Abt. Going down - heute: US-Mittelstand


Elizabeth Warren, Jus-Professorin in Harvard, die sich u.a. für "Empirical and Policy Work in Bankruptcy and Commercial Law" interessiert, hat sich mal die ökonomischen Statistiken zur Brust genommen. Sie hat den Zustand der Durchschnittsfamilie (2 Erwachsene, 2 Kinder) in den USA 1970 verglichen mit deren Situation 2004. Die ausführliche Version gibt's da als Video ihres Vortrags. Die Kurzfassung der ersten 20 Minuten gibt's hier: Ausgaben der duchschnittlichen Familie (2 Erwachsene, 2 Kinder) 2004 verglichen mit 1970: - 32% für Kleider - 18% Nahrung (inkl. auswärts essen) - 52% Haushaltgeräte - 24% pro Auto (länger behalten und tiefere Reparaturkosten) + 76% mehr heute für Hypotheken als 1970 + 74% mehr für Krankenkassen + 52% mehr für Autos (2004: 2 Autos) + 100% mehr für Kinderbetreuung + 25% mehr Steuern (progression durch doppeleinkommen)

Haushaltseinkommen 1970: 32000$; Haushaltseinkommen (Doppelverdiener) 2004: 73000$

1970: Die Hälfte des Haushaltseinkommens geht drauf für für fixe Ausgaben, 2004: 3/4 gehen drauf für Fixkosten. Wenn die Duchschnittsfamilie mit zwei Einkommen heute ihre Fixkosten bezahlt hat, hat sie weniger übrig als 1970 die Familie mit einem Einkommen. Kommt das irgendwem bekannt vor? friedmann, was meint der gewiefte Gewerkschafter dazu?


ich hab ...

... die genauen zahlen nicht im kopf und bin zu faul, im compi rumzustöbern. aber ich hab verschiedendlich über die gleiche problematik in der schweiz recherchiert und weis deshalb, dass die situation verzögert aber ähnlich ist. heute hat ein mittelstandshaushalt an kaufkraft nach abzug von steuern gebühren, policen etc. weniger übrig, als in den 80er jahren.
die gründe (unvollständig und nicht in korrekter reihenfolge):
- ständig steigende krankenkassenkosten bei sinkenden leistungen (das neue kvg von ruth dreyfuss hat nen scheiss gebracht, trotz sogenanntem wettbewerb). interessant: ausser den usa ist die schweiz das einzige industrialisierte land, in dem die krankenkassen keine einkommensabhängige prämien, sondern kopfprämien kassieren. gleichzeitig haben wir hier nach den usa das zweitteuerste gesundheitswesen (aber immerhin bei vergleichbar hoher qualität).
- investitionszwang der zweiten säule-versicherer durch das bescheuerte rentengesetz (die pda hat die entwicklung damals vorausgesagt und mit der ahv-initiative eine mach- und finanzierbare alternative auf dem umlagerungsverfahren präsentiert). auf alle fälle erhöhte der investitionsdruck massiv und dauerhaft mieten, grund und boden, weil die pensionskassen wie blöd in immobilien investiert haben und damit eine spekulationswelle, wohnungsnot und explodierende wohnkosten verschuldet haben.
- seit den 90erjahren wird die produktivitätssteigerung nicht mehr über mehr lohn und freizeit sondern nur noch teilweise durch geringere preise für luxuskonsumgüter (plasmafernseher etc) weitergegeben.
- steuergeschenke an die reichen: seit beginn der neunziger jahre verschenken fast alle kantonsregierungen in guten jahren die gewinne in form von steuergeschenken für die reichen (z.b. erbschafts- oder kapitalgewinnsteuer.) gleichzeitig sind aber die steuern für kleine und mittlere einkommen im zweistelligen bereich gestiegen. ausserm müssen die kleinen und mittleren einkommen die steuergeschenke an die reichen durch zusätzliche gebühren und prämien bei gleichzeitigem abbau der sozialleistungen (iv, sozhilfe, alk) finanzieren weil dem staat die überschüsse aus den guten jahren fehlen und die fehlentscheide von linksgrünen regierungen praktisch nie rückgängig gemacht werden.

und zu guter letzt: dass das alles hier erst jetzt passiert liegt an der verzögerung durch und die dämpfende wirkung der direkten demokratie und schliesslich daran, dass in den 80ern in den usa ronald reagen und in brittanien maggie thatcher all diese veränderungen im rekordtempo und zum teil wirklich mit gewalt durchgezogen haben. nur pinochet war schneller.

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Wow!

Das nenn ich kompetent und rasch reagiert! Danke!

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übrigens...

... sind die obenbeschriebenen vorgänge das, was die medien immer nebulös als «dringend nötige reformen» einfordern. lustigerweise hat in deutschland ausgerechnet helmut kohl sich mit händen und füssen gegen diese entwicklung gewehrt, wogegen gerhard schröder mit seiner agenda 2010 die geleise genau in die gleiche richtung legte (harz 4, rentenreform 'riesterrente', privatisierung von lukrativen staatsbetrieben etc.) wichtige meinungsmacher in der brd, wie die fernsehmasken ulli wickert und sabine christiansen, die obengenannte reformen immer wieder im staatsfernsehen einfordern, sind mit millionenbeträgen von wirtschaftsnahen vereinigungen jahrelang mit völlig überhöhten honoraren für vorträge oder moderation von veranstaltung bestochen worden. zusammengerechnet sollten beide da das eine oder andere milliönchen eingesackt haben. und lustig, dass ulli wickert immer empört den deutschen kündigungsschutz anprangert, gleichzeitig aber einen neuen, unkündbaren fünfjahresvertrag mit der ard abschliesst. etc.ect.
ulli wickert war übrigens 68' ein verbalradikales grossmaul im sds der bonner uni. irgendwie erinnert der an phillipo leutenegger.

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