Abt. Ignoranz des Tages


Heute von (Noch-)Ständerätin Anita Fetz, SP, Basel-Stadt:

"Bis jetzt hat sich einfach noch kaum jemand ernsthaft um eine andere Strategie und damit auch um andere Geldquellen gekümmert."
Solches sagt die Präsidentin der ständerätlichen Bildungs- und Kulturkommission in einem Interview mit der besten alller Basler Tageszeitungen. Sie meint damit, dass sich das Theater Basel bislang nicht genügend um private Fördergelder gekümmert habe. Denn:
Ich denke, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Auf was für Quellen Fetz diese Behauptungen abstützt, sagt sie nicht. Der Wahrheit entsprechen sie auf alle Fälle nicht, aber das ist eine andere Geschichte. Viel mehr Anlass zur Sorge ist die Grundhaltung, die hinter diesen Aussagen steckt:
"Die Lösung in Sachen Theater dürfte eine zeitgemässe Public-Private-Partnership-Finanzierung sein, also ein Zusammengehen von öffentlichen und privaten Körperschaften."
Klingt doch reizend und so erfrischend neoliberal. Und sie weiss auch schon, wer auf der Private-Site Partner werden könnte:
Die internationalen Konzerne werben zum Beispiel mit der Kulturstadt neue Mitarbeiter an. Warum sollten sie sich nicht auch engagieren?
Ich habe nicht gewusst, dass die internationalen Konzerne neue Mitarbeiter mit der Kulturstadt anwerben. Ich dachte immer, das geschehe mit Arbeitsplätzen und allenfalls mit International School-Angeboten, damit die Kinder nicht deutsch lernen müssen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang, dass der Verwaltungsrat des Theaters, der laut Fetz ja nichts tut, um an private Gelder ranzukommen, von einem Spitzenmanager aus dem Hause Novartis präsidiert wird. Und dass ein anderer dieser internationalen Konzerne in Basel gleich ein ganzes Museum finanziert – und das nicht zu knapp! Und dass Gründerfamilien von eben solchen Konzernen ebenfalls nicht gerade wenig Geld für Spitzenkultur zur Verfügung stellen. Aber lassen wir das.

Für Anita Fetz ist also klar, dass die Spitzenkultur in Basel, die bei den sich wiederholenden Sparrunden den Rotstift regelmässig am stärksten zu spüren bekam, weiter bluten muss:

"Und dann wird sich natürlich auch die Frage nach direkten Einsparungen stellen. Dort dürfte sich leider zeigen, dass man nur bei der Spitzenkultur sparen kann."
Das haben wir jetzt doch schon so oft gehört. Wie auch:
"Die freie Theater- und Tanzszene sowie die Rock-, Jazz- und Volksmusik kommen im jetzigen Kulturbudget zu kurz."
Volksmusik? Ja bestimmt! Auch der Volkstanz und das Volkstheater und die Volksmalerei. Und es klingt immer gut, wenn man sagen kann, dass die Rockmusik zu kurz kommt.

In diesem Zusammenhang wäre es doch recht interessant zu erfahren, was Frau Fetz denn persönlich an Kultur konsumiert. Wir erfahren es:

"Ich besuche immer wieder Konzerte im Casino. Zuletzt war ich am Blues-Festival."
Blues-Festival! Das sagt doch eigentlich schon fast alles!

Aber vielleicht ist dieses unsägliche Interview in der besten aller Basler Tageszeitung auch nur Kalkül einer gerissenen Wahlkämpferin, die darauf spekuliert, dass man sie jetzt erst recht nach Bern wegwählt, um sie möglichst lange von der realen Basler Kulturpolitik fernzuhalten?

PS: Ganz schön sind auch Fetzens Aussagen zum Neubauprojekt des Stadt-Casinos: "Ja, mir gefällt das, was Zaha Hadid entworfen hat. Aber über Geschmack lässt sich streiten. Mir gefiel damals die Calatrava-Brücke auch besser als das, was jetzt steht. Aber ich habe problemlos weitergelebt." Jaja. Auch ich lebe immer noch. Und Christoph Blocher hat den Brückenbau zu Basel auch überlebt ...


Nachtrag:

Zitat (Noch-)Ständerätin Anita Fetz:

"Die SP Basel-Stadt etwa wird noch vor der Sommerpause ein Kulturkonzept vorstellen."
Huiuiui!

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