Abt. bazille des Tages


Das blanke Entsetzen stand Herrn T. ins Gesicht geschrieben, als er heute früh durch die fahrlässigerweise offenstehende Bürotür zu Obermieter Fuzzy kam: "Was ist denn das?" fragte der alte Herr, mit einer baz-Rechnung um sich fuchtelnd. Es brauchte einige Zeit, ihm zu erklären, dass die Adressierung an Herrn T. mit nachgängiger Aufführung meines bürgerlichen Namens laut der Dame vom Abodienst die einzige Möglichkeit gewesen sei, mir die Rechnung zuzustellen, die zuvor von der Post als unzustellbar retourniert wurde. Denn Fuzzy c/o T., das geht laut Frau H. von der baz nicht. "Und warum zahlen Sie nur die Hälfte?" forschte Herr T. nach, seine gleichzeitig zugestellte, reguläre Rechnung zum Vergleich hinhaltend. "Weil ich jemanden kenne, der dort arbeitet. Aber finden Sie, dass das Blatt 330 Franken wert ist?" Das könne man so nicht bewerten, meinte Herr T., und man komme ja fast nicht drum herum, die Zeitung zu haben. "Aber wenn man sieht, wer da die ganzen Zeilen womit füllt, kann man sich schon fragen, was das soll." Schliesslich sei die Kontrollfunktion, die die Medien ausübten, in der Verfassung nirgends festgeschrieben, sondern eine von den Medienschaffenden selbst gewählte. "Die so genannten Medienschaffenden, Kunstschaffenden - wir verstehen unter einem Arbeiter ja jemanden mit Schaufel und Pickel", schimpfte der pensionierte Arzt und Ehrenbursche. Was die Medien, und mit ihnen die Gewerkschaften und die ganzen Umweltverbände, heute veranstalteten, sei eine eigentliche Anti-Arbeiterbewegung. Nach der Ermahnung, doch endlich die Sache mit den Untermietverträgen und der Heizkostennachforderung zu erledigen, einem kleinen Rundgang inklusive abermaliger Besichtigung der durch übermässige Vorraumbeheizung notwendig gewordenen, von Herrn T. mit zittriger Hand selbst vorgenommenen und daher etwas unschön geratenen, aber an dieser Stelle gewiss niemand störenden Spachtelreparatur, einem halbstündigen bauhistorischen Diskurs von der Säkularisierung des Gnadenthal-Klosters über die unsachgemässe, labyrinthartige Verlegung der Abwasserrohre anno 1830 sowie einer eingehenden Schilderung des - "obwohl der dadurch abfliessende Stuhl und Urin an sich ja nichts Giftiges ist" - misslichen Zustands des Rohrsystems und der neuartigen Methode, die bei seiner Sanierung zum Einsatz kommt, ohne dass der Boden geöffnet werden muss, kam Herr T. wieder auf den eigentlichen Grund seiner Visite zu sprechen und schloss mit der Frage: "Aber wenn Sie jetzt die Rechnung einzahlen, und Sie zahlen nur die Hälfte und mein Name steht drauf, meinen die von der Baasler Zyttig dann nicht, ich hätte nur die Hälfte bezahlt?"



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Sperrfrist: 02.09.24, 09:53

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