küchlin amtlich eröffnet


für infame traditionsblogger ist das multiplex-kino in der steinen (8 säle, 2300 plätze, viele bars usw.) natürlich schon längstens geschichte. für basels society nicht, ist doch der neueste kino-komplex der Pathé-gruppe (pathé nicht zu verwechseln mit pâté - das gabs auf den häppli) erst vor rund einer stunde amtlich eröffnet worden. der kanton entsandte frau finanzdirektor herzog...sie dürfte in den minuten, wo dieses berichtlein formuliert wird, den film "hors de prix" ansehen, bevor sie zum "cocktail dînatoire" hiess es auf der einladung schreitet. ob die gäste und gästinnen dann noch viel mögen glaube ich nicht, weils auf den div. plattformen schaumwein (mittelprächtig) mit häppli (kat. eher besser) gab. weil das das tit. publikum mit relativ leerem magen direkt vom arbeitsplatz kam, wurde schon hier eifrig hingelangt. als die reden begannen , bin ich abgezischt. seit fellini ("la strada") sehe ich mir keine filme mehr im kino an. ich hab mir sagen lassen, es habe seither in der tat keinen besseren film mehr gegeben.

die gästeliste war beeindruckend. und die meisten der angemeldeten waren auch da, etwa schuhmacher vom gaswerk und schuhmacher von der stadtplanung. oder votanten und -onkel des stadtmarketings, der IG steinen, des kinoverbands, der verkehrspolizei usw.

für die alten küchlin-habitués und jene älteren herrschaften, die sich noch an karters komödie erinnern, war die off.vernissage natürlich phänomenal. man kennt die räume nicht mehr...und erst, wenn man via notausgang aufs birsigparking hinausschreitet, meint man, das sei wie früher, als man nach der drummeli-aufführung via hinterausgang das kiechli verliess. aber sonst ist alles anders. oder fast. die bar auf der ersten oder zweiten plattform erinnert den veteranen an das alte, leicht schummrige nachtlokal mit tänzerinnen, die sich auf geheiss des herrn ceppi (senior) aber nicht entblättern durften. so streng waren die bräuche.

gleich geblieben ist die fassade. wer den mut hat, klopfe mal dran...dann merkt man , dass die fassade keine mauer ist, sondern eine hölzerne kulisse. trotzdem: die architektonisch anspruchslose mauer ist darum interessant, weil ihr entwerfer richard calini später einmal regierungsrat wurde. er war dies nur während zweieinhalb jahren und erlitt eine schmähliche abwahl. nicht aus politischen, sondern aus anderen gründen. falls es interessiert, kann ich diese gelegentlich aufzählen.

wie dem auch immer sei: calini würde sein werk nicht mehr erkennen. gut kommts trotzdem daher!


wow

Kaum Fehler, könnte glatt für'ne Nominierung für den Supra 2007 reichen, Kategorie Kulturjournalismus, knallhart recherchiert, messerscharf.

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Sinn für Verhältnissmässigkeiten

die seltsamen prioritäten des herrn holbein: mit einem federstrich entledigt er die jugendbewegung der 80er jahre ihrer politischen bedeutung, um uns dann mit 2500 zeichen akribischer beschreibung der, in jeder hinsicht irrelevanten, offiziellen küchlin-eröffnung anzuöden. ist das noch unfreiwillig komisch oder schon tragisch?

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Sorry, aber ...

... für eine Supra-Nominierung ist Holbeins Beitrag viel zu rückwärtsgewandt. Bei der Beschreibung des Anlasses fehlt jeder Sex, das supreme Name-Dropping und das berühmte Je-ne-sais-quoi. Zu schweigen von den entlarvenden Bildern.

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Tja,

Holbein, das nennt man Künstlerpech! Wobei: Kunst kommt von Können.

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na ja...vom grand prix supra habe ich nichts gewusst, sonst hätte ich geschaut, ob herr delnon präsent gewesen sei. oder frau lischer (kennt man die noch...supra?) herr benthaus war da...und herr düggelin auf der liste der geladenen. den habe ich allerdings nicht gesehen. herr wartmann jun. musste an die versteigerung zugunsten der kinder in brasilien und herr holenstein machte bilder für minus klatsch von der nächsten woche.
zum guten friedman: ob das komisch oder tragisch ist weiss ich nicht. peinlich finde ich hingegen, dass du ständig die "jugend"-bewegung der 80er jahre erwähnst ohne zu erwähnen, was da politisch bedeutend gewesen sein soll. das ödet uns infamy-blogger in der tat an.

