supra, 16. September 2011 um 08:42:00 MESZ Abt. Weltuntergangsdramatik Am Schluss liegt der kühl-hyperästhetische Steintempel in Schutt und Asche. Und nicht nur dieser, denn der britische Theaterautor Dennis Kelly lässt in seinem neusten Stück "Die Götter weinen" gleich die ganze Welt untergehen. Nun fast die Ganze, denn ein alter Mann und eine alte Frau haben überlebt, und es sich in der Neu-Steinzeit nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz ordentlich eigerichtet. Der alte Mann, das ist zu Beginn des fast dreistündigen Theaterabends, der grosse Wirtschaftsboss. Er teilt seinen Weltkonzern neu auf, was natürlich nicht gut geht. Denn der Weltuntergangs-Kapitalismus kennt keine Gnade; der Machtkampf weitet sich zum Krieg aus – mit den oben beschriebenen Folgen. Kelly hat die vergangenen Jahre am Schauspielhaus Basel unter der Leitung von Elias Perrig massgeblich mitgeprägt. Seine Stücke, die hier zur deutschsprachigen Erstaufführung kamen, gehörten zu den besseren Theaterabenden. Aber während Kelly früher eine grosse Fertigkeit im Sezieren des menschlichen Mikrokosmos an den Tag legte, bearbeitet er in seinem neusten Werk den Makrokosmos mit dem Holzhammer. Das führt letztlich dazu, dass nicht nur die Welt in Trümmern zerfällt, sondern auch der Theaterabend an und für sich. Regisseur Elias Perrig lässt den Abend unterkühlt und sehr distanziert beginnen, das Ganze steigert sich im zweiten Teil dann aber in ein überdrehtes Hysteriendrama und endet schliesslich im Post-Weltuntergangs-Kitsch. Ein bisschen Shakespearetragödie, angereichert mit Beckett'schen Endspielereien und etwas Zombie-Trash, aber leider leider gänzlich ohne Witz. So funktioniert diese Mischung nicht. Und: In der Pause schon sagte mir ein Zuschauer, der den Kosmos der Weltkonzerne gut kennt, dass die wahren Zustände viel brutaler seien. Wahrscheinlich schon ... Read more infamous news! |
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