Abt. (Online-)bazille des Tages


Warum auch nicht? Die beste aller Basler Tageszeitungen hat einen Artikel aus dem Kulturteil auf der "Front" bzw. Startsite ihrer Online-Ausgabe platziert. Nett. Darf es also auch mal Kultur sein und nicht die glorreiche Revanche des FC Basel für die schmerzliche Niederlage der Stadtbasler Truppen vor ca. 170 Jahren auf der Hülftenschanze.

Aber halt! In der gedruckten Ausgabe der besten aller Basler Tageszeitungen indes sucht man diesen Frontartikel vergebens. Vorne nichts, und hinten im kleinen Magazin ebenfalls nichts. Ein Versehen? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn wer sich die Mühe nimmt, die Zeilen, die unter dem Titel

Das Sommerloch auf der Couch
aufgereiht sind, zu lesen, der kommt ins Staunen, wie mit sovielen Buchstaben nichts, aber nun rein gar nichts gesagt werden kann. Ein Müsterchen gefällig?
Der Herbst schickt seine ersten Vorboten voraus. Das Wetter wird trüb und die druckfrischen Saisonprogramme regnen ins Haus. Ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen: Der Kulturbetrieb während des Sommers hat sich nachhaltig verändert.
Soweit so noch einigermassen gut. Der Lead lässt zumindest noch hoffen, dass Inhalt folgen könnte. Doch lesen wir weiter:
Sommerloch hier, Sauregurkenzeit da. So pflegte man bis vor wenigen Jahren über die Jahreszeit zu sprechen, die in diesen Tagen zu Ende geht. Diese wenig schmeichelhaften Bezeichnungen brachten zum Ausdruck, was für den Sommer lange kennzeichnend war: Herr und Frau Schweizer waren verreist, die Läden dicht und in Sachen Kultur tote Hose.
Die Läden in Sachen Kultur tote Hose? Ok. Ok. Wir haben je verstanden. Zur Sache bitte:
Seit aber das Event-Fieber im Kulturbetrieb um sich gegriffen hat, befindet sich das klassische Sommerloch in der Identitätskrise. Ein buntes Treiben hat sich in seiner löchrigen Leere breit gemacht.
"Ein buntes Treiben hat sich in seiner löchrigen Leere breit gemacht." Man stelle sich das mal vor: Ein Treiben in der löchrigen Leere des Sommerlochs. Nun gut. Sprachbilder sind nicht jedermanns Sache (auch ich hab schon böse daneben gegriffen, gell Friedmann). Nun aber wollen wir doch erfahren, was es denn mit dem "bunten Treiben" so auf sich hat. Denn schliesslich wurde uns ja eine "Bilanz" versprochen.
Auch in der Stadt und Region Basel sieht das Sommerloch seinen lange unangefochtenen Status in Frage gestellt.
Oh. Ich bin zu ungeduldig. Zuerst noch die Schlaufe hin zum Ort des bunten Treibens, das sich ...

.... aber kürzen wir das Ganze etwas ab: Im Verlaufe der Zeilen kommen verschiedene Menschen zu Wort. Kulturmanager, Kulturveranstalter, Kulturbeamte. Sie alle sagen mehr oder weniger dasselbe, nämlich, dass das Sommerloch auch nicht mehr das ist, was es einmal war. Über das bunte Treiben, über die Art, den Charakter, den Wert desjenigen erfahren wir indes nichts.

Mit einem Blick in die Zukunft gerichtet bleibt die Frage nach dem Gesundheitszustand des Sommerlochs nämlich aktuell. Nicht hundertprozentig depressiv, aber auch nicht wirklich manisch. So müsste wohl der Befund aus der Analyse des spezifisch baslerischen Kultursommers lauten. Es gibt kein Sommerloch, aber eine Sommerflaute. Basel müsste unbedingt mutiger und lebendiger werden, lautet denn auch der Tenor vieler Kulturinteressierter.
Das ist denn das Fazit des Textes, der immerhin stattliche 8200 Zeichen an Umfang hat. Das Sommerloch ist also "nicht hundertprozentig depressiv". Aber flau. Schön für es. Und wir fragen uns, ob es wirklich ein Versehen war, dass es diese Zeilen nicht in die gedruckte Ausgabe schafften.

Übrigens: das Wort Sommerloch bringt es im Artikel auf stolze zwölf Nennungen! Chapeaux.



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