Abt. Platzverschwendungsförderung - heute: Claraturm


Der verschwenderische Umgang mit Wohnraum ist in Basel offizielle Politik und wird aktiv gefördert. Das ist ein Fakt. Die Regierung berechnet den angeblichen "Entwicklungsbedarf" auf verantwortungsloser, unökologischer, rein kapitalinteressengetriebener Grundlage! Wir rechnen’s euch, aus aktuellem Anlass, gerne nochmal vor.

Das ist eine Grafik aus dem Ratschlag mit dem so genannten "Wohnraumfördergesetz" (Seite 51, Abbildung 15), das eine Mehrheit der Stimmenden unlängst angenommen hat:

Sie belegt unzweideutig, dass die Regierung mehr als die Hälfte des behaupteten "Entwicklungsbedarfs" bis 2030 herbeimanipuliert mit der Fortschreibung einer angenommenen "Zunahme der Wohnfläche pro Person"! Mehr als die Hälfte stammt nicht aus realem Bedarf aufgrund des Bevölkerungswachstums. Mehr als die Hälfte ist rein wachstumsideologisch motivierte, verschwendungsbejahende Behauptung. Wenn 2030 tatsächlich 8’000 Menschen mehr in Basel leben, soll bis dahin nicht Wohnraum für 8’000 Menschen mehr entstehen, sondern, "on the record", für 17’400 Menschen, wenn es nach dem Willen der Regierung geht. 9'400 der 17'400 sind aber nur Gespenster. Nichts anderes besagt obige Grafik! Das ist antiökologisch, unnachhaltig und bedient, mit den daraus abgeleiteten, falschen, Argumenten lediglich die Interessen der Bauwirtschaft!

So sähe die Grafik, vom Kopf auf die Füsse gestellt aus, wenn wir die Wohnfläche pro Person konstant halten bei den aktuellen 42m2 pro Nase (vom Säugling bis zur Greisin!):

Das heisst nicht mehr und nicht weniger als:

Die Gebiete "laufende Planungen Stadtrandentwicklungen" (= z.B. geplante Wohnhochhäuser auf der Höhe des Kraftwerks Birsfelden auf der Kleinbasler Seite), die "Nutzung von Ausbaureserven im bestehenden Zonenplan", die "Umnutzung von Büro- und Gewerbeliegenschaften" und, last but not least, die "Eignungsräume für zusätzliche Verdichtungsplanungen in den Quartieren (Aufzonungen, kleine Arealentwicklungsprojekte, Hochhäuser)" der Baulobby zum Frass vorzuwerfen, ist schlicht und ergreifend unnötig! Es gibt dafür objektiv keinen Bedarf. Ausser, man will antiökologisches, unnachhaltiges Bauen und Wohnen fördern.

Die "Arealentwicklungen bereits planungsrechtlich gesichert" und die "laufende Planungen Transformationsgebiete" reichen so gut wie aus, um den zusätzlichen Wohnraumbedarf in Basel zu decken, auch wenn bis 2030 8’000 Menschen mehr in der Stadt wohnen. Alles andere ist pure und reine Verschwendung und ist nur sinnvoll, wenn man antiökologisches, unnachhaltiges Bauen und Wohnen fördern will...

But wait, there's one more thing!

Die gesamte "Wohnraumentwicklungsstrategie" der Regierung fusst, wie oben belegt, zu mehr als der Hälfte (siehe erste Grafik) auf der Behauptung, der "Flächenverbrauch" wachse weiter (Gegenvorschlag, S. 39).

Fakt ist aber: Seit 10 Jahren ist die Wohnfläche pro Person in Basel-Stadt nahezu konstant! Sie nimmt quasi NICHT zu! Nach neueren Methoden erfasst und berechnet, standen, laut Auskunft von Peter Laube, Vizechef des Statistischen Amtes Basel-Stadt, im Jahr 2000 jeder Person im Kanton 41 m2 zur Verfügung. 2011 waren es 42 m2. Die Wachstumsrate hat sich seit 1990 alle zehn Jahre halbiert. Sie betrug in den letzten 11 Jahren (41m2 -> 42m2) rund 2,5%.

