Bauernlümmel im Bundesrat


dass ausgerechnet ein bauernlümmel, wie ueli (die made) maurer, die chance bekommt, das höchste politische amt der schweiz zu bekleiden, ist skurrilerweise der bildungspolitik von sp und pda in den 50ern und dem sozialismus allgemein zu verdanken. wäre es damals nach dem willen der svp von heute gegangen, wäre maurer heute noch bauer oder allenfalls, äääh, maurer. warum das so ist, könnt ihr im ellenlangen comment lesen. wem der text zu lang ist sollte wenigstens den textabschnitt «bildung dank sputnik» und den kommentar am ende des textes lesen.


Chancengleichheit:

Chancengleichheit: In der Schweiz haben Schüler theoretisch das Recht auf Chancengleichheit in der Schulbildung. Doch die Realität ist davon weit entfernt.

Die beste Qualifikation ist ein reicher Pappi

von Bertie Friedman

Am Südufer des Zürichsee lebt es sich trefflich - mit dem nötigen Kleingeld versteht sich. Die Bewohner der Goldküste sind nämlich nicht nur von der Sonne verwöhnt, dürfen sich über eine statistisch ausserordentlich hohe Lebenserwartung - und -qualität - freuen. Sie müssen sich auch weit weniger als die meisten anderen Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz um die schulischen Leistungen ihrer Sprösslinge sorgen. Während Eltern in den Zürcher Kreisen vier und fünf, im unteren Kleinbasel, in der Luzerner Baselstrasse oder dem Berner Mattenquartier vor Sorge um die schulische und berufliche Zukunft ihrer Kinder vergehen, können sich die Eltern an der Goldküste entspannt zurücklehnen. 80 Prozent der Oberschicht-Kinder aus der Gemeinde Zollikon erreichen mindestens das Gymnasium oder eine Diplommittelschule.

Bildung und damit die soziale Stellung ist in der Schweiz immer noch erblich. Laut einer Nationalfondsstudie unter der Leitung des Lausanner Professors René Levy schliesst jeder zweite Sohn und jede vierte Tochter eines Vaters mit Universitätsabschluss selbst eine Uni-Ausbildung ab. Bei Vätern mit abgeschlossener Berufslehre ist es nur noch jeder zehnte Sohn und jede zwanzigste Tochter. Praktisch keine Chance haben die Töchter ungelernter Väter. Nur jede hundertste schafft eine höhere Schulbildung.
Auch das Bundesamt für Statistik stellt in seiner Auswertung der Volkszählung von 1990 fest, dass sich „für die Kinder aus unteren sozialen Lagen nicht von einer Erhöhung der Bildungschancen sprechen“ lasse. Die Chancen eines Mädchens aus der Unterschicht auf eine höhere Schulbildung stehen im Vergleich zu einem Sohn aus der Oberschicht bei 1 zu 48.

Und daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Im Gegenteil. Denn bis im Jahr 2007 soll die Schweiz die Ziele der so genannten Bologna-Deklaration erreichen. Die Bologna-Deklaration will das europäische Hochschulwesen vereinheitlichen. Nach amerikanischem Vorbild. Das heisst zum Beispiel, dass erfolgreiche Unis besonders unterstützt werden. Das fördert die Konkurrenz unter den Hochschulen. In den USA hat dieses System dazu geführt, dass Elite-Hochschulen wie das M.I.T. in Boston, Harvard oder Yale zur absoluten Weltspitze gehören. Doch für die unbestreitbaren Ausbildungserfolge der Spitzenunis zahlen die amerikanischen Studentinnen und Studenten einen hohen Preis. In den letzten zehn Jahren sind die Studiengebühren um 79 Prozent gestiegen. Die Einkommen aber nur um 38 Prozent.

Heute kosten die Gebühren an einer amerikanischen Elite-Universität wie Harvard durchschnittlich umgerechnet 37'000 Franken im Jahr. Die oft obligatorische Unterkunft und Verpflegung im Studentenwohnheim nicht mitgerechnet. Alles in allem kostet ein Jahr Jurastudium in Yale etwa 62'000 Franken. Finanzielle Unterstützung für bedürftige Studenten – immerhin 70 Prozent aller Uni-Absolventen - gibt es aber hauptsächlich in Form von verzinsten Darlehen. Wer also nicht über ein beträchtliches Vermögen verfügt, häuft während dem Studium einen gigantischen Schuldenberg an.

