Abt. Mikropolitik - heute: Die Abrissbirne droht


Der Verein Wasserstrasse teilt mit - und wir leiten das gerne im O-Ton weiter:

Medienmitteilung des Vereins Wasserstrasse

Basler Behörden wollen günstigen Wohnraum abreissen – Bewohnerinnen und Bewohner wehren sich

Vor Kurzem wurde der Verein Wasserstrasse von den Behörden über den aktuellen Stand der Planungen der IWB und der Schulhauserweiterung informiert. Laut der IWB sind alle Umbau- und Erweiterungspläne, die die Häuser an der Wasserstrasse gefährdet hätten, vom Tisch. Zudem hat der Regierungsrat im November 2014 darüber informiert, ein neues Schulhaus auf dem Lysbüchelareal anstelle einer Erweiterung des Voltaschulhauses zu eröffnen.

Damit steht dem Erhalt sämtlicher Wohnhäuser an der Wasserstrasse eigentlich nichts mehr im Wege – sollte man meinen. Dennoch beharrt das Planungsamt des Kantons darauf, eines der Häuser, die Nummer 39, nicht wie versprochen der Genossenschaft Gnischter zu überlassen und zum Abriss freizugeben.

Unglaubwürdige Argumente der Behörden

Weshalb der Kanton weiterhin günstigen Wohnraum abreissen will, ist unklar. Man gab uns verschiedene Gründe für einen Abriss. Erstens stehe das Haus zu nahe am Schulhaus, was nicht den aktuellen Brandschutzvorschriften entspräche. Zweitens sei ein Durchgang vom Schulplatz zur Dreirosenbrücke geplant, der den Abriss erforderlich mache. Drittens brauche es eine Zufahrtsmöglichkeit für die Feuerwehr.

Alle drei Argumente sind nicht einleuchtend. Zum Brandschutz: Nirgends werden Häuser abgerissen, um aktuellen Bestimmungen zu entsprechen; man stelle sich einmal vor, die Häuser in der Innenstadt müssten sich an solche Vorschriften halten. Solche Bestimmungen gelten nur bei Neubautprojekten.

Auch in Bezug auf den Fussgängerdurchgang ist die Haltung der Behörden nicht nachvollziehbar: Der Abstand zwischen dem Schulhaus und der Nr. 39 beträgt über 6 Meter. Das reicht für einen Fussweg längst aus.

Der dritte genannte Grund ist ebenso wenig stichhaltig. Die Feuerwehr hat zum jetzigen Zeitpunkt schon Zugang zum Schulhaus von zwei Seiten: durch die Wasserstrasse und von der Müllhauserstrasse.

Familien, Rentner und Studenten bangen um ihr Haus

Die Haltung des Kantons ist insgesamt nicht verständlich. Entsprechend empört reagieren die und Bewohner der Wasserstrasse, insbesondere jene, die im Haus Nr. 39 wohnen.

«Mein Name ist Josema ich bin 34 Jahre alt. Ich wohne seit Oktober 2014 in der Wasserstrasse 39. Ich bin freier Theaterschaffender und habe ein geringes Einkommen. Es ist sehr wichtig für mich, dass es bezahlbare Wohnungen gibt. Mit mein Lohn kann ich mir in Basel keine «normale» Wohnung leisten. Ohne diese Möglichkeit an der Wasserstrasse, müsste ich wahrscheinlich zurück zu den Eltern oder bei einem Freund ins Wohnzimmer ziehen. So geht es vielen Menschen, ich bin keine Ausnahme.»

«Ich wohne mit meiner Familie schon 47 Jahre im Haus. Meine Frau und ich sind pensioniert. Seit Jahren plagt uns die Unsicherheit über die Zukunft unseres Heims. Dass die Stadt immer noch unser Haus abreissen will, können wir nicht verstehen. Wir möchten gerne hier bleiben, aber die ungewisse Zukunft macht uns zu schaffen.»

«Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern. Bevor ich hierher gezogen bin, habe ich sehr lange auf dem Wohnungsmarkt gesucht und nichts gefunden, das ich mir leisten konnte. Zum Glück konnte ich dann diese Wohnung an der Wasserstrasse 39 von meiner Schwester übernehmen. Hier ist ein idealer Ort, um Kinder aufzuziehen: Der Schulplatz ist autofrei, es hat immer viele andere Kinder. Die Mütter und Väter aus der Nachbarschaft kenne ich alle, wir helfen uns gegenseitig. Meine Kinder haben eine sehr enge Beziehung zu den Nachbarskindern aufgebaut. Wir sind im Quartier verankert, Kita und Kindergarten sind hier. Wenn ich hier wegziehen muss, wäre es auch für sie schlimm. Zudem wüsste ich nicht, wohin und ob ich mit meinem Einkommen eine Wohnung finde.»

Vielfältige Kampagne der Bewohner zur Verhinderung des Abrisses

Offensichtlich konnte sich die Verwaltung in der vorberatenden Bau- und Raumplanungskommission durchsetzen. Der Grosse Rat wird in den kommenden Wochen über das Geschäft zu entscheiden haben. Wir hoffen nun darauf, dass der Grosse Rat sich nicht von den wackligen Argumenten der Verwaltung blenden lässt.

Um das Haus zu retten, werden die BewohnerInnen des Hauses zusammen mit dem Verein Wasserstrasse eine grosse Informationsoffensive starten. Wir wollen die Öffentlichkeit und die ParlamentarierInnen davon überzeugen, dass ein Abriss eines über 100-jährigen Hauses völlig unnötig ist, die Menschen in der Stadt leiden schon genug unter der Wohnungsknappheit. Mit einer Demonstration, die der Verein Wasserstrasse gemeinsam mit Mietern anderer vom Abriss bedrohter Häuser in der Stadt organisiert, wollen wir die Aufmerksamkeit auf unser Anliegen lenken und Druck auf Politik und Behörden aufbauen.

Kein Abriss von günstigem Wohnraum!

www.wasserstrasse.ch info@wasserstrasse.ch Tel: 076 714 70 62 (Mo.–Fr. 9:00–12:00 & 14:00–18:00)

Dem ist an sich nichts hinzuzufügen, ausser der Bitte um Kenntnisnahme durch die angesprochenen PolitikerInnen und dieser Streetview-Ansicht des Schulhausplatzes, an dessen hinterem Ende sich Haus Nummer 39 befindet:



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Kontakt:
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Basel
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