Oder: Auf dem Stuhlgang zur Poesie.

Dieser Stuhl kann einem leid tun,

schreibt Philipp L., Spezialist für Lokalpoesie in der besten aller Basler Tageszeitungen. Mitleid mit einem Stuhl? Für uns ganz was Neues. Mitleid mit Artbeitnehmern aus dem Jura, die von einem Stahbauunternehmen wie Leibeigene behandelt werden: Ja. Aber das ist nicht Sache dieser Zeitung, wie der Kommentar von Pierre W. zeigt. Dann doch lieber Mitleid mit einem Stuhl, denn:

Ganz einsam thront er über dem Rasen des St.-Jakob-Parks. 31 Meter über dem Spielfeld markiert der Stuhl die höchste Reihe des vergrösserten Stadions.

Wir sind den Tränen nah, aber es gibt Hoffnung:

Den Stuhl (oder - um korrekt zu bleiben - einen allfälligen Besucher auf diesem Stuhl) nur als einsam zu bezeichnen, trifft den Punkt nicht ganz. Der fiktive Stuhlbesetzer hat nämlich auch einen hervorragenden Blick über die momentanen Bauarbeiten.

Apropos Bauarbeiten: Die Tatsache, dass der Verein Baustellenkontrolle Basel bei der Hälfte der über 200 Kontrollen Verletzungen der Mindestlohnbestimmungen im verbeindlichen GAV festgestellt hat, ist der besten aller Basler Tageszeitungen gerade mal einen kurze Agenturmeldung Wert. Aber was soll's. Es sind ja eh nur ausländische Arbeiter betroffen, ganz im Gegensatz zu einheimischen Stühlen. Also zurück zu unserer Heulgeschichte, die sich auf ein Happy Ende zuzubewegen scheint:

Der Blick ist frei auf die beiden aufgerissen Dächer, der Blick ist frei auf die ersten neuen Tribünenelemente und der Blick ist frei auf die blauroten Baugeräte der Batigroup. Der Kran rotblau, die Mulde nur blau, die Bauarbeiter im roten Overall: Eine wahre FCB-Baustelle.

Ole. FCB. Und alles ist wieder gut. Der Rest ist Schweigen.