Die hohen Kosten sind nach Einschätzung amerikanischer Bildungsökonomen vor allem eine Folge des Wettbewerbs zwischen den Universitäten. Die Elite-Unis werben sich gegenseitig die besten Lehrkräfte ab und richten immer aufwändigere Forschungsanlagen ein – um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Eine Entwicklung, die durch die Ziele der Bologna-Deklaration auch in Europa und in der Schweiz droht.

80 Prozent der Schweizer Studentinnen und Studenten arbeiten neben dem Studium. Für 47 Prozent sind diese Nebenjobs überlebensnotwendig. Schon jetzt reichen die Stipendien in der Schweiz (Durchschnitt 6400 Franken im Jahr!) nicht einmal für das Nötigste. Und immer mehr Kantone ersetzen Stipendien durch rückzahlbare Darlehen. Für Kinder aus finanziell schlecht gestellten Familien wird es also eher noch schwerer, einen höheren Abschluss zu machen. Und gleichzeitig wird die höhrere Schulbildung immer unverzichtbarer, um es im Berufsleben "zu etwas zu bringen".

Das hindert die politische Rechte nicht daran, den Kindern aus einfachen Verhältnissen zusätzliche Hindernisse in den Ausbildungsweg zu legen. Am Dienstag dem 25. Juni forderte Ueli Forster, Präsident des Unternehmerverbandes Economiesuisse, nicht nur die Bundesgelder für den sozialen Wohnungsbau und Kinderkrippen zu streichen, sondern auch höhere Studiengebühren und erschwerte Zulassungen für Universitäten und Matura. Die SVP forderte im August letzten Jahres, dass erfolglose Studierende ihre Stipendien zurückzahlen müssen. Die Kantonalzürcher SVP will gar 800 Millionen Franken bei der Bildung einsparen. Über ein Drittel des Zürcher Bildungsbudgets.

Kasten: Private Unis auf dem Vormarsch

Nach dem Beispiel der sündhaft teuren amerikanischen Elite-Universitäten drängen jetzt auch in Europa private Hochschulen auf den Markt. Die Schweizer Hirslanden Gruppe, eine Betreiberin von sieben Privatspitälern, will in Zukunft auch eine medizinische Hochschule unterhalten. Finanziert mit Sponsorengeldern. In Deutschland sind private Elitehochschulen wie die Uni Witten/Herdecke schon heute fester Bestandteil der Bildungslandschaft. Das Bildungsangebot dieser Unis ist qualitativ erstklassig – und fast unbezahlbar. In Witten/Herdecke kostet das Studium rund fünf mal so viel, wie an der Uni Zürich.

Kasten:

Bildung dank Sputnik
Erst die Angst vor den Russen hat die bürgerlichen Politiker in der Schweiz davon überzeugt, dass auch Arbeiter- und Bauernkinder ein Recht auf höhere Schulbildung haben. Als die Sovjetunion 1957 den ersten Satelliten "Sputnik" ins All schoss, war der Westen geschockt. Wie war es möglich, dass die industriell vergleichsweise rückständige Sovjetunion den Westen technologisch derart überflügelte?
Die sovjetische Gesellschaft ermöglichte auch Kindern aus einfachsten Verhältnissen den Zugang zur Hochschulbildung. Im Westen hingegen besuchten bis in die 60er Jahre praktisch nur Kinder aus besserem Hause die Gymnasien. Mit einem Mal forderten auch bürgerliche Politiker in der Schweiz die Chancengleichheit im Bildungswesen. Wer sich jetzt noch gegen die Öffnung der Mittelschulen für die Arbeiterkinder wehrt, schrieb damals die Lehrerzeitschrift "Gymnasium Helveticum", betreibt "Sabotage an der wirtschaftlichen Landesverteidigung". Die Folge des Sputnik-Schocks am Beispiel des Kantons Zürich: Die schulische Chancengleichheit wurde 1960 in der Kantonsverfassung festgeschrieben, die Schulgelder für Mittelschule und Gymnasien wurden abgeschafft und die Stipendien erhöht. Von 1960 bis 1980 verdoppelte sich die Zahl der Mittelschülerinnen und Mittelschüler im Kanton Zürich.

Kommentar
Unsoziale Erben

Kürzlich geriet der Tessiner Multimillionär Tito Tettamanti in einem Interview ins Schwärmen über alte Zeiten. Früher, so der Investor, hätten sich die Eltern aufgeopfert, um ihre Kinder studieren zu lassen. Die Kinder wiederum unterstützten im Gegenzug die Eltern im Alter. Genau so soll es sein. Denn Solidarität ist nach Tettamantis Auffassung nicht Sache des Sozialstaates, sondern der Familie.

