffinden und der Rückgabe von geraubten Kunstwerken, wie Hawass präzisiert.

Nun ganz so glatt ging das Ganze nicht vonstatten. Der Freigabe der Grabschätze gingen ebenso lange wie knifflige Verhandlungen voraus. Dabei konnte das Basler Museum von glücklichen und unglücklichen Umständen zugleich profitieren. Doch der Reihe nach: Massgeblich am Zustandekommen der kleinen Ausstellungssensation beteiligt war Mamdouh Fawzi, ein in der Schweiz lebender ägyptischer Geschäftsmann, der den Baslern drei Jahre lang als Chefunterhändler gedient hatte. „Fawzi war es, der mit der Idee einer Tutenchamun-Austellung an uns herangetreten war“, verrät André Wiese, Leiter der Basler Ägyptenabteilung und somit auch verantwortlich für den Aufbau der Ausstellung.

Die Beweggründe des Unterhändlers waren aber nur in zweiter Linie museologischer Natur: Nach dem blutigen Terrorakt 1997 in Luxor, dem 36 Schweizer Touristen zum Opfer fielen, hat sich Fawzi zur Aufgabe gemacht, das arg angekratze Image des Reiselandes Ägypten aufzupolieren. „Die Schweizer gehörten stets zu den besten und treusten Gästen Ägyptens, die Tourismusindustrie ist auf sie angewiesen“, betont der Geschäftsmann, der bis vor kurzem selber Reisen nach Ägypten verkaufte. „So entstand die Idee, mit einer spektakulären Ausstellung in der Schweiz die Aufmerksamkeit wieder auf die attraktiven Seiten zu lenken, die das Land zu bieten hat“, sagt Fawzi. „Und mit was lässt sich das besser erreichen als mit dem Besten, was Ägypten vorzuzeigen hat: dem Schatz des Tutanchamun?“

Bei den Basler Museumsleuten rannte Fawzi mit dieser Idee natürlich offene Türen ein – zumal das Haus eh bereits konkret über eine Sonderausstellung mit ägyptischen Kunstwerken nachdachte. So konnte das Museum bereits zu Verhandlungsbeginn vor dreieinhalb Jahren auf einen ebenso wohlhabende wie freigiebige Fürsprecherin zählen: die Grossbank UBS, die dem Antikenmuseum traditionell und nichtz zuletzt auch aus persönlichen Gründen sehr nahesteht. UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel ist bereits seit Jahren Mitglied in der kantonalen Aufsichtskommission des Museums. Für das Museum eine segensreiche Besetzung: Die Grossbank hatte bereits den Bau der 2001 eröffneten Ägyptenabteilung finanziert und sich nach Auskunft von Konservator Wiese stets daran interessiert gezeigt, in der Folge auch als Presenting Sponsor einer Ägypten-Ausstellung in Erscheinung zu treten.

Wieviel Geld die Bank nun für Tutanchamuns Reise nach Basel springen lässt, möchte UBS-Sprecher Rudolf Bürgi nicht verraten. Es dürfte sich aber um einen nicht unbedeutenden Betrag handeln. Laut Auskunft von Zaha Hawass beträgt alleine die Summe für die Ausleihe vier Millionen US-Dollar – „plus weitere Zuwendungen im Wert von einer Million“. Das gesamte Geld fliesse in den Bau des neuen Ägyptischen Museums bei den Pyramiden von Gizeh. Der umtriebige Chef der ägyptschen Antikenbehörde denkt bereits darüber nach, die Schätze nach Basel gewinnbringend in die USA und nach Japan weiterreisen zu lassen.

In Europa indes wird das Basler Antikenmuseum die einzige Adresse bleiben. Dies könnte nicht zuletzt auch mit der Person Zaha Hawass selbst zusammenhängen. Der Direktor des Ägyptischen Museum in Berlin hat sich mit der Kritik an Hawass’ umstrittener Inszenierung der Erkundung eines Schachtes in der Cheopspyramide im Sommer 2002 äusserst unbeliebt gemacht. Und auf das British Museum in London fiel in Ungnade, als es sich weigerte, den berühmten Rosetta-Stein für eine dreimonatige Ausstellung nach Ägypten auszuleihen. Die junge Basler Ägyptenabteilung indes hatte noch keine Gelegenheit, sich im Mutterland der Schätze unbeliebt zu machen.

Supra Sprigi

„Tutanchamun – Das goldene Jenseits“ in Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig. 4. April bis 3. Oktober. Am 2. Februar beginnt der Vorverkauf über die Hotline 0800 22 00 33


*ächz*

das antikenmuseum muss den rosetta-stein nicht ausleihen - sprigi wird einfach wieder einen langen text liefern, der alle erschlägt.

gruss
r.

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