Abt. üble Sache, Maloney! - heute: Hospitalisierungen


Basel-Stadt ist top. In der Anzahl SpitalpatientInnen pro 1000 Kantons-EinwoherInnen. Die Zahl sagt genau nichts aus. Aber als Karte wirkt's übel:

Der "Sonntag" titelt heute: "Basler liegen am häufigsten im Spitalbett". Und behauptet, das Phänomen beschäftige die Gesundheitsexperten. Wenn ich mich nicht schwer täusche, kommen die Zahlen von hier und es handelt sich um die "Hospitalisierungsrate nach Krankenhaustyp und Wohnkanton der Patienten". Wer aber genauer reinschaut in die Statistik und mal die Spalten ansieht, bekommt ein differenzierteres Bild. Vor allem der Beitrag von "Andere Spezialkliniken" (39.3 in BS, 11.2 in ZH, Minimum 2.6 in FR) treibt die Hospitalisierungsrate von BS an die Spitze, auf den Wert von 165 PatientInnen pro 1'000 EinwohnerInnen. Leider finde ich nicht, was "Andere Spezialkliniken" in BS meint. Vielleicht Geriatrie? Oder das Kinderspital? Die gibt's halt nicht in jedem Kanton. Drum fallen Hospitalisierungen vermutlich einfach dort gehäuft an, wo sie stehen. Z.B. in BS. Damit wär eigentlich rasch die Luft draussen aus der Story. 165 (BS) minus 39.3 (Anteil Spezialkliniken) = 125.7. Der guteidgenössische Durchschnitt liegt bei 135.6; ergo ist BS voll im Mittelfeld. Die Geschichte ist gestorben. Nur diese ominösen "Spezialkliniken" machen's aus. Und Krankheitsminister Contis Spitzen gegen die Armen und die schlecht ausgebildeten AusländerInnen im Artikel wirken irgendwie doppelt deplatziert. Er behauptet, "je höher die Bildung und der soziale Status, desto weniger bezieht ein Mensch Leistungen des Gesundheitssystems". Und in BS lebten viele Menschen aus tieferen sozioökonomischen Schichten. Die sind bekanntlich dümmer und stolpern drum häufiger ins Spital??? Ein Gesundheitsökonom namens Locher doppelt nach, die Ausländer kennten das Hausarztmodell häufig nicht sehr gut und gingen darum vermehrt direkt ins Spital. Ergo leben also in Schaffhausen, dem Kanton mit der tiefsten Quote (104.9), lauter Intelligenzbestien mit Schweizer Pass? Nö, nicht die Bohne! Der Ausländeranteil liegt in SH 2010 mit 30% nur wenig unter den 33% in BS. Die Realität ist offenbar mal wieder komplexer als die Fachleute (und die Journaille) uns weismachen wollen...

Was soll ich da sagen?

Dass in Schaffhausen niemand ins Spital will, liegt vielleicht daran, dass ich mal dort gearbeitet hab. Und in der "Spezialklinik" ebenfalls. Selbst war ich nur in den Basler Kliniken zu Gast. Ist auch viel angenehmer, so mit Butler und allem. Jetzt soll es ja bald einen Spitzenkoch fürs Unispital geben. Dann kommen die Touristen gleich als Patienten, weil sich das mittelmässige Essen in den lokalen Restaurants kein EU-Bürger leisten kann. Und der Ausländeranteil in den Spitälern steigt weiter!

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Spezialklinik

Bei der Spezialklinik handelt es sich vermutlich um die REHAB. Diese Klinik ist auf die Rehabilitation von Personen mit Querschnittlähmung und schweren Schädel-Hirn-Traumata spezialisiert, diese Personen sind oft bis 2 - 3 Monaten im Spital.

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Voilà!

Die REHAB! Danke Bebbine für den Nachtrag!

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4% der Basler Bevölkerung ...

