Abt. Das Theater Basel nach dem BL-Nein


In der Saisonbroschüre fällt das alte Stadttheater in Fotos von Peter Schnetz noch einmal in sich zusammen.

"Wir sind noch einmal davongekommen". Das Stück von Thornton Wilder steht auf dem Spielplan 2011/12 des Theater Basel und hat so etwas wie Leitspruchcharakter, was die finanzielle Situation des Dreispartenhauses angeht. Und wenn wir schon beim fröhlichen Wortspielen sind, können wir noch weitere angesetzte Stücke aufzählen, deren Titel eine besondere Bedeutung tragen: "Der Sturm" (Shakespeare) wird erst richtig in der kommenden Spielzeit losbrausen, wenn sich der Basler Grosse Rat dazu durchringen muss, die Subventionen längerfristig zu erhöhen. Dann werden wir sehen, ob "Die Götter weinen" (Dennis Kelly), weil es "Hush, No More" (Shakespeare/Purcell) heissen wird. Nun denn: Im Moment aber breitet sich noch "Das weite Land" (Schnitzler) aus und man darf sich der "Utopia – Vom besten Zustand" (Theaterprojekt) hingeben.

Aber genug jetzt der Wortspielerei. Kommen wir zu den Fakten: Theaterdirektor Georges Delnon spricht von seiner sechsten Spielzeit, von der letzten Spielzeit mit den amtierenden Spartenleiter Oper und Schauspiel ...

"Ich sage absolut nichts zu den Spartenleitern ab 2012!"
... oder von der ersten Spielzeit nach dem Theater-Nein aus Baselland. Aber er betonte:
"Es ist alles andere als eine Sparspielzeit."
Als eine solche kommt sie auch tatsächlich nicht her. Die Anzahl der Produktionen bewegt sich im Rahmen der letzten Jahre. Nur in Augusta Raurica wird das Theater Basel (und nicht beider Basel) nicht mehr präsent sein. Ansonsten tischt das Dreispartenhaus in allen seinen drei Sparten ein überaus üppiges Menü auf, das neugierig macht.

Vorab in der Oper, der Glanzsparte des Basler Hauses: Die Opernsaison beginnt mit Alban Bergs wurdebarem "Wozzeck". Und es geht weiter mit einer gross mit Chor und Sinfonieorchester angerichteten Abrechnung mit der italienischen Oper des 19. Jahrhunderts durch die Marthaler-Familie. Und sie mündet schliesslich in eine "Carmen"-Inszenierung von "Hausregisseur" Calixto Bieito (der doch hoffentlich auch unter neuer Spartenleitung dem Theater treu bleiben wird).

Im Schauspiel gibt es neben der deutschsprachigen Erstaufführung des neuen Dennis Kelly-Stücks und Anna Viebrocks "Der Trilogie vierter Teil" (hahaha) viel Klassisches von Shakespeare ("Sturm") über Kleist ("Der zerbrochene Krug") bis zu Ibsen ("Volksfeind"), Horvath ("Jugend ohne Gott") und Schnitzler ("Das weite Land"). Und da gibt es ab Ende März 2012 auf dem Dreispitzareal noch ein Utopie-Projekt, das ich alleine schon deshalb anpreisen möchte, weil es in unmittelbarer Nachbarschaft – nein nicht zu Schrebergärten –, zum neuen Haus für elektronische Künste Basel über die Bühne gehen wird.

Was sonst? Die Spielzeit beginnt mit einem Musik-Grossprojekt von Tausendtrommelsassa Fritz Hauser. und während der Art 2012 kommt es auf der Grossen Bühne zur grossen Starparade: Robert Wilson, der Altmeister der Hyperästhetik, inszeniert mit der Performancekünstlerin Marina Abramovic u. .a. mit Willem Dafoe auf der Besetzungsliste eine Bildoper mit dem Titel "The Life and Death of Marina Abramovich".

Ach ja das Ballett. Richard Wherlock bleibt und garantiert Kontinuität.



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