Oder: Was treibt eigentlich der Prince of Wales?

Anfangs November stand der Umzug ins neue, artgerechtere Gehege ins Haus, wo er sich auch prächtig auf den Ästen faulenzend präsentierte. Dachten wir. Was nicht ganz der Wahrheit entsprach, suchte er doch die ganze Zeit über das Handbuch von Frank Lee Morris. Was er gefunden haben muss, denn am Abend des 7. November, nach dem Abbau sämtlicher Verstecke und Umgraben des Bodengrundes stand fest: Der Prince of Wales war abgehauen. Er hatte sich durch einen etwa 4 mm breiten Spalt zwischen den Schiebegläsern hindurchgezwängt und war vermutlich via Kanalisation von Kleinbasel unterwegs zum grossen Frachthafen von Rotterdam, um das nächste Schiff nach Übersee zu erwischen. Insgeheim befürchtete ich, ihn Jahre später mumifiziert hinter der Küchenkombination wieder zu finden, oder noch schlimmer, vom Claraposten einen entschieden unfreundlichen Anruf zu erhalten, sie hätten mit ihrer brandneuen Wärmebildkamera einen Kaltblüter entdeckt, der mir wohl entwichen sei. Aber das ist eine andere Geschichte. Wahr hingegen ist, dass mein Schatz mich heute beim Entbinden der Adventskränze auf dem Vordach mit dem Ausruf unterbrach: Heureka! Verständnislos kletterte ich zurück in die Stube, und tatsächlich: Aus dem quadratischen Untertopf meines Passionskrautes (geblüht hat der Schweinehund noch nie) schaute, verärgert vom Krach des Staubsaugers (und wer ist das nicht), der adrette Kopf des Prinzen. Was blieb uns anderes übrig? Er hat jetzt sein Wasserschälchen und sein Fischtellerchen neben dem neuen Habitat und wird vermutlich noch zwei oder drei Monate meinem Schatz beim morgendlichen Yoga zuschauen. Das Terrarium steht auf jeden Fall offen. Vielleicht entschliesst er sich ja im Frühjahr, wieder mal ein warmes Bad zu nehmen.

PS: Wer von einem einsamen Strumpfbandnatter- mädchen weiss, sei gebeten sich zu melden. Wir lassen keine Bestechung unversucht.