"J'accuse...!" - Die neue infamy-Kampagne "für mehr Mut in den Medien"

Die ganze Medienwelt ist von Seichtheit besetzt. Die ganze Medienwelt? Nein. Ein stellvertretender Chefredaktor hört nicht auf, dem medialen Fanal Widerstand zu leisten! Matthias Geering - der uns im "Tageskommentar am Fasnachtsmontag bazial-appellativ "d Kuttle putzt hett":

Nichts geht mehr an diesem Sonntagmorgen, der uns in Erinnerung bleiben wird als der Tag, an dem die Region im Schnee versank. (...)Es ist schon erstaunlich: Da bricht für ein paar Stunden die Mobilität zusammen und schon richtet sich der Aerger vieler Menschen auf den öffentlichen Verkehr. (...) Trotz gefährlichem Strassenzustand und vieler gebrochener Aeste kamen keine Menschen zu Schaden. Das ist alles andere als selbstverständlich - darüber sollten wir froh sein. Und vor allem auch darüber, dass dieser Rekordschnee nicht einen Tag später die Region heimgesucht hat...

Manche werfen M.G. einen schwerfälligen, hausbackenen Schreibstil vor. Ein ganz übler Kritikaster meinte gar, bei der BaZ würden Leserbriefe gelegentlich in Kommentarspalten veröffentlicht. Unsinn! Der Mann tarnt sich bloss. Muss er auch, denn bei ihm künden sich auf leisen (und vielleicht auch unbeholfenen) Pfoten grosse Dinge an. M.G. am Fasnachtsdienstag in der Rubrik "baz direkt":

Die Digitalisierung der Fotografie hat unsere Arbeit grundlegend verändert.(...) Wir möchten sie nutzen: die digitalen Errungenschaften und die Verankerung unserer Leserinnen und Leser in der Region. Sie erleben den Alltag, sie erleben das Aussergewöhnliche - und fangen es mit der Kamera ein. Wir haben Freude an diesen Bildern und möchten diese einer breiten Oeffentlichkeit zugänglich machen. Wie das aussieht, sehen Sie auf Seite 21, wo wir die Fasnachtsschnappschüsse unserer Leserschaft abdrucken."

Hier geht es um nichts weniger als die Demokratisierung der Zeitung! Bald wird die "Leserschaft" nämlich auch Artikel und Kommentare schreiben dürfen! Und dann der Fasnachtsmittwoch. M.G. erweist heute in der Rubrik"dummi schnuure" dem grossen Emile Zola seine Reverenz. Er klagt an!

Wer liest die Zeedel? So, jetzt möchte ich einmal eine ehrliche Antwort. Wann liebe Leserin, wann lieber Leser, haben Sie einen Fasnachtszeedel wirklich gelesen?

Endlich wagt in dieser Sache jemand das offene Wort - und geht gleich noch einen Schritt weiter:

Schafft diese langweiligen Zeedel ab und gebt dem Vortrab Attraktiveres zu verteilen.

Da rüttelt ein Mann an den Grundfesten der Basler Stadtkultur. Das wird vielen Leuten hier gar nicht gefallen. Und das - machen wir uns nichts vor - kann böse Folgen haben!

Ein Journalist geht seinen Weg, einen gefährlichen Weg. Er geht ihn aber nicht ohne unsere Solidarität. Weiter so, Matthias Geering, bleiben Sie dran, an Ihren heissen Themen!