... als Querschnittgelähmte oder als an schweren Hirn-Schädel-Traumata Erkrankte, die mindestens einmal im Jahr für mindestens einen vollen Tag im Rehab eingeliefert werden? Ich habe da so meine Zweifel.
Ein Blick in die schweizweite Übersicht zu den häufigsten Spitaldiagnosen nach Altersklasse und Geschlecht in «anderen Spezialkliniken» (2009) führt denn auch Arthrose als absoluten Spitzenreiter an. In der Altersklasse 0-14 schwingen die Lebendgeborenen obenaus.
In dieser Rubrik «andere Spezialkliniken» dürften sich vornehmlich eher Kliniken befinden, die sich auf Alterserkrankungen und/oder Geburten spezialisiert haben. Aber stimmt schon: Eine brauchbare Interpretationshilfe wäre wirklich haillos nätt gewesen.

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Zahlenspielereien

Die Personen sind nicht "mindestens ein Tag" im REHAB, sondern durschnittlich 70 Tage (50 bei Querschnittlähmung, 110 Tage bei Schädel-Hirn-Trauma) (http://www.rehab.ch/Kennziffern.140.0.html)

Und in der Tabelle B3 (Standardtabellen Medizinische Statistik der Krankenhäuser 2009) haben die Spezialkliniken in BS keinen einzigen Fall mit der Eintrittart "Geburt", also kann es keine Geburtsklinik dabei haben. Andere mögliche Kandidaten sind die Geriatrischen Kliniken (K234, Adullam und Felix Platter).

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Grössenordnungen

Der Hinweis auf B3 ist gut - damit bleiben mutmasslich vornehmlich Kliniken, die auf Alterserkrankungen spezialisiert sein dürften. Und, zudem, vielleicht das Rehab.
Zum «mindestens ein Tag»: Doch, mindestens ein voller Tag, das ist technisch korrekt, auch wenn es medizinisch selbstverständlich bei einer Querschnittlähmung vollkommen unsinnig klingt - denn gezählt wurden für die Hospitalisierungsrate ausschliesslich stationäre Spitalaufenthalte (unabhängig von der weiteren Dauer des Aufenthalts). Weniger als ein voller Tage wäre ambulant gewesen. Dass bei «anderen Spezialkliniken» ausschliesslich das Rehab gemeint sein soll, wie patpatpat offenkundig angenommen hat, kann von der Grössenordnung aber nicht sein. Das zeigt auch die von Bebbine genannte Zahl der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer.
Zum Nachrechnen: In «anderen Spezialkliniken» weist BS 39,3 Promill Hospitalisationen auf, also etwa 4 Prozent. Wenn dort (nur) das Rehab gemeint wäre, müsste das gegen 7700 Querschnittgelähmte usw. mit Wohnsitz in BS bedeuten, die 2009 stationär (= mindestens einen vollen Tag) im Rehab mit seinen paar Dutzend Betten behandelt worden wären. Offiziell sind es 92 Betten. Das ergäbe bei voller Auslastung eine Aufenthaltsdauer von nicht einmal 4 1/2 Tagen pro Fall (92 Betten * 365 Tage / 7700 Fälle = 4,4 Tage/Fall). Und das kann ebenfalls nicht sein, wie Bebbines Rehab-Zahlen zeigen.
Wenn wir das, um patpatpat Freude zu bereiten, noch von unten nach oben rechnen wollen: Das Rehab hat offiziell 92 Betten, die wir ebenfalls annehmen wollen. Wir unterstellen zudem eine 100-Prozent-Auslastung sowie einen Belegungsmix, der zu einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der oben genannten 70 Tage führt. Dann ergibt das 33'580 Bettentage/Jahr, die für die Behandlung von etwa 480 Personen mit durchschnittlichem Aufenthalt von 70 Tagen reichen würden. Unterstellen wir zudem, dass alle diese (fiktiven) 480 Personen aus BS stammen, dann sind wir immer noch weit entfernt von den gegen 7700 Hospitalisationen in «anderen Spezialkliniken». Nämlich etwa vierzehn Fünfzehntel, um bei den Zahlenspielereien zu bleiben.
Wie gesagt: Interpretationshilfe wäre haillos nätt gewesen.

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