supra, 3. März 2011 um 10:33:00 MEZ Abt. Alle Journalisten sind linksgrün Die "Weltwoche" möchte durch eine Umfrage bei den SRG-JournalistInnen ihre These belegen, dass Radio und Fernsehen rettungslos links-grün unterwandert sind. Grund für die "Umfrage" ist die Nationalratskandidatur von Tagesschau-Redaktor Matthias Aebischer auf der SP-Liste. Gegen diese Aktion haben die Mediengewerkschaften ssm, syndicom und der Berufsverband impressum Protest eingelegt: Nun denn. Warum diese Umfrage, wenn für die Weltwöcheler und ihr nahestehende Medienjournalisten, wie etwa Ronnie Grob eh klar erwiesen ist, dass alle, oder sagen wir mal fast alle Journalisten linksgrün unterwandert sind. Solches schreibt dieser Ronnie Grob tatsächlich: ... sogar in den Reihen der kommunistischen Staatsmediengesellschaft SRG gab es Journalisten, die – wie die oben genannten Mediengewerkschaften bemerken –, durchaus den Weg der Bürgerlichkeit oder gar Rechtsbürgerlichkeit eingeschlagen haben (was kann die FDP dafür, dass sie wegen des allgemeinen Rechtsrutsches in der CH-Politik ohne Absicht in die Mitte gerutscht ist): wer, welche Interessenvertreter, Wirtschaftsverbände, welche Parteien finanzieren Ihr Medium?
lazydaisy, 03.03.11, 11:20
Recht hast du,
supra. Trotzdem verstehe ich die Reaktion der Gewerkschaft auch nicht ganz. Fragen darf man ja. ... Link
friedman, 03.03.11, 15:31
Bei der BaZ ...
... (und etlichen anderen Medien) gehen ja sogar DIE journis der SVP auf den neoliberalen Leim, die sich selbst für links halten, aber eigentlich (wie Koeppel) offenbar gar nicht wissen, was das eigentlich ist. ... link ... Comment
ronniegrob, 03.03.11, 18:58
Nicht schlecht, 6 Beispiele! Bei wieviel hundert deutschschweizer Journalisten? Ich finde, man kann gut über das Thema streiten. Aber echt problematisch ist es, wenn Gewerkschaften (von Journalisten!) aufkreuzen und gegen einen Journalisten, der per E-Mail ein paar Fragen zu stellen wagt, protestieren. Findest Du das etwa ok? Gilt Pressefreiheit nicht auch für Mitarbeiter der "Weltwoche"? ... Link
ronniegrob, 03.03.11, 19:02
Und noch ein Nachtrag zu "Ich kenne diese regelmässigen Umfragen nicht" - hier hab ich die zwei mir bekannten (aus Deutschland) erwähnt: http://blog.ronniegrob.com/2011/02/07/die-politisch-ach-so-neutralen-journalisten/ Falls es weitere gibt, freu ich mich über einen Hinweis. ... link
fuzzy, 03.03.11, 20:37
Ich kann dir ...
... aufgrund jahrzehntelanger Tätigkeit als Freier bzw. eben Stricher versichern, dass die Schweizer Journaille mit dem besten Willen nicht als links zu bezeichnen ist. Weder ein Neininger noch ein Lebrument noch ihre Vasallen, der von der Rundschau ebensowenig wie die vom 10vor10. Wenn du richtig links bist, kriegst du noch nicht mal Arbeit als Journalist. Keiner vom Facts war es, okay vielleicht einer, und keiner von der SI ist es. Der Knechtli nicht, der Kappeler nicht und die ganze NZZ nicht. Das ganze Gesocks, das nach 10 Jahren redaktioneller Tätigkeit zu Burson-Marsteller, Farner und Co. wechselt, hat bestimmt keinen sozialistischen Hintergrund. Aber ich kann dir an jedem Finger ohne zu stottern fünf rechte Schurnis aufzählen. Ich weiss nicht, wie man auf so einen Schmarrn überhaupt kommen kann. Es sei denn, man zählt noch die zu den Linken, die für die Ausschaffungsinitiative geworben haben. Also doch, natürlich weiss ich, woher es kommt. Vom Geseier der Rechten, sie seien die unterdrückten Streiter für Recht und Freiheit. Wozu eben so eine Legende gehört. Traurig nur, dass die Jungen heute so unterbelichtet sind, sich damit zu brüsten, nie in einer Gewerkschaft gewesen zu sein. Auch wenn es schwer fällt, das, was heute davon übrig ist, in Schutz zu nehmen. ... link
ridikühl, 03.03.11, 22:18
Dass
die dumpfe Bachelei à la SVP bei der schreibenden Zunft nicht gerade zur kollektiven Ekstase führt, ist ja wohl kaum verwunderlich. Etwa 9 von 10 der Journis, so schätz ich jetzt mal, finden das intellektuelle Trauerspiel daneben bis beschämend. Die Weltwoche lebt ja aber gerade davon, dass sie sich mit ihren Beiträgen zur letzten freien Stimme der Aufrechten stilisiert. Mit anderen Worten: sie wird in ihrer Umfrage nichts finden, was diese Stellung irgendwie gefährdet - weil sie nichts finden darf. Deshalb wird es v.a. darum gehen, die eigene Position zu markieren, und sie von allen anderen Positionen (seien diese nun gemässigt, liberal, konservativ, mitte, links oder linksextrem) abgrenzen. Alles, das sich nicht, wie die letzte freie Stimme der Aufrechten, an den äusserst unapetittlichen Geistesfürzen gewisser Volks-Treter berauscht, ist somit als politisch ex-territorial definiert und dient nur der Befestigung des intellektuellen Leuchtturms, in dem sich die Weltwöchler, diese Ritter der tragischen Gestalt, wähnen. ... link
supra, 04.03.11, 08:33
Was ist denn heute ...
