Abt. Alle Journalisten sind linksgrün


Die "Weltwoche" möchte durch eine Umfrage bei den SRG-JournalistInnen ihre These belegen, dass Radio und Fernsehen rettungslos links-grün unterwandert sind. Grund für die "Umfrage" ist die Nationalratskandidatur von Tagesschau-Redaktor Matthias Aebischer auf der SP-Liste. Gegen diese Aktion haben die Mediengewerkschaften ssm, syndicom und der Berufsverband impressum Protest eingelegt:

Die Weltwoche greift damit in die Privatsphäre und die verfassungsmässig garantierten Freiheitsrechte der Journalisten ein. Sie macht die falsche Gleichung, dass jeder Journalist seine professionelle Arbeit nach seinen persönlichen politischen Präferenzen ausrichtet.

Nun denn. Warum diese Umfrage, wenn für die Weltwöcheler und ihr nahestehende Medienjournalisten, wie etwa Ronnie Grob eh klar erwiesen ist, dass alle, oder sagen wir mal fast alle Journalisten linksgrün unterwandert sind. Solches schreibt dieser Ronnie Grob tatsächlich:

Angesichts der Tatsache, dass nahezu jeder Journalist aus den Schweizer Medien, den ich so kennenlerne, grundsätzlich linksgrün eingestellt ist, ...
... schreibt Grob auf seinem Blog. Und auf medienwoche.ch doppelt er nach:
"Journalisten wählen mehrheitlich links und grün, das ergeben Umfragen regelmässig."
Ich kenne diese regelmässigen Umfragen nicht. Und mir ist doch der eine oder andere Journalist bekannt, den man nur schwer in die linksgrüne Ecke stellen kann: Somm, Köppel, Frenkel, Baur, Hauswirth, Engeler, die NZZ-Redaktion und und und ...

... sogar in den Reihen der kommunistischen Staatsmediengesellschaft SRG gab es Journalisten, die – wie die oben genannten Mediengewerkschaften bemerken –, durchaus den Weg der Bürgerlichkeit oder gar Rechtsbürgerlichkeit eingeschlagen haben (was kann die FDP dafür, dass sie wegen des allgemeinen Rechtsrutsches in der CH-Politik ohne Absicht in die Mitte gerutscht ist):

Als einst Bundeshausredaktor Norbert Hochreutener für die CVP und Anton Schaller für den LDU in den Nationalrat wechselten, als der SF-Chefredaktor (!) Filippo Leutenegger für die FDP in den Nationalrat wechselte, gab es (zu Recht) keine Folgerungen und Diffamierungen, die Redaktionen der SRG seien einseitig bürgerlich ausgerichtet.
Ach ja. Und lasset uns doch im Sinne der Transparenz ebenfalls eine Umfrage starten:

Sehr geehrter Herr Köppel, sehr geehrter Herr Sutter,

wer, welche Interessenvertreter, Wirtschaftsverbände, welche Parteien finanzieren Ihr Medium?


Recht hast du,

supra. Trotzdem verstehe ich die Reaktion der Gewerkschaft auch nicht ganz. Fragen darf man ja.

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Bei der BaZ ...

... (und etlichen anderen Medien) gehen ja sogar DIE journis der SVP auf den neoliberalen Leim, die sich selbst für links halten, aber eigentlich (wie Koeppel) offenbar gar nicht wissen, was das eigentlich ist.
Bei der Gelegenheit erinner' ich mich an Urs Hobi aka Holbein seelig zurück, der ja, obgleich in der kryptokommunistischen CVP, so rechts war, dass er schon wieder links rauskam. Und zu meiner tiefen Verwunderung hinterlässt die Erinnerung ein schmerzliches Verlustempfinden. Der Mann fehlt mir tatsächlich.

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Nicht schlecht, 6 Beispiele! Bei wieviel hundert deutschschweizer Journalisten?

Ich finde, man kann gut über das Thema streiten. Aber echt problematisch ist es, wenn Gewerkschaften (von Journalisten!) aufkreuzen und gegen einen Journalisten, der per E-Mail ein paar Fragen zu stellen wagt, protestieren. Findest Du das etwa ok? Gilt Pressefreiheit nicht auch für Mitarbeiter der "Weltwoche"?

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Und noch ein Nachtrag zu "Ich kenne diese regelmässigen Umfragen nicht" - hier hab ich die zwei mir bekannten (aus Deutschland) erwähnt:

http://blog.ronniegrob.com/2011/02/07/die-politisch-ach-so-neutralen-journalisten/

Falls es weitere gibt, freu ich mich über einen Hinweis.

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Ich kann dir ...