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He?

Uns infamy-blogger? wo du wolle?

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Pathé sucks!

Da wollte ich mit meiner Frau heute ins Kino, in der Zeitung Termin und Ort gecheckt, Kinder versorgt, ein hastiges Essen im immer noch viel zu lauten Birseckerhof und dann ganz knapp ins Kino......aber anstatt Borat und seine Kumpanen haben uns zwei Securitate wirsch abgewiesen: "Privatanlass"...
Also, liebe Pathéärsche, bei der nächsten Eröffnung bitten wir sterblichen Kinobesucher um eine Notiz im Kinoprogramm!

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herr holbein

für'n abgetakelten provinzjournalisten und servelatprominenzanbiederer, der hier weder eingeladen ist, noch genuin was mit dem infamy-blog zu tun hat, schwingst du hier ne ganz schön dicke lippe. und dir kann man ja erklären was man will. du kapierst es einfach nicht. lass mich in ruhe und schreib deinen stuss woanders. schon mal an nen eigenen blog gedacht?
und hier noch eine bitte an die anderen infamy blogger: könnte jemand anders (PPP, voxxmachiato, empe oder von mir aus auch derendinger) dem holzkopf mal erklären, was an den verschiedenen bewegungen in den 80ern politisch war? ich bin gespannt ob ers einfach grundsätzlich nicht schnallt oder nur meiner argumentation nicht folgen kann oder will.

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kulturdebatte

na ja...jetzt sind wir endlich mitten in der kulturdebatte drin, die ich mit meinem offenbar nicht überall erwünschten küchlin-beitrag liefern wollte. (danke supra). zur idee mit dem schauspielhaus im küchlin selbst ist zu sagen, dass sie vom architekurbüro burckhardt und partner kam und nicht von der baz-regionalredaktion. hintergrund des plans war der von dir erwähnte denkmalschutz, der zur folge hätte haben können, dass der kanton die kino-liegenschaft hätte übernehmen müssen. kaufpreis ohne bauten: 40 millionen. man wird den initianten zugestehen müssen, dass man theater hätte spielen können, die so genannte guckkastenbühne gefiel aber niemandem. man braucht kein theaterinsider zu sein, um zu wissen, dass es in den 80er und 90er jahren etwa 10 (zehn) varianten für das schauspielhaus gab. unter anderem gabs das modell, den tinguely-brunnen zu schleifen und vorne das sprechtheater zu bauen. der furz ist von kantonsbaumeister schumacher in die welt gesetzt worden. er wollte das interregnum zwischen baudirektor stutz und baudirektorin schneider ausnutzen.

NB1: dass du den elefanten erlebt hast, der von der küchlin-bühne weggezaubert wurde, bezweifle ich, das war nämlich unmittelbar vor oder unmittelbar nach dem weltkrieg zwo.

NB2: der theaterraum inkl.balkonlogen existiert übrigens noch immer, wie ich gestern feststellte. ob man noch theater spielen könnte, ist freilich eine anderefrage.

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Auch wenn das ...

... Küchlin keine Jugendbewegung aus den 80er-Jahren ist, hat es doch eine gewisse Bedeutung in der Kulturgeschichte Basels. Ich mag mich noch daran erinnern, dass ein Zauberer auf der Kiechli-Bühne einen Elefanten verschwinden liess. Oder ans Drummeli. Oder an den ersten James-Bond-Film, als ich mit 14 Jahren einen 16-Jährigen spielen musste. Ich weiss noch gut, wie ich mich über den Entscheid des Appellationsgericht gefreut hatte, als das Küchlin entgegen der Regierungs-Meinung unter Denkmalschutz gestellt worden war. Ich mag mich noch an einen Ressort leitenden Regionalredaktor aus der besten Basler Tageszeitung erinnern, der das Schauspielhaus im Küchlin unterbringen wollte.

Woran ich mich nicht erinnern mag – und womit ich aber sehr gut leben kann – sind die legendären, aber wohl absolut überbewerteten Egon-Karter-Aufführungen in der geschleiften Komödie. Da setzt mein Erinnerungsvermögen erst zur Düggelin-Zeit ein: der legendäre Dügg, der die Schöngeister des damaligen Theaterpublikums mit Skandalen en masse zu schockieren wusste.

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