... noch links? In was für einem Staat leben wir? Wer stellt in der Schweiz seit 1848 die politische Mehrheit in Parlament und Exekutive? (Weisst du noch, wie viele SP-Vertreterinnen im siebenköpfigen Bundesrat wie vielen bürgerlichen VertreterInnen gegenüberstehen?) Macht die rot-grüne Mehrheit im Kanton Basel-Stadt linke Politik, wenn sie die Unternehmenssteuern senkt und nur noch Wohnungen für Reiche bauen lässt? Minarett-, Ausschaffungs-, und Waffenschutzinitiative sind Relikte eines frappierenden Rechtsrutsches in der Schweiz. Und wenn sich das gesamte Spektrum nach rechts bewegt, dann sehen sich CVP und FDP (inkl. Grünliberalen und BDP), also die einstige Rechte, plötzlich in der Mitte. Kein Wunder werden auch JournalistInnen, die nicht zu den Blocher-, Schlüer- und Mörgeli-Jüngerschaften, nicht zu den Sprachrohren der Wirtschaft zu zählen sind, plötzlich linksverdächtig. Erst recht Journalisten, die sich noch an die journalistische Grundethik halten, die eine oder andere kritische Frage zu stellen und nicht auf den Ausländer-Sind-An-Allem-Schuld-Erfolgszug aufspringen. Ist es links, wenn man Kriminalstatistiken richtig liest und hinterfragt? Ist es denn links, wenn man die EU nicht gleich mit dem Leibhaftigen gleichsetzt? Ist es links, wenn man nachdenkt? Ist es denn links, wenn man aus ureigenem Interesse als journalistischer Arbeitnehmer einer Standesorganisation oder gar einer Gewerkschaft angehört? ... link
ronniegrob, 04.03.11, 09:15
Die Diskussion, wie links oder rechts die Schweiz oder die Schweizer Journalisten sind, werden wir nicht lösen können, müssen wir auch nicht, das wird ein ständiger Diskussionspunkt bleiben. Mir ist aber aufgefallen, dass nicht wenige Parteien und Personen, die in den 70ern und 80ern noch rechts der Mitte standen, inzwischen links der Mitte stehen, also Personen die vielleicht den Parteien CVP, FDP und BDP zuzuordnen sind. @supra: "Ist es links, wenn man nachdenkt?" Sorry, aber geht's noch pathetischer? Auf mich wirkt so ein Satz, als könnte, wer nachdenkt, auf keine andere Lösung kommen, als links zu sein. Oder als hätten Leute, die keine linke Positionen einnehmen, einfach nicht richtig nachgedacht. Ich halte das für Quatsch. Das Bild, dass jeder, der nicht links ist, automatisch blind eine "Blocher-, Schlüer- und Mörgeli-Jüngerschaft" eingeht, ist unglaublich holzschnittartig. So argumentiert der Boulevard. Und auch @fuzzy:"Wenn du richtig links bist, kriegst du noch nicht mal Arbeit als Journalist." Pathetisch, pathetisch, pathetisch. Ich kann mich erinnern, dass es bei der "Weltwoche" einen Journalist gibt, der sich offen als Mitglied der SVP bezeichnet. Wieso ich das weiss? Weil ich darüber schon unzählige Artikel gelesen habe. Von rechten Journalisten? ... link
supra, 04.03.11, 09:38
@ ronnie
Ich habe nicht geschrieben, dass man links ist, wenn man versucht, komplizierte Zusammenhänge nicht zu simplifizieren, nur dass man rasch als links bezeichnet wird, wenn man es dennoch tut. Abgesehen davon: Muss man als Rechter Mitglied der SVP sein? ... link
fuzzy, 04.03.11, 14:10
Pathetisch wärs ...