... aufgrund jahrzehntelanger Tätigkeit als Freier bzw. eben Stricher versichern, dass die Schweizer Journaille mit dem besten Willen nicht als links zu bezeichnen ist. Weder ein Neininger noch ein Lebrument noch ihre Vasallen, der von der Rundschau ebensowenig wie die vom 10vor10. Wenn du richtig links bist, kriegst du noch nicht mal Arbeit als Journalist. Keiner vom Facts war es, okay vielleicht einer, und keiner von der SI ist es. Der Knechtli nicht, der Kappeler nicht und die ganze NZZ nicht. Das ganze Gesocks, das nach 10 Jahren redaktioneller Tätigkeit zu Burson-Marsteller, Farner und Co. wechselt, hat bestimmt keinen sozialistischen Hintergrund. Aber ich kann dir an jedem Finger ohne zu stottern fünf rechte Schurnis aufzählen. Ich weiss nicht, wie man auf so einen Schmarrn überhaupt kommen kann. Es sei denn, man zählt noch die zu den Linken, die für die Ausschaffungsinitiative geworben haben. Also doch, natürlich weiss ich, woher es kommt. Vom Geseier der Rechten, sie seien die unterdrückten Streiter für Recht und Freiheit. Wozu eben so eine Legende gehört. Traurig nur, dass die Jungen heute so unterbelichtet sind, sich damit zu brüsten, nie in einer Gewerkschaft gewesen zu sein. Auch wenn es schwer fällt, das, was heute davon übrig ist, in Schutz zu nehmen.

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Dass

die dumpfe Bachelei à la SVP bei der schreibenden Zunft nicht gerade zur kollektiven Ekstase führt, ist ja wohl kaum verwunderlich. Etwa 9 von 10 der Journis, so schätz ich jetzt mal, finden das intellektuelle Trauerspiel daneben bis beschämend. Die Weltwoche lebt ja aber gerade davon, dass sie sich mit ihren Beiträgen zur letzten freien Stimme der Aufrechten stilisiert. Mit anderen Worten: sie wird in ihrer Umfrage nichts finden, was diese Stellung irgendwie gefährdet - weil sie nichts finden darf. Deshalb wird es v.a. darum gehen, die eigene Position zu markieren, und sie von allen anderen Positionen (seien diese nun gemässigt, liberal, konservativ, mitte, links oder linksextrem) abgrenzen. Alles, das sich nicht, wie die letzte freie Stimme der Aufrechten, an den äusserst unapetittlichen Geistesfürzen gewisser Volks-Treter berauscht, ist somit als politisch ex-territorial definiert und dient nur der Befestigung des intellektuellen Leuchtturms, in dem sich die Weltwöchler, diese Ritter der tragischen Gestalt, wähnen.

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@Fuzzy!

Gut gebrüllt ....

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Was ist denn heute ...

... noch links? In was für einem Staat leben wir? Wer stellt in der Schweiz seit 1848 die politische Mehrheit in Parlament und Exekutive? (Weisst du noch, wie viele SP-Vertreterinnen im siebenköpfigen Bundesrat wie vielen bürgerlichen VertreterInnen gegenüberstehen?) Macht die rot-grüne Mehrheit im Kanton Basel-Stadt linke Politik, wenn sie die Unternehmenssteuern senkt und nur noch Wohnungen für Reiche bauen lässt? Minarett-, Ausschaffungs-, und Waffenschutzinitiative sind Relikte eines frappierenden Rechtsrutsches in der Schweiz. Und wenn sich das gesamte Spektrum nach rechts bewegt, dann sehen sich CVP und FDP (inkl. Grünliberalen und BDP), also die einstige Rechte, plötzlich in der Mitte. Kein Wunder werden auch JournalistInnen, die nicht zu den Blocher-, Schlüer- und Mörgeli-Jüngerschaften, nicht zu den Sprachrohren der Wirtschaft zu zählen sind, plötzlich linksverdächtig. Erst recht Journalisten, die sich noch an die journalistische Grundethik halten, die eine oder andere kritische Frage zu stellen und nicht auf den Ausländer-Sind-An-Allem-Schuld-Erfolgszug aufspringen. Ist es links, wenn man Kriminalstatistiken richtig liest und hinterfragt? Ist es denn links, wenn man die EU nicht gleich mit dem Leibhaftigen gleichsetzt? Ist es links, wenn man nachdenkt? Ist es denn links, wenn man aus ureigenem Interesse als journalistischer Arbeitnehmer einer Standesorganisation oder gar einer Gewerkschaft angehört?

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Die Diskussion, wie links oder rechts die Schweiz oder die Schweizer Journalisten sind, werden wir nicht lösen können, müssen wir auch nicht, das wird ein ständiger Diskussionspunkt bleiben. Mir ist aber aufgefallen, dass nicht wenige Parteien und Personen, die in den 70ern und 80ern noch rechts der Mitte standen, inzwischen links der Mitte stehen, also Personen die vielleicht den Parteien CVP, FDP und BDP zuzuordnen sind.

@supra: "Ist es links, wenn man nachdenkt?" Sorry, aber geht's noch pathetischer? Auf mich wirkt so ein Satz, als könnte, wer nachdenkt, auf keine andere Lösung kommen, als links zu sein. Oder als hätten Leute, die keine linke Positionen einnehmen, einfach nicht richtig nachgedacht. Ich halte das für Quatsch. Das Bild, dass jeder, der nicht links ist, automatisch blind eine "Blocher-, Schlüer- und Mörgeli-Jüngerschaft" eingeht, ist unglaublich holzschnittartig. So argumentiert der Boulevard.

