"Mit Bezug auf den sexuellen Trieb sahen wir jedoch, dass durch die sexuelle Betätigung die Libido sexualis des Weibes sich in der Regel erst entwickelt, während sie vorher meistens in einem unbestimmten Sehnen bestand. So kommt es vielfach vor, dass ontogenetisch die Libido sexualis etwas älterer Frauen (zwischen 30 und 40 Jahren) am stärksten wird. Diese pflegen sich sehr leicht dann in jüngere Männer zu verlieben. Auch sie sind, wie die Männer, durch Uebung geriebener (sic!) geworden und verstehen sich vorzüglich darauf, junge, entzündbare, unerfahrene Männer für sich zu gewinnen, gelegentlich sogar Unmündige zu verführen. Derartige Verbindungen, die man besonders bei Witwen sehr häufig trifft, pflegen jedoch selten glücklich zu verlaufen; denn solche Frauen werden begreiflicherweise sehr leicht eifersüchtig und ihre Männer sehr bald ernüchtert und verdrossen. Es entspricht im allgemeinen der Norm einer monogamen Verbindung, wenn der Mann 6-12 Jahre älter ist als seine Frau und die Frau nicht nach 25 heiratet."
A. Forel: "Die sexuelle Frage", 17. Auflage 1941, Rascher Verlag, S. 176 ff.