Warum sucht Aznar so penetrant die Nähe zu Bush und Blair? Kann mir das mal einer erklären? Meine private Verschwörungstheorie geht etwa so: Am 5. Februar war der Basler Zeitung zu entnehmen: Anspruch auf EU-Förderung haben Regionen, deren durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen unter 75% des EU-Durchschnittes liegt (so genannte Ziel-1-Gebiete). Das ist heute in Portugal, Spanien, Griechenland, Süditalien sowie in den ostdeutschen Regionen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg der Fall. Rein durch den statistischen Effekt - das Durchschnittseinkommen sinkt - werden nach der Erweiterung Portugal, Südspanien, Thüringen und Sachsen knapp sowie Nordspanien, Brandenburg und Sachsen-Anhalt deutlich über diese Schwelle zu liegen kommen. Also: Nach der EU-Ost-Erweiterung gibt's für weite Gebiete Iberiens kein Manna mehr aus Brüssel. Spanien, und insofern auch Aznar, geht also harten Zeiten entgegen. Darum meidet er die, die ihm das eingebrockt haben und sucht die Nähe zu Gleichgesinnten wie Grossbritannien. In der St. Galler Zeitung vom 25.10.2002 stand nämlich: Schröder und Chirac einigten sich auf Kosten ihrer jeweiligen Verbündeten im Agrarstreit. Deutschland lässt Grossbritannien in dessen Bemühen, Rabatt zu erhalten, allein. Dieser war 1984 gewährt worden, weil Grossbritannien für seine kleine Landwirtschaft und für die Strukturpolitik kaum EU-Mittel erhält. Schon heute ist das Königreich mit vier Milliarden Euro der zweitgrösste Netto-Zahler. Ohne den Rabatt stiege der Netto-Beitrag auf sieben Milliarden Euro. Die Begrenzung der Strukturhilfen trifft Spanien, Griechenland, Portugal und Irland, die bisher am meisten aus den EU-Strukturfonds erhalten. Sie werden nach 2006 hinter den Neu-Mitgliedern zurückstehen müssen. Also: Es gibt eine merkwürdige Deckungsgleichheit der Verlierer im Poker um EU-Agrar- und Strukturförderungs-Milliarden und der Ja-Sager zum Bush-Krieg. Aber Achtung: Auch die Gewinner, die Beitrittsländer in Osteuropa, stehen zu Bush. Was jetzt? Kein Beweis für gar nix!