peyrol, 25. September 2013 um 23:10:00 MESZ Abt. Neue Lyrik - Heute: Das Gedicht von gestern 35,6 prozent 35,6 prozent ja!
an jenem sonntag im späten herbst 1989
fühlte sich diese alte schweiz
plötzlich so frisch und reizvoll an
sie schmeckte wie bier aus der dose
sie roch nach selbst gedrehten zigaretten 35,6 prozent ja!
eine gruppe von spinnern, kommunisten und faulenzern
undankbaren töchtern und missratenen söhnen
hatte für ihre initiative zur armeeabschaffung
so erstaunlich viele prozente
an zuspruch erhalten 35,6 prozent ja!
ich sah mich im begriff
an weltgeschichtlichen vorgängen teilzunehmen wenn man sich vor augen hält
was kurze zeit später in den neunzigerjahren
vor sich ging:
die selbstzersetzung der bürgerlichen
der permanente bürgerkrieg zwischen freisinn, cvp und svp
wie sich die schweiz im zeichen einer
von aussen aufgedrängten vergangenheitsbewältigung
unter anleitung von professor bergier
einer art gehirnwäsche unterzog 35,6 prozent ja!
es schmeckte wie bier aus der dose
es roch nach selbst gedrehten zigaretten
doch ich missratener sohn
nahm teil am ende
einer schweiz
die ich inzwischen vermisse markus somm
patpatpat, 26.09.13, 20:28
Ein bisschen
Kontext dazu, bitte. Stammt das aus der WoZ-Phase des Wädenswilers? ... Link
peyrol, 27.09.13, 01:45
Kontext
Nein, es ist wörtlich sein BaZ-Kommentar vom Dienstag, mit ein paar Strichen, Wiederholungen und Zeilenumbrüchen versehen. ... link
empe, 27.09.13, 12:19
wörtlich ja, ...
... aber ein bisschen sehr frei gekürzt und umgestellt. hier zum vergleich das original: Die Niederlage, die ein Sieg ist 35,6 Prozent Ja! Als sich an jenem Sonntag im späten Herbst 1989 abzeichnete, dass die GSoA, diese aus Sicht des bürgerlichen Establishments lästige Gruppe von Spinnern, Kommunisten und Faulenzern, dass diese Ansammlung von undankbaren Töchtern und missratenen Söhnen für ihre Initiative zur Armeeabschaffung so erstaunlich viele Prozente an Zuspruch erhalten würde, fühlte sich diese alte Schweiz, die wir verachteten, plötzlich so frisch und reizvoll an. Sie schmeckte wie Bier aus der Dose und roch nach selbst gedrehten Zigaretten. Ich war GSoA-Mitglied und sah mich im Begriff, an weltgeschichtlichen Vorgängen teilzunehmen. Welches Land auf diesem Planeten war schon je so weit gegangen und hätte beinahe die eigene Armee beseitigt? Per Volksbeschluss. Auf eine besonders subversive Art waren wir damals die grössten Patrioten. Linker Stolz. Fast drei Jahrzehnte später erreicht die GSoA mit ihrer Initiative zur Aufhebung der Wehrpflicht noch 26,8 Prozent. Ein Debakel, das alle voraussahen – trotzdem muss es die neue Generation der Pazifisten schmerzen. Vielleicht gibt es nichts Peinlicheres als einst fortschrittliches Gedankengut, das in die Jahre gekommen ist – wie ein Star, der nicht mehr singen kann und über die Bühne stolpert. Man kann die Rebellion nicht beliebig oft wiederholen. Einmal hat man gewonnen – und siegt sich nur noch zu Tode. Die GSoA hat längst gewonnen. Denn bei aller Trauer: Was die GSoA damals anstrebte, was sie berauschte, war ja nicht die Auflösung der Armee im engeren Sinne, was – wie wir alle wussten, nie stattfinden würde –, sondern es ging darum, das zentrale Nervensystem des schweizerischen Bürgertums an der Macht zu treffen, es zu stören und durcheinanderzubringen, sodass diese selbstbewusste Bourgeoisie, die sich auf die Armee stützte, am Ende nicht mehr handeln und nicht mehr herrschen konnte. Wenn man sich vor Augen hält, was kurze Zeit später in den Neunziger- jahren vor sich ging: Diese Selbstzersetzung der Bürgerlichen, dieser Absturz in den permanenten Bürgerkrieg zwischen Freisinn und CVP und SVP; wenn ich mich erinnere, wie die Schweizer im Zeichen einer von aussen aufgedrängten Vergangenheitsbewältigung unter Anleitung von Professor Bergier einer Art Gehirnwäsche unterzogen wurden: Von der alten bürgerlichen Schweiz, die die GSoA aus den Angeln heben wollte, ist fast nichts übrig geblieben. Gewiss, nicht alles ist auf die GSoA zurückzuführen, das wenigste wohl – und doch verkörperte ihre Initiative wie kaum etwas anderes das nahe Ende einer Schweiz, die ich inzwischen vermisse. Ich vermisse sie mehr als die wilden Tage bei der GSoA. ... link
friedman, 30.09.13, 13:52
Ich empfehle professionelle Hilfe!
Und WILDE Tage bei der GSoA? War ein netter sympathischer, umtriebiger, begeisterter (und keineswegs faulenzender) von den der SAP ausnahmsweise mit Sinn und Verstand und, wie üblich, eiserner Parteidisziplin gelenkter Haufen von intelligenten (offenbar mit Ausnahme von Somm) und idealistischen jungen Menschen. Aber etwa so wild und gefährlich wie ein Korb von Hundewelpen. ... link ... Comment Read more infamous news! |
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