Tettamanti hat gut Lachen. Als Sohn eines Bankangestellten musste er auch in jungen Jahren keine Armut leiden. Und seine zwangloser Umgang mit italienischen Fluchtgeldern brachte ihm ein gigantisches Privatvermögen ein. Dass diese Gelder letztlich in der italienischen Staatskasse fehlen und somit die, zum Teil katastrophalen, Zustände im italienischen Gesundheits-, Rechts- und Bildungswesen mitverantworten, interessiert Tettamanti wenig. Weil ihm genau die Eigenschaften abgehen, die er vom kleinen Mann und der kleinen Frau verlangt: Persönlichen Verzicht, um die Staatskasse nicht unnötig zu belasten.

Besonders stolz ist Tettamanti auf seine Tochter, die sich jahrelang in der New Yorker Bronx "ehrenamtlich" um ledige schwarze Mütter gekümmert hat. Das ist ehrenwert. Aber sie kann sich das schliesslich leisten. Im Gegensatz zu den schwarzen Müttern, die ihren Kindern auch mit zwei Jobs kaum das Überleben sichern können – geschweige denn das College finanzieren. So bleiben deren Kinder mit fast 100-prozentiger Sicherheit das, was ihre Mütter und Väter schon waren: arme Schlucker, die in der Wirtschaft, der Gesellschaft – ja im Leben - keine Chance erhalten. Zumindest keine legale. In den USA befinden sich zur Zeit mehr junge schwarze Männer im Gefängnis als im College.

Sicher, aus der Sicht von Superreichen und Wirtschaftskapitänen sind die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Land, in dem die Starken regieren und die Schwachen sich selbst überlassen bleiben. Ein Land, in der Bildung ein Privileg der Reichen und vielleicht noch der Hochbegabten ist. Aber genau das kann sich die Schweiz im internationalen Wettbewerb nicht leisten. Europa verdankt seinen wirtschaftlichen Aufstieg in der Nachkriegszeit nicht zuletzt der Tatsache, dass ehrgeizige und talentierte junge Menschen aus den unteren sozialen Schichten frischen Wind und neue Sichtweisen in Wirtschaft und Politik gebracht haben. Ein gigantisches volkswirtschaftliches Potenzial, das heute vor allem bei den Kindern von Einwandererfamilien wieder ähnlich brach liegt, wie in der Vorkriegszeit. Aber genau dieses Potenzial brauchen Wissenschaft und Wirtschaft. Verwöhnte Berufserben, die weder den Zusammenhang von Verdienst und Arbeit kennen, noch bereit sind, ihr ererbtes Vermögen anständig zu besteuern, nutzen hingegen nur sich selbst.

... Link

Siehe dazu auch

Freerk Huisken in konkret anno 05:

Jedem "Industrieland" geht es darum, den gesamten Nachwuchs der Nation per Bildungswesen für die Einkommenshierarchie der Klassengesellschaft vorzusortieren. In jedem "Industrieland" wird so dafür gesorgt, daß für die Mehrheit des Nachwuchses an den Hochschulen kein Platz ist. Und es bleibt in keinem "Industrieland" aus, daß per schulischem Leistungsvergleich die Leistungsdefizite von Kindern aus den sogenannten einkommensschwächeren Schichten - mehr oder weniger - erhalten oder gar verstärkt werden. Da ist das deutsche Bildungswesen keine Ausnahme. Die hiesige Klassenschule erfüllt ihren Selektionsauftrag nur mit bemerkenswerter Konsequenz: Kaum ein anderes Schulwesen sortiert die nationale Jugend so früh (nach 4-6 Schuljahren), so radikal (ca. 70 Prozent werden von höherer Bildung ausgeschlossen) und so irreversibel (die vielgepriesene "Durchlässigkeit" funktioniert nur von oben nach unten) wie das deutsche. Und dabei macht es gnadenlos ernst mit der Chancengleichheit: Alle Schüler werden rücksichtslos gegenüber allen individuellen oder klassenspezifischen Differenzen, die sie in die Schule mitbringen, gleich behandelt. Kein Wunder, daß dann die bereits elaboriert sozialisierten Kinder der reicheren Familien, die sich zudem zusätzliche private Erziehungsanstrengungen leisten können, mehrheitlich die Sieger im Schulvergleich stellen.

