Abt. Gattaca reloaded - heute: PraenaTest


Der #praenatest von #lifecodexx : Ein "trojanisches Pferd" nennt ihn Christoph Rehmann-Sutter im Beitrag von Christian Heuss im Echo der Zeit vom letzten Donnerstag und sagt weiter, "wenn sich der mal etabliert hat, ist es sehr leicht möglich, weitere Tests zu lancieren." Nur 20ml Blut einer Schwangeren braucht's dafür,

DKMS Nadel

und was damit dann passiert, erklärte Sinuhe Hahn, Spezialist für Pränataldiagnostik von der Uni Basel im Radio:

Das ganze Genom wird sequenziert. Und dann ist die Frage, wie viel Information möchte man haben.
Weiter erfahren wir in dem Beitrag:
Nicht nur das Erbgut des Kindes wird übrigens sequenziert, entschlüsselt. Sondern, als Nebeneffekt, auch das der Mutter. Allerdings werden der Schwangeren, resp. dem behandelnden Arzt, nur die Informationen zur Trisomie 21 weitergeleitet.
Ergo: Der Praena-Test kann also nicht nur "aus einer Blutprobe der Schwangeren eine Trisomie 21 zuverlässig ausschließen oder bestätigen", wie der Anbieter schreibt. Quasi nebenbei fallen bei dem als Trisomie21-Test vermarkteten Verfahren auch noch zwei Vollgenomsequenzen an von Kind und Mutter.

Wenn der praenatest und seine Nachfolger - weil so einfach - sich mit der Zeit einbürgern bei Schwangeren, wird das, was sich nach und nach auf den Festplatten der lifecodexx, anhäuft, der feuchte Traum u.a. so mancher Polizeikommandos, Krankenkassen, Pharmakonzerne und Arbeitgeber. Wer was mit den Daten aus den sequenzierten Genomen anfangen darf, muss darum mit zuoberst auf die Agenda der Diskussion.

Dass der praenatest für Mutter und Kind absolut gefahrlos sei, im Vergleich zur Fruchtwasserpunktion, wird von seinen Verfechtern gerne als Argument ins Feld geführt (z.B. in der NZZ von Robert Schönenberger, St. Galler Gynäkologe). Oder vom SPIEGEL:

Das Risiko, dass der Eingriff eine Fehlgeburt auslöst, liegt etwa bei einem Prozent - je nachdem, wie erfahren der Untersucher ist, kann die Gefahr auch größer oder kleiner sein.
Dem widerspricht ein Genetiker in diesem Kommentar zu einer grossen Studie über das Verfahren hinter dem praenatest:
the Washington University School of Medicine analyzed its own information from 1990 to 2006 and found that the increased risk of miscarriage after an amniocentesis was only 0.13% -- 0.97% of women who had an amniocentesis (Fruchtwasserpunktion) before 24 weeks had a spontaneous late miscarriage or preterm birth, but this also happened in 0.84% of women who did not have an amniocentesis. They concluded that the difference was not statistically significant.
Der praenatest löst ergo nicht primär ein vermeintliches, altes Problem (angebl. "gefährliche" Fruchtwasserpunktion), sondern vereinfacht vor allem radikal den Zugriff auf die vollständigen Genome des Kindes UND seiner Mutter!

lifecodexx ist eine Tochterfirma der GATC-Biotech, welche die Technologie für den praenatest aus den USA von einer Firma namens Sequenom eingekauft (einlizenziert) hat. Sequenom kommt die Geldspritze aus Europa wohl recht, denn in ihrem Jahresbericht 2010 steht:

Based on our current plans, we believe our cash, cash equivalents and current marketable securities will be sufficient to fund our operating expenses and capital requirements into early 2013.
Und im jüngsten Quartalsbericht steht:
We have a history of recurring losses from operations and had an accumulated deficit of $846.4 million as of June 30, 2012. (...) At our current and anticipated level of operating loss, we expect to continue to incur an operating cash outflow until reimbursement for our tests is established with the majority of third-party payors.
Die "third-party payors", die die Sequenom aus dem Milliardendefizit über die Jahre in die Gewinnzonge bringen sollen, sind letztlich natürlich die Schwangeren.



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