Abt. behauptete Trends - heute: Stadtwohnen


Es sei ein Trend: Man wohne wieder vermehrt in der Stadt, ist da und dort zu hören. Vor allem aus interessengebundenen Kreisen, die mit Architektur und Stadtentwicklung im weiteren Sinne zu tun haben. Lässt sich der behauptete Trend belegen? Vielleicht ist ja was dran!

Schauen wir die Zahlen des Statistischen Amtes an.

Wieviele ziehen von Basel nach Agglo-Gemeinden? Wieviele aus der Agglo nach Basel? Und wie sieht der Saldo aus?

Der Saldo ist, ausser 1993, immer negativ.

Wieviele ziehen aus Basel "nach Restschweiz" (Agglo ausgenommen)? Wieviele ziehen aus der Restschweiz (Agglo ausgenommen) nach Basel? Und wie sieht der Saldo aus?

Der Saldo ist seit ein paar Jahren schwach positiv. Ansonsten uneindeutig, resp. ausgeglichen bis schwach negativ.

Und jetzt fügen wir zur ersten Grafik noch den Verlauf des Hypozinses (variable Hypotheken, Skala am rechten Rand!) hinzu:

Dann sehen wir, dass in den vergangenen 34 Jahren nur hohe Hypozinsen die Stadtflucht der Ansässigen etwas bremsen konnten - und der Saldo auf etwa Null anstieg. Sobald die Zinsen in den Sinkflug übergingen, war der Saldo kurz darauf wieder deutlich negativ.

Und das mit dem Trend zum Stadtwohnen? So richtig klar ist der Trend nicht. Ausser man interpretiert den in den letzten Jahren in ganz kleinen Schritten weniger negativ werdenden Agglosaldo (2006: -1501, 2013: -1190) und den in etwa demselben Zeitraum schwach positiven Restschweizsaldo dahingehend. Kann man natürlich machen.

Warum steigt dann die Bevölkerungszahl des Kantons Basel-Stadt seit ein paar wenigen Jahren ganz sanft wieder an? Das ist eine ganz andere Geschichte!


das habe ich nicht verstanden

Das bei tiefen Hypothekar-Zinsen mehr gebaut wird, ist einleuchtend, aber warum soll ein Zusammenhang bestehen "aus Agglo" vs "nach Agglo"? Das verstehe ich nicht.

Und: Habe ich dies jetzt richtig verstanden: Das Wachstum in Basel-Stadt geschieht vor allem wegen der Zuwanderung? Dann hätte die SVP nicht ganz falsch und es wäre auch erklärbar, warum man bei den grossen Baufirmen tatsächlich eine Verunsicherung spürt seit der Einwanderungsinitaitive.

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Das mit dem Hypozins könnte so zusammenhängen: Je höher der Hypo, desto weniger Städter_innen können sich ein Häuschen im Grünen leisten. Also bleiben sie vermehrt in der Stadt. Sobald die Zinsen sinken, wird für einige das Häuschen wieder möglich. Also steigt die Zahl der in die Agglo Zügelnden wieder an. Ist vielleicht eine etwas gar einfache Logik. Aber mal ein Versuch.

Und zum Bevölkerungswachstum: Das basiert alleine auf Zuzug aus dem Ausland.

Die verschiedenen Prognosen / Szenarien des Statistischen Amtes für die nächsten Jahrzehnte nehmen an, dass andauernd mehr Menschen aus Basel-Stadt weg in einen anderen Kanton ziehen, als umgekehrt (wie seit 1994 bereits der Fall - siehe oben). Die Zahlen schwanken zwischen durchschnittlich -500 und -1'000 Personen pro Jahr. Diesem ungebrochenen so genannten "interkantonalen Wanderungsverlust" stehen in allen drei Szenarien andauernde so genannte "internationale Wanderungsgewinne" gegenüber, zwischen durchschnittlich +1'800 und +500 pro Jahr.

Das heisst konkret: Ohne Zuzug von Menschen aus dem Ausland wäre die Bevölkerungszahl von Basel-Stadt also definitiv nicht zu halten, geschweige denn zu steigern.

Basel-Stadt ist offensichtlich 1. für bereits anderswo in der Schweiz wohnhafte Menschen netto (!) zu wenig attraktiv, um hier her zu ziehen. Und 2. netto (!) zu wenig attraktiv für die Ansässigen, um hier zu bleiben. "netto" meint: Anzahl Zuzüger aus CH minus Anzahl Wegzüger nach CH. Natürlich ziehen Menschen von woanders in der Schweiz hier her. Aber unter dem Strich eben weniger, als weg ziehen. Drum ist der Saldo negativ

Und die offiziellen Prognosen rechnen auch nicht damit, dass sich das in den nächsten 20 Jahren gross ändern wird oder gar ins Gegenteil kehrt.

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