Und auch @fuzzy:"Wenn du richtig links bist, kriegst du noch nicht mal Arbeit als Journalist." Pathetisch, pathetisch, pathetisch.

Ich kann mich erinnern, dass es bei der "Weltwoche" einen Journalist gibt, der sich offen als Mitglied der SVP bezeichnet. Wieso ich das weiss? Weil ich darüber schon unzählige Artikel gelesen habe. Von rechten Journalisten?

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@ ronnie

Ich habe nicht geschrieben, dass man links ist, wenn man versucht, komplizierte Zusammenhänge nicht zu simplifizieren, nur dass man rasch als links bezeichnet wird, wenn man es dennoch tut. Abgesehen davon: Muss man als Rechter Mitglied der SVP sein?

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Pathetisch wärs ...

... wenn ich mich als richtig links bezeichnen würde. Richtig links ist aber neben mir. Ich bin die Mitte!

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Lieber Ronnie

Verschiedens:

1. Ich empfehle dir, mal eine Weile auf einer Schweizer Redaktion zu arbeiten. Dabei wirst du genügend Journalisten kennenlernen, die nicht "grundsätzlich linksgrün eingestellt" sind.

2. Ich habe auch eine These: Der Mythos der ach so linken Journalisten wird von solchen hochgehalten, die so rechts stehen, dass ihnen auch die Mitte reichlich links vorkommt.

3. Ich bin mit dir einverstanden, dass Medienkonsumenten wissen sollen, wer sie da mit Information versorgt (siehe hier, Punkt 3: http://www.davidbauer.ch/2010/11/25/journalist-im-netz-profil/). Dabei allfällige Parteisympathien derart in den Vordergrund zu rücken, ist mir zu eindimensional. Stell dir mal vor, es stünde nach jedem grösseren Text "Der Autor dieses Artikels wählt meistens SP, manchmal auch CVP" u.ä. Albern, nicht?

4. Dass ein Journalist Sympathien für die eine oder andere Partei hat, beweist zunächst einfach mal, dass er ein Weltbild und eine politische Meinung hat. Das macht ihn nicht weniger unabhängig, im Gegenteil. Was viel relevanter ist, sind handfeste Interessenbindungen und finanzielle Abhängigkeiten.

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CVP, BDP und FDP ...

... links der Mitte? Tschuldigung. Du hast offensichtlich von Politik genausowenig Ahnung wie von der Medienszene. Und ich red hier nicht von Insiderwissen sondern nur ein klein wenig Allgemeinbildung und gesunden Menschenverstand.

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@David Bauer: "Stell dir mal vor, es stünde nach jedem grösseren Text 'Der Autor dieses Artikels wählt meistens SP, manchmal auch CVP' u.ä. Albern, nicht?"

Warum ist das albern? Es muss ja nicht genau in dieser Form sein, aber wenn ich die Haltungen und Interessen von einem Journalist kenne, dann kann ich seine Stücke doch viel besser beurteilen. Ich muss ja gar nicht mit seiner Haltung oder seinen Geldgebern einverstanden sein - aber davon zu wissen, hilft mir, ihn und seine Arbeit besser beurteilen zu können.

Ich hab das hier mal versucht, Rückmeldungen sind willkommen:

http://blog.ronniegrob.com/author/

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zum glück...

... erkennt man rechtskonservative schreiberlinge daran, dass sie den korrekten einsatz des deutschen akkusativs und dativs nicht beherrschen.

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Warum es albern ist?

Weil eine solche Parteideklaration suggeriert, dass dies der einzig relevante oder zumindest der alles überlagernde Einflussfaktor auf das journalistische Produkt sei. Monokausalität taugt in der Regel nur zu Propagandazwecken.

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Ich wähl "Partei der Arbeit"!

Ist das ein Problem für Dich? Wenn ja, hättest Du bei Mubarak & Ben Ali gute Karrierechancen gehabt. Ich bin Profi genug, um zu wissen, dass der Stimmzettel und die journalistische Arbeit - egal in welchem professionellen Medium! - zwei Paar Stiefel sind. Du darfst gerne meine Arbeit auf Einseitigkeit abklopfen. Ich befürchte, ich bin ausgewogen bis zur Langeweile! Ausser bei infamy. Da ist die Polemik das Kerngeschäft. Drum liebt das Publikum uns ja.

Und übrigens: Jay Rosen ist nicht Gott!

P.S. Vielleicht wähl ich tatsächlich etwas anderes?!?! Und will nur Köppel & Rickli provozieren? Du wirst es nie herausfinden. Und das ist gut so!

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Woher willst ...

... du denn wissen, wer nicht Gott ist? Und Arbeit kennst du ja auch nur ausm Schrebergarten!

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Ein

erkenntnistheoretisches Problem, das ich mal so mitnehme ins partei- und arbeitsfreie Wochenende.

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