Abt. Das Der grosse BaZ-Buch Fluch


Frisch aufgeschlagen und schon aus dem Leim gefallen *: das neue BaZ-Buch aus dem CM-Verlag

Die Geschichte der "Basler Zeitung" interessiert. Vor allem die Gegenwartsgeschichte. Mit einem Buch möchte nun der ehemalige BaZ-Verlagsmanager und Radiodirektor Walter Rüegg mit dem Buch "Herausgefordert" (Christoph Merian Verlag) das Interesse der Öffentlichkeit auf die lange Vorgeschichte lenken. Die "Basler Zeitung" liess den Senior-Publizisten Karl Lüönd in den höchsten Tönen schwärmen:

"Dieses Buch ist eine Spitzenleistung, man muss es lesen, weil man viel Wichtiges erfährt und sich dabei glänzend unterhalten kann."
Ein Buch, das zum Bestseller werde, wie Lüönd weiter schreibt.

Mal sehen.

Die Aufarbeitung der Geschichte der "Basler Zeitung", die ja aus der Fusion der "Nationalzeitung" mit den "Basler Nachrichten" hervorgegangen war, scheint sauber recherchiert zu sein und wird detailreich wiedergegeben, auch wenn wir Rüeggs Schlussfolgerung:

"Trotz eigenwilliger und manchmal verstörender Kommentare aus der Feder des Chefredaktors hat die BaZ an Qualität zugelegt"
... nicht zustimmen können.

Interessanter ist das, was in den Gastbeiträgen von ehemaligen Chefredaktoren und Medienspezialisten zu lesen ist. Wir wollen uns hier auf zwei bzw. drei Beiträge konzentrieren: auf den von Matthias Geering, Chefredaktor 2007-2010, und Peter Knechtli, Herausgeber und Kopf von onlinereports.ch (jawohl auf den!). Und noch kurz auf die Worte eingehen, die der jetzige Chefredaktor Markus Somm an die Buchleserschaft richtet.

Geerings Aussagen zu den Machenschaften im Hintergrund des Zeitungsverkaufs sind höchst aufschlussreich. Es fängt an bei den rigorosen Sparmassnahmen im Jahr 2008, als nicht wenige Redaktorinnen und Redaktoren ihre Stühle räumen mussten. Die Firma stand damals schon nicht gut da, der Verkauf zeichnete sich ab, ruft Geering in Erinnerung:

"Nur: Eine Basler Zeitung in diesem Zustand ist schwer zu verkaufen. Damit sich überhaupt ein Interessent finden lässt, müssen Verlag und Redaktion schlank getrimmt werden"
... schreibt Geering, der den Stellenabbau in der Redaktion umsetzen musste. Damit fingen die Schwierigkeiten aber erst an. Nach dem Verkauf an Tito Tettamanti (Christoph Blocher agierte damals noch schön im Versteckten) zeichnete sich bereits ab, was heute klar benannt werden kann. Zitat Geering:
"Immer mehr wird die Chefredaktion von Firmen und Interessenvertretern konkret aufgefordert, das Credo des Neu-Verlegers, er wolle eine wirtschaftsfreundliche Zeitung, im Alltag umzusetzen."
... wie wenn die "Basler Zeitung" damals eine wirklich wahrnehmbar wirtschaftsunfreundliche Zeitung gewesen wäre.