Auf diese Weise schafft das hiesige Schulwesen nicht nur die gewünschte Auslese für die Klassengesellschaft, sondern reproduziert dabei per chancengleichem Leistungstest die Klassenlage der Eltern. Bildungspolitiker aller Parteien nehmen diesen vom ersten Schuljahr an eingebauten und seit Jahrzehnten bekannten "sozialen Numerus clausus" in Kauf, weil beziehungsweise solange sie mit dem Output des Bildungswesens zufrieden sind. Ihre Tränen über die "soziale Ungerechtigkeit" ihres eigenen Werks sind Krokodilstränen. Zu dieser Erkenntnis kann sich hierzulande wohl kaum eine Bildungsfachperson durchringen. Oder gibt's in Helvetistan einen Lehstuhl für "Politische Oekonomie des Bildungssektors"? Wäre vielleicht mal interessant zu untersuchen, ob die PISA-Tests der OECD heute ähnliches bewirken, wie Sputnik anno '57. Und wenn ja, ob der PISA-Impuls eher in eine reaktionäre oder eine progressive Richtung geht. Aber das Leben ist zu kurz. Man kann nicht alles machen...

... link


... Comment
Frauenfeindlicher Taliban im Bundesrat

Der Bruni Tonner hat den Huere Muli durchgeboxt...

... Link

exgüse, aber...

...ist das höchste politische amt der schweiz nicht die parlamentspräsidentschaft?

... link

Natürlich!

friedmann, nachsitzen! HöchsteR SchweizerIn ist die Person, die den Nationalrat präsidiert. Frag mich nicht, wo das genau definiert ist in Verfassung oder Gesetzen. Hat wahrscheinlich damit zu tun: Dieselbe Person präsidiert auch die vereinigte Bundesversammlung. Und die "übt unter Vorbehalt der Rechte von Volk und Ständen die oberste Gewalt im Bund aus."

... link

sorry,

ihr habt natürlich formal recht. aber faktisch ...
übrigens ppp ist überraschenderweise die soziale mobilität nach oben (im antideutschen konkret durchlässigkeit genannt) in der schweiz erheblich besser als in deutschland. und die pisastudien sind meines erachtens verdeckte werbeträger für privatschulen. also nix mit sputnik. denn trotz pisa werden die bildungshemmnisse für untere klassen in europa (vielleicht mit ausnahme von schweden, finn- und irland) rasant vorangetrieben. egal ob sozialdemokratisch oder bürgerlich regiert. mit am schlimmsten hat sich diesbezüglich ausgerechnet die rot/grüne koalition in deutschland besonders schändlich hervorgetan. und das, obwohl kanzler schröder dank sputnikeffekt und linker politik vom arbeiterkind zum kanzler aufsteigen konnte (was formal auch wieder nur das zweithöchste amt ist).

... link


... Comment

Read more infamous news! 
 
infamous for 8214 Days
Sperrfrist: 02.09.24, 09:53

Kontakt:
infamy-Kollektiv
Basel
E-Mail



status
Youre not logged in ... Login

menu
... infamy home
... such!
... topics
... 
... Home
... Tags

... antville home
... disclaimer


Januar 2025
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1234
567891011
12131415161718
19202122232425
262728293031
September




Für die Kaffeekasse:
Neuzugänge:
Abt. Keintunnel Nicht
vergessen, die Auto-Nerds wollen Milliarden in den Autobahnbau verlochen. Das ist sowas...
by bagger (02.09.24, 09:53)
Abt. Witz des Tages "Es
soll sogar prominente Klimakleber geben, die Flugreisen nicht grundsätzlich ablehnen,...
by bagger (15.06.24, 18:30)
Abt. Wohnschutz schützen Wenn die
Investoren husten, haben Basels Bürgerliche Grippe In einem beispiellosen Akt...
by bagger (15.06.24, 10:21)
Abt. Leckerschlecker The DEA
Northeast Laboratory (New York, New York) recently received a submission of...
by fuzzy (26.02.24, 12:06)
Abt. Wo-Wo-Wochenschau!
Männiglich fragte sich, was eigentlich Fonzis Leihkampffisch so macht. Die Antwort (oben) entnehmen...
by fuzzy (26.02.24, 12:04)
Abt. Schuss des Tages
by fuzzy (26.02.24, 12:02)
Abt. infamous Shooting
Foto: Fonzi Tromboni Gestern abend war grosses Fotoshooting im Studio zu Sankt...
by fuzzy (26.02.24, 11:55)
Abt. Keintunnel CH
Mehr Infos hier: https://www.umverkehr.ch/referendum
by bagger (23.09.23, 11:32)