Abt. Steuerprognosen - heute: Big Pharma in Basel


Die BaZ erzählt heute im Wirtschaftsteil eine Studie von "Evaluate" nach über die Zukunft u.a. von Novartis und Roche. Sie prognostiziert den beiden bis 2018 ein zweistelliges Umsatzwachstum bei den verschreibungspflichtigen Medis: Novartis: plus 15,4%, Roche: plus 26,1%. Die für Basel-Stadt wichtige Frage zu beantworten, hat das Blatt allerdings vergessen:

Was bedeutet das für die Kantonsfinanzen?

(Unter der Annahme, dass das Orakel von "Evaluate" halbwegs richtig liegt.)

Alles muss man selber machen! Roche erwirtschaftete 2012 einen Konzerngewinn von 9,77 Milliarden CHF bei einem Umsatz von 45,4 Milliarden CHF. Das ergibt eine Umsatzrendite von sagenhaften 22%. Novartis erreichte 2012 56,7 Milliarden Dollar Umsatz und machte daraus 12,8 Milliarden Dollar Reingewinn. Das sind ebenfalls sagenhafte 22% Umsatzrendite.

Die Gewinnsteuern juristischer Personen in BS beliefen sich 2012 derweil auf 560 518 [sorry, bin eine Spalte verrutscht] Millionen CHF. Keine Ahnung, wie hoch daran der Anteil von Roche und Novartis tatsächlich ist. Vermutlich sehr hoch. Ihn zu drücken, ist z.B. Novartis' oberste Maxime, wozu der Konzern Eva Herzog auch schon mal die Pistole an die Schläfe setzte. Aber lassen wir das. Das ist im Kapitalismus halt so. Rechnen wir weiter!

Nehmen wir an, Novartis und Roche steuern einen Anteil von - konservativ geschätzt - 80% an die kantonalen Steuereinnahmen von Juristischen "Personen" bei. Dann sind das, gerundet, 450 415 Mio CHF [sorry, bin eine Spalte verrutscht] . Dies bei einem kombinierten Umsatz der beiden von, gerundet, 95 Milliarden CHF.

Wie entwickeln sich die Zahlen bis 2018?

Nehmen wir in erster Näherung mal an, der Steuer-Anteil bleibt konstant (ich hör schon den Einspruch von Lukas Engelberger; den übersehen wir für den Moment geflissentlich).

Wenn Evaluates Prognose zutrifft, steigt der kombinierte Umsatz von Novartis und Roche alleine aus dem Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten bis 2018 auf 99,8 Milliarden Dollar, oder 91 Milliarden CHF. Das sind, grob geschätzt jeweils 80% der Konzernumsätze, denn daneben haben beide noch andere Abteilungen (Diagnostics usw.). Wieder grob geschätzt ergibt sich daraus ein kombinierter Gesamtumsatz der beiden anno 2018 von, aufgerundet, 114 Milliarden CHF.

Nehmen wir mal an, die Multis quetschen in den kommenden Jahren dieselbe Umsatzrendite aus ihren Leuten und dem Gesundheitssystem. Und die beiden liefern auch grob einen ähnlichen Prozentsatz davon an Steuern ab (Jetzt nicht, Leuenberger, Nein!).

Dann sollte, wieder sehr grob geschätzt, der Betrag, den Novartis und Roche zusammen anno 2018 in die kantonale Steuerkasse abliefern, von 450 415 Mio. (2012) [sorry, bin eine Spalte verrutscht] auf 540 Mio (2018) steigen.

Fazit (wenn die infamy-Spekulationen zutreffen) :

Ausser Lukas Leuenberger und Pharma-Konsorten setzen sich durch mit ihren Forderungen nach weiteren massiven Senkungen des maximalen Gewinnsteuersatzes, stehen dem Kanton bis in 5 Jahren also rund 100 Millionen Franken Mehreinnahmen in Aussicht. Immer vorausgesetzt, das Evaluate-Orakel taugt etwas - und es dient nicht primär dazu, die bereits hohen Aktienpreise kurzfristig weiter nach oben zu treiben…

P.S. Der Abschnitt im BaZ-Artikel ist auch interessant:

Das Pharma-Absatzpotenzial in den Wachstumsregionen wird auch in fünf, sechs Jahren noch erheblich sein. Der Blick auf die Medikamentenausgaben pro Kopf macht dies deutlich: In den USA wurden 2012 rekordhohe 8900 Dollar pro Kopf ausgegeben. In der EU waren es umgerechnet rund 3500 Dollar. Fundamental andere Massstäbe gelten für die Brics-Staaten: Hier lag Brasilien mit rund 1000 Dollar vor Russland mit 900 Dollar, China stand mit 300 Dollar zu Buche, Indien mit weniger als 100 Dollar. Für die weitere Entwicklung dieser Märkte wird nicht zuletzt die weitere Ausgestaltung der nationalen Gesundheitssysteme eine wichtige Rolle spielen. Noch ist der Anteil der selbst finanzierten Medikamentenkosten zu hoch für teure Therapien wie insbesondere Krebs – obschon immer mehr Pharmafirmen mit flexiblen Preismodellen operieren.
Etwas zugespitzt interpretiert klingt dies so: Erst wenn die BRICS ausgebaute Krankenversicherungssysteme haben, über die hohe Medikamentenpreise sozialisiert werden können, schenken die Märkte für Big Pharma so richtig ein…


Wunderbar

....sollen doch die Brics- Staaten mal vorwärts machen mit den Gesundheitskosten, dann ( Engelberger vorbehalten) kommen wir, nach den Primärabschöpfern in den eins zu zwölf verschonten Häusern, zu unseren Scherflein...ach, sind die Aussichten doch erfreulich....

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