... wenn ich mich als richtig links bezeichnen würde. Richtig links ist aber neben mir. Ich bin die Mitte! ... link
david bauer, 04.03.11, 17:35
Lieber Ronnie
Verschiedens: 1. Ich empfehle dir, mal eine Weile auf einer Schweizer Redaktion zu arbeiten. Dabei wirst du genügend Journalisten kennenlernen, die nicht "grundsätzlich linksgrün eingestellt" sind. 2. Ich habe auch eine These: Der Mythos der ach so linken Journalisten wird von solchen hochgehalten, die so rechts stehen, dass ihnen auch die Mitte reichlich links vorkommt. 3. Ich bin mit dir einverstanden, dass Medienkonsumenten wissen sollen, wer sie da mit Information versorgt (siehe hier, Punkt 3: http://www.davidbauer.ch/2010/11/25/journalist-im-netz-profil/). Dabei allfällige Parteisympathien derart in den Vordergrund zu rücken, ist mir zu eindimensional. Stell dir mal vor, es stünde nach jedem grösseren Text "Der Autor dieses Artikels wählt meistens SP, manchmal auch CVP" u.ä. Albern, nicht? 4. Dass ein Journalist Sympathien für die eine oder andere Partei hat, beweist zunächst einfach mal, dass er ein Weltbild und eine politische Meinung hat. Das macht ihn nicht weniger unabhängig, im Gegenteil. Was viel relevanter ist, sind handfeste Interessenbindungen und finanzielle Abhängigkeiten. ... link
friedman, 04.03.11, 18:01
CVP, BDP und FDP ...
... links der Mitte? Tschuldigung. Du hast offensichtlich von Politik genausowenig Ahnung wie von der Medienszene. Und ich red hier nicht von Insiderwissen sondern nur ein klein wenig Allgemeinbildung und gesunden Menschenverstand. ... link
ronniegrob, 04.03.11, 20:23
@David Bauer: "Stell dir mal vor, es stünde nach jedem grösseren Text 'Der Autor dieses Artikels wählt meistens SP, manchmal auch CVP' u.ä. Albern, nicht?" Warum ist das albern? Es muss ja nicht genau in dieser Form sein, aber wenn ich die Haltungen und Interessen von einem Journalist kenne, dann kann ich seine Stücke doch viel besser beurteilen. Ich muss ja gar nicht mit seiner Haltung oder seinen Geldgebern einverstanden sein - aber davon zu wissen, hilft mir, ihn und seine Arbeit besser beurteilen zu können. Ich hab das hier mal versucht, Rückmeldungen sind willkommen: http://blog.ronniegrob.com/author/ ... link
mr41, 04.03.11, 20:37
zum glück...
... erkennt man rechtskonservative schreiberlinge daran, dass sie den korrekten einsatz des deutschen akkusativs und dativs nicht beherrschen. ... link
david bauer, 04.03.11, 21:56
Warum es albern ist?
Weil eine solche Parteideklaration suggeriert, dass dies der einzig relevante oder zumindest der alles überlagernde Einflussfaktor auf das journalistische Produkt sei. Monokausalität taugt in der Regel nur zu Propagandazwecken. ... link ... Comment
patpatpat, 04.03.11, 17:40
Ich wähl "Partei der Arbeit"!
Ist das ein Problem für Dich? Wenn ja, hättest Du bei Mubarak & Ben Ali gute Karrierechancen gehabt. Ich bin Profi genug, um zu wissen, dass der Stimmzettel und die journalistische Arbeit - egal in welchem professionellen Medium! - zwei Paar Stiefel sind. Du darfst gerne meine Arbeit auf Einseitigkeit abklopfen. Ich befürchte, ich bin ausgewogen bis zur Langeweile! Ausser bei infamy. Da ist die Polemik das Kerngeschäft. Drum liebt das Publikum uns ja. Und übrigens: Jay Rosen ist nicht Gott! P.S. Vielleicht wähl ich tatsächlich etwas anderes?!?! Und will nur Köppel & Rickli provozieren? Du wirst es nie herausfinden. Und das ist gut so! ... Link
fuzzy, 04.03.11, 17:47
Woher willst ...
... du denn wissen, wer nicht Gott ist? Und Arbeit kennst du ja auch nur ausm Schrebergarten! ... link
patpatpat, 04.03.11, 17:54
Ein
erkenntnistheoretisches Problem, das ich mal so mitnehme ins partei- und arbeitsfreie Wochenende. ... link ... Comment Read more infamous news! |
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Motto: "Journalism is printing what someone else does not want printed. Everything else is public relations." @infamyblog folgen Youre not logged in ... Login
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