Nun schaltete sich laut Geering der neue Verleger Martin Wagner ein:

"Auf Anordnung der Konzernleitung werden interessante Rechrchen gekippt weil sie potenzielle Inserenten oder Geldgeber verärgern könnten. Während sich der Verleger regelmässig ins Tagesgeschäft einmischt und Korrekturen in der Berichterstattung verlangt, melden sich Bundespolitiker der SVP ohne Skrupel direkt beim Chefredaktor und verlangen selbstbewusst die Absetzung eines ihnen unbeliebten Bundeshaus-Redaktors."
Dieser Redaktor durfte denn auch nicht mehr allzu lange bleiben:
"Dass mein Nachfolger Markus Somm den missliebigen Bundeshaus-Redaktor kurz nach seinem Antritt entlassen hat, spricht dafür, dass die neuen Besitzer dieser Zeitung nun endlich einen Chefredaktor installiert haben, der ihre Vorgaben diskussionslos umsetzt."
Was meint denn der Somm dazu, der sich nach eigenen Angaben mit Händen, Füssen und Kraft seines Amtes gegen die verbreitete Atomskepsis seiner Redaktion (zumindest der Startcrew) zur Wehr setzen musste? Er spricht von Meinungspluralismus und:
"Wenn bisher eher eine Sicht von links der Mitte vorgeherrscht hatte, so war es mir ein Anliegen, diese jetzt mit rechten, liberalen und konservativen Positionen zu bereichern."
Eine mit rechts-liberalen Positionen bereicherte linke Sicht? Was dabei rauskommt, darüber haben wir hier ja schon viel geschrieben. Bei einer Aussage müssen wir Somm aber voll und ganz zustimmen:
"Der poltische Standort eines Journalisten spielt nicht bloss eine Rolle, wenn er einen Kommentar verfasst, sondern viel häufiger noch, aber unmerklicher offenbart sich die politische Orientierung auch in der normalen Berichterstattung."
Kommen wir nun also zu Peter Knechtlis Text, aus dem wir hier nur mit grosser Vorsicht zitieren möchten, denn, wie schreibt Somm so schön: "Journalisten sind Menschen."

Knechtlich offenbart sich nun als Mensch, der sehr gerne und vor allem und gar in einem Schwall überschäumender Eitelkeit von sich selber schreibt. So erfahren wir, dass er sich als Schreiber der "Traum-Zeitung" "National-Zeitung" vom Honorar die Bronzeplastik "Urweib" von Katja Guggenheim habe erstehen können (wie aufschlussreich). Wir erfahren, wie er sich über Somms freundliche Reaktion auf seine durchaus nicht unkritischen Kommentare zur "Basler Zeitung" und über das Du, das ihm angeboten worden sei, gefreut hat. Und wir nehmen zur Kenntnis, dass Knechtli die Lokalredaktion dafür lobt, die Nase im Wind zu haben (dass dieser Wind sehr oft faulig riecht, das schreibt er nicht).

Das alles ist belanglos, weil eben sehr eitel. Interessanter sind Knechtlis Aussagen zur Vorgeschichte der "Tageswoche". Und hier wollen wir uns trauen, ihn zu zitieren. So habe der TaWo-Konzepter Ivo Bachmann Knechtli am 19.November 2010 im Café Schiesser gefragt ...

"... ob Online-Reports zu einer Kooperation bereit wäre. Ihm schwebte ein Modell vor, das eine erweiterte Ausgabe von Online-Reports vorsah, die durch eine vertiefende wöchentiche Printausgabe ergänzt werden sollte."
Huch. Aber Knechtli lehnte ab. Was ihm seinerseits später selber eine Ablehnung eintrug: Nach dem Erscheinen der "Tageswoche" suchte Online-Reports nach Knechtlis Aussage bei der Stiftung für Medienvielfalt ...
"... um Ermöglichung eines bescheidenen Ausbaus der redaktionellen Belegschaft von einer auf wenige Stellen ..."
... nach. Dieses aber ohne Erfolg.

* Nicht alle Anwürfe in diesem Bericht haben Hand und Fuss: Das Buch ist, wie ich mich belehren lassen musste, keineswegs aus dem Leim gefallen, sondern war ungeleimt geplant. "Schweizer Broschur mit offenem Rücken" nennt sich das. Ich entschuldige mich beim Verlag und bei den Buchbindern für diese fehlerhafte Bemerkung in der Bildlegende.



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