Der letzte Abschnitt in Alain Zuckers Artikel über's Bloggen in der aktuellen Weltwoche:

Bleibt die Frage, wieso der Schweizer Blogs noch immer nur für ein Spielzeug von Verschwörungstheoretikern hält. Sie geht an Phil Noble, dessen Beratungsfirma Politics Online den globalen Überblick hat. Er erzählt zum Beispiel, dass Südkorea führend ist im Bürgerjournalismus, wie man die nächste Stufe nennt, wenn Blogs zu grossen Medienunternehmen werden. Dort betreiben auf «Ohmynews» Profijournalisten zusammen mit Tausenden von Amateuren seit Jahren eine erfolgreiche Online-Plattform. Oder wer hat schon mal davon gehört, dass es 100000 persische Blogs gibt? Die meisten werden von Exil-Iranern verfasst, die so an der Politik in der alten Heimat teilhaben und die Zensur aushebeln. Als apathisch hingegen erweist sich Kontinentaleuropa. Aktiv waren Blogger während der orangenen Revolution in der Ukraine und vor der Abstimmung über die EU-Verfassung in Frankreich. Ansonsten hört Noble auf dem Netz der Alten Welt eher leises Gemurmel als laute Diskussionen. Er sagt: Der politische Aktivismus im Internet sei hier weniger entwickelt als in den USA, wie übrigens auch das Vertrauen in den Nutzen neuer Technologien. Und die Europäer orientierten sich stärker an politischen Parteien als die Amerikaner. Was, grundsätzlicher und weniger höflich formuliert, bedeutet: Wir sind fürs Bloggen zu institutions- und autoritätsgläubig. Denn im Kern ist der neue Trend aus Amerika subversiv.