Zusammengefasst wird daraus: "blau" die feuchten Träume der Regierung, die sie im Basisratschlag zur Zonenplanrevision auf S. 24 und im Ratschlag zum WRFG auf S. 39 ventilierte (die sind objektiv veraltet, falsch und ev. absichtlich aufgeblasen!), "rot" die 2013 aktualisierten Zahlen des Statistischen Amtes, das (aus Loyalität zur Regierung?) in Zukunft eine weitere lineare Steigerung von 2,5% behauptet, "gelb" die umwelt- und stadtpolitisch erstrebenswerte Linie mit 42m2 pro Person als Grenze des Wachstums:

Aus der blauen, beruhend auf objektiv falschen, veralteten Wachstumszahlen, ergibt sich bis 2030 der in der obersten Grafik behauptete "Entwicklungsbedarf" (weil 46m2 / Person anno 2030). Aus der roten, korrigierten, aber immer noch wachstumsgetriebenen (44m2 / Person anno 2030), ergäbe sich bereits ein deutlich kleinerer. Mit der stadtpolitisch und ökologisch wünschbaren gelben (die aktuellen 42m2 / Person als Grenze des Wachstums) läge der "Entwicklungsbedarf" bei real 8'000, wenn 8'000 zuziehen (siehe zweitoberste Grafik).

Interessanterweise entspricht der 2013 vom Statistischen Amt im Prinzip erkannte, erfreuliche Trend zum Nullwachstum beim Flächenbedarf in Basel (den die Regierung z.B. in ihrer Argumentation pro "WRFG" bewusst nahezu vollständig ausblendete!) ziemlich exakt dem Trend und dem Wert in Zürich! Die Verhältnisse dort:

But wait, there's one more thing!

Das "Swiss Real Estate Institut" (Gründer: HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich, KV Schweiz und Schweizerischer Verband der Immobilienwirtschaft SVIT) schreibt übrigens im "Executive Summary" seiner im Dezember 2012 erschienenen Studie "Verdichtung der städtischen Wohnbevölkerung - Modellierung des Potenzials durch 1‐2 zusätzliche Wohngeschosse in attraktiven städtischen Quartieren":

In etwa fünf Jahren wird eine Verdichtung der Städte nur noch im Bestand möglich sein. Voraussetzung dafür wird sein, dass ein öffentliches Bewusstsein und die rechtliche Zulässigkeit für höheres Bauen in zentralen Wohnquartieren vorhanden sind sowie Anreize geschaffen werden, dass diese Potentiale auch genützt werden. Höher Bauen soll nicht etwa der Bau von Hochhäusern sein, sondern eher eine Aufstockung um wenige Geschosse, dafür über mehrere Liegenschaften verteilt. Die Städte müssen die planerischen Voraussetzungen dafür jetzt schaffen und neue Spielräume jedem einzelnen Eigentümer kommunizieren.
Für Basel-Stadt hiesse Letzteres z.B. eine Zonenplanrevision, die ihren Namen verdiente. Eine Zonenplanrevision (wann kommt die endlich ins Parlament?), die gleich lange Spiesse für alle schaffte, in dem sie den Vorschlag des "Swiss Real Estate Institut" aufnähme und in "attraktiven städtischen Quartieren" allen Playern die Möglichkeit zur Aufstockung um 1 bis 2 Geschosse ermöglichte. Das würde schlagartig den Extrawürsten und Sonderregelungen für Grossinvestoren à la UBS-Immobilienfonds den Garaus machen. Wer braucht ein 100 Meter hohes Wohnhochhaus mit politisch durchgeboxtem Sonderbebauungsplan als Renditeobjekt eines privaten, gewinnorientierten Immofonds, wenn viele kleinere lokale Immobilienbesitzer und Bauträger ihre Dächer umstandslos um bis zu 2 Stockwerke heben dürfen, wenn sie wollen?

Darum, mal ganz unter uns: Warum macht ihr euch freiwillig zu nützlichen Idioten dieses Profitcenters des 6,7 Milliarden schweren UBS-Immobilienfonds? Warum wollt ihr den Fondsmanagern ihre Probleme lösen auf Kosten der Stadt?

Das Projekt Claraturm gehört aus politischen, architektonischen und städteplanerischen Gründen so lange verzögert, bis es dem Immofonds aushängt, er die Häuser verkauft, und dort gemeinnütziger Wohnraum auf der Basis der bestehenden Bausubstanz entstehen kann!



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