Abt. "Unliebsame Wahrheiten" und die "Basler Zeitung"


Einmal mehr druckt die "Basler Zeitung" ein Interview aus der rechtsbürgerlich-neoliberalen Zeitschrift "Schweizer Monat" ab (laut "WoZ" "reaktionär seit 1921 ") ab. Deses Mal kommt auf zwei Seiten der Deutsche Historiker Götz Aly, laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ein "streitbarer Historiker und Pathetiker der bürgerlichen Freiheiten", zu Wort.

Unter dem Titel:

"Wer unliebsame Wahrheiten ausspricht, macht sich unbeliebt" ...
... darf sich Aly wortgewaltig für ein extremliberalistisches Weltbild einsetzen. Seiner Ansicht nach hat Adolf Hitler die Deutschen durch sozialstaatliche Errungenschaften auf seine Seite ziehen können, was er explizit als Warnung an die Politik von heute verstanden haben möchte:
"Mehr individuelle Freiheit, weniger Gleichheit, weniger Fürsorgestaat und die Rückkehr des noch immer exilierten Freisinns nach Deutschland – das ist die vielleicht wichtigste Konsequenz, die ich aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ziehe."
Nun darf und soll die "Basler Zeitung" auch nonkonformistischen Gedankenspielen einen Platz bieten. Zu erwarten wäre von einem journalistischen Produkt aber etwas kritische Distanz. Diese geht dem Interview bzw. dem Interviewer aber vollkommen ab. Dieser fungiert mehr oder weniger nur noch als Stichwortgeber. Zum Beispiel mit:
"Ich verstehe, was Sie meinen: Wenn man keine Gemeinsamkeiten im Inneren hat, muss man die Gemeinsamkeiten in der Abgrenzung nach aussen konstruieren."
Oder mit:
"Und die Nationalsozialisten binden in der Folge das Soziale ans Nationale und schliessen damit die Juden nicht mehr nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich noch konsequenter aus."
Das sind nur zwei Nicht-Fragen unter vielen Nicht-Fragen. Führt man so ein Interview mit einem "streitbaren Historiker"?


Schublade zu

Zugegeben, ein Streitgespräch ist es sicher nicht, aber ich finde das Inti sehr lesenswert und schätze für einmal die baz, dass sie dies so bringt. Den Schweizer Monat mit Referenz zur WOZ in eine rechte Ecke stellen zu wollen, ist dumm. Der Monat hat in letzter Zeit zunehmend interessante Inhalte: streitbar, aber wertvoll.

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Götz Aly...

...ist nun allerdings wirklich kein irrer Rechter, sondern ein tatsächlich bedeutender Historiker.

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Da muss ich...

...Vanpipe leider recht geben.

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Ich nicht.

Aly ist ein Historiker, okay, aber bedeutend sind seine Werke höchstens für den Buchhandel, da sie sich dank seiner inszenierten Tabubrüchlein ziemlich gut besprechen und verkaufen lassen. Für seine Parallelisierung von 1933 und 1968 (in "Unser Kampf") hat er gehörig und völlig zurecht Prügel bezogen. Dies bestärkt ihn natürlich nur in seiner Ansicht, die Medien und seine eigene Zunft seien von gleichgeschalteten politisch korrekten Sozis unterwandert. Die ihm damals auch schon den Professorenstuhl abspenstig machten. Man bekommt das Gefühl, dass hier einer an seinen Wehwehchen und zerschellten Hoffnungen (als ehemals revolutionär Bewegter) zu knabbern hat und dass daraus das Garn für seine Bücher gesponnen ist.

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Ich habe Aly nicht als "rechter Irrer" ...

... bezeichnet, sondern ihn von der F.A.Z. als "streitbarer Historiker und Pathetiker der bürgerlichen Freiheiten" bezeichnen lassen, der Rezipienten, wie solche von einem erzliberalen "Schweizer Monat" und einer was auch immer "Basler Zeitung" darin bestätigt, dass der Sozialstaat des Teufels bzw. des Hitlers ist.

Aber lest doch das "Interview", das ja eigentlich nun wirklich keines ist!

Oder vielleicht reicht ja die Antwort auf die Frage:

"Was aber lernen wir aus der (Anm. nationalsozialistischen) Historie über unsere Gegenwart?"
Unkommentiert:
"Kann nicht auch heute noch eine korrupte, gewissenlose Regierung ihre Majorität mit Hilfe sozialer Wohltaten sichern? Wir müssen uns selbstkritisch die Frage stellen, wie wir heute ­reagieren, wenn man uns politische Geschenke auf Kosten anderer macht. Wir brauchen mehr individuelle Freiheit, mehr Selbstverantwortung. Das verhindern in Deutschland unsere starken sozial­demokratischen,
paternalistischen und staatsgläubigen Traditionen. Deren Anhänger gehen bis heute davon aus, dass die Leute zwar Fernreisen in die Dominikanische Republik selbst organisieren und buchen können, aber nicht in der Lage sein sollen, eine Arztrechnung zu prüfen, zu bezahlen und dann bei der Krankenkasse ganz oder teilweise refundieren zu lassen. Dieses Denken zerstört die bürgerliche Moral, befördert den dumpfen Kollektivismus und das ewige Gerede davon, irgendetwas sei ungerecht und im übrigen der Staat an den Missgeschicken des einzelnen schuldig. Mehr individuelle Freiheit, weniger Gleichheit, weniger Fürsorgestaat und die Rückkehr des noch immer exilierten Freisinns nach Deutschland – das ist die vielleicht wichtigste Konsequenz, die ich aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ziehe."
Ich wiederhole: Mehr individuelle Freiheit, weniger Gleichheit, weniger Fürsorgestaat. Mag ja ein "bedeutender Historiker" sein, ein "Irrer" vielleicht nicht, aber ein "rechter" doch schon irgendwie ...

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