Wie lässt sich der Niedergang eines Quartiers am besten beschreiben: Man schickt eine möglichst ortsunkundige Reporterin auf die Gass. Das bereits von Timm Eugster geschändete St. Johann musste nun auch noch Claudia Kocher über sich ergehen lassen.

Dass das Quartier im Arsch ist, merkt sie schon daran, dass die St. Johanns-Post mehr oder weniger dichtgemacht wurde. Seither sterben rundherum alle Geschäfte ab. Einer davon ist der olle Registrierkassen-Reparateur neben dem ebenfalls bereits abgewanderten Fundbüro:

Er höre wohl bald auf damit – und das nicht nur wegen seines Alters. Es brauche schon Optimismus, hier einen Laden zu betreiben. Natürlich, seit es Computer gebe, sei sein Geschäft zurückgegangen. Doch nicht nur deswegen. Es sei auch die Post, die nicht mehr laufe.

Die «Metzgern» war einst ein Begriff. Heute heisst die Bierhalle «Johanniter Café-Bar» und wird von einem jungen Türken betrieben. Die Hälfte des Raums nehmen Billardtische und Computerstationen ein. Eine Esskarte gibt es nicht. Wer Hunger hat, kriegt ein Sandwich. Das Mobiliar stammt noch vom Vorgänger, dem Chinesen, der nicht lange durchhielt.

Statt zu würdigen, dass auch neue Geschäfte wie Qin's Asian Antiques zuziehen, lässt Kocher Kassenflicker Holderegger mäkeln:

Nun habe vis-à-vis ein chinesischer Möbelladen eröffnet. "Aber ist es das, was die Leute wollen?"