Abt. Das neue Volkshaus


Wir haben darüber berichtet: Die Basler Regierung vergibt das Volkshaus im Baurecht an das Zürcher Unternehmen "Jugendstil AG", hinter dem unter anderem der Architekt Leopold Weinberg (31) und der Jurist Adrian Hagenbach (32) stehen. Wir haben in der Zwischenzeit die ausführliche Pressedokumentation des Konzepts gelesen und gestaunt. Da steht zum Beispiel:

"Wir möchten einen Ort in Basel erschaffen, der – wie Basel auch – weltoffen ist. Ein Ort, wo man essen, schlafen, musik hören, sich austauschen, verweilen, beobachten und bestaunen kann. Ein Ort also, an dem verschiedene Nutzungen aufeinander treffen. Ein Ort, der metropolitanen Charakter hat. Ein Ort, der seinem Namen ‚Volkshaus‘ gerecht wird."
"Ein Ort" also, "wo man sich bestaunen kann". Wie weltoffen! Oder doch etwas ganz anderes:
:"Als kunstbegeisterte Unternehmer, beab- sichtigen wir ein Volkshaus mit musealem Charakter zu erschaffen. Ein Volkshaus mit kulturellem Anspruch. Selbstverständlich sind Vereine und ‚Cliquen‘ willkommen und wertvolle Kulturträger."
Vereine und Cliquen als "Kulturträger". Das ist es, was Basel unbedingt braucht. Aber wie immer gilt auch hier die Devise: Zuerst kommt das Fressen, dann alles andere:
"Im neuen Volkshaus entsteht eine Brasserie im Stile der Belle Epoque mit gekachelten Wänden, grossen Spiegeln, geäztem Glas, Messing-Details und natürlich zeitgenössischer Kunst. Laut und hektisch soll es werden, mit sich zurufenden Kellnern und grossen, hölzernen Meeresfrüchte-Theken, an denen sich die Gäste auch ohne Reservation schnell und unkompliziert bedienen lassen. Die vielen Bistro-Tische mit ihren verzierten Bronze-Füssen verleihen der Brasserie die typisch grosstadt-französische Ambiance und laden gleichzeitig zu jeder Tages- und Nachtzeit zum gemütlichen Verweilen ein."
"Sich zurufende Kellner!" Hoffentlich wird da der Gast, der ja vielleicht nicht nur "zum gemütlichen Verweilen" vorbeikommt, nicht überhört, wenn er etwas bestellen möchte. Ja was denn? Ok. Mit Françoise Wicki ist eine Köchin mit dabei, die ihr Handwerk versteht, auch wenn wir Zweifel haben, ob das zu ...
..."einfache und qualitativ hochstehende Speisen zu vernünftigen Preisen" ...
... führen wird.

Nun aber zur Kulturbegeisterung:

"Das Nutzungskonzept für die vielseitig bespielbaren Säle des Volkshaus Basel wird vom Gedanken eines öffentlichen 'Klangraumes' für die vielfältige Kulturszene in Basel geprägt. Dabei soll ein Veranstaltungsmix geschaffen werden, der viele kulturelle Interessen befriedigt und das vorhandene Potential des Volkshauses optimal ausnützt."
Auf den dazugestellten Bildern erkennen wir Liza Minelli im Musical "Cabaret" und Emil neben einer Jazz-Combo und irgend etwas Rockkonzertartigem. Beim "Musterbespielungsplan" sind neben Alice Cooper, James Morrison, Reinhard Fendrich und Maria Mena eine Eurovisions-Party, "Flames of the Dance", "Nepal – Wunderbare Berge" und Helge Schneider aufgeführt. Wahrlich ein "Veranstaltungsmix". Und man will es nicht bei den Konzerten alleine belassen:
Im Sinne eines Brandings oder vielmehr der Tatsache, dass Basel die Schweizer Architektur Stadt ist, darf auch eine Architekturbibliothek nicht fehlen. So wird die früher bestehende Bibliothek im Volkshaus Basel zur Architekturbibliothek auferstehen. Architektur als Bindeglied zwischen lokalen und internationalen Menschen in Basel.
Wenn "eine früher bestehende Bibliothek" zur "Architekturbibliothek auferstehen" soll, dann muss etwas Göttliches mit im Spiel sein. Oder zumindest etwas Herzögliches!

Und da gibt es ja auch noch den Weihnachtszirkus Salto Natale, den Gregory und Rolf Knie 2002 ins Leben gerufen haben und mit dem "neue Massstäbe für einen modernen Event-Circus" gesetzt wurden. Vielleicht darf Rolf Knie ja auch mal ausstellen im "musealen" Volkshaus?

Zuletzt zum Kerngeschäft der beiden "kulturbegeisterten Unternehmern", die ja eigentlich Hoteliers sind:

Das geplante Boutique-Hotel mit seinen voraussichtlich 40 stilvoll eingerichteten Zimmern und zwei luxuriösen Business- Apartments wird ein wahres Bijou in der Basler Hotellandschaft. Mit viel Liebe zum Detail werden klas- sische Jugendstilelemente mit modernem Interieur kombiniert und schaffen so eine einzigartige Wohnatmosphäre. Zuhause? Nein, nicht ganz. Aber fast."

Der Entscheid des Regierungsrates erfolgte nach seinen eigenen Angaben auf Empfehlung einer Jury unter dem Vorsitz von Regierungsrätin Dr. Eva Herzog. Jurymitglieder waren Andreas Kressler und Dr. Rolf Borner (Immobilien Basel-Stadt), Thomas Kessler (Kantons- und Stadtentwicklung), Michael Koechlin (Abteilung Kultur), Fritz Schumacher (Hochbau- und Planungsamt), Hedy Graber (Direktion Kultur und Soziales des Migros-Genossenschaftsbunds), Hans Rudolf Hecht (Hecht IMMO Consult AG), und Raphael Wyniger (Hotel/Restaurant Teufelhof).

Haben die das Konzept wirklich gelesen? Nicht ganz. Aber fast wohl.


Um @morrow s

Vorwurf an mich zu zitieren: "Sei doch nicht immer so negativ!" Lass die Zürcher doch erst mal anfangen. :-)

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Wenn die ...

... Kässchnitte von der Karte gestrichen wird, kauf ich den Laden wie Mo die BaZ!

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Schlimm genug ...

... das es die bayrische Schweinshaxe mit Semmelknödel nicht mehr gibt.

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