Nachrichtenagenturen melden: Otto Schily, WM-Organisationschef Franz Beckenbauer und Kurator André Heller (Hilfe!) stellen morgen in Berlin das Kulturprogramm zur Fußballweltmeisterschaft 2006 vor. Dazu gehören 48 Projekte, die 30 Millionen Euro verschlingen. Es sei das erste Mal, dass eine Fußball-WM von einem derartigen Kulturprogramm begleitet werde, heisst es. Was mich ja nicht erstaunt. Es käm doch keinem italienischen, französischen oder brasilianischen WM-Organisator in den Sinn, zum Beispiel eine "Fußball-Oper" mit dem Titel "Die Tiefe des Raumes" komponieren zu lassen und die dann noch als "Höhepunkt" anzupreisen. Das kann nur in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker ("...der Richter und Henker" © Karl Kraus ca. 1935), unter der Federführung des Trio Infernal "Schily Beckenbauer Heller" geschehen.
Allerdings führt der Schweizer Kulturzampano Martin Heller Ähnliches im Schilde, wie er <a href=www.weltwoche.ch target=_blank>in einem Interview mit der Weltwoche unlängst preisgab:

Ich mache mich deshalb mit ein paar Partnern für ein Kulturprogramm während der Fussball-EM 2008 stark, weil ich glaube, dass unser Alltag nur über Projekte gezielt veränderbar ist. Solche Projekte sind ein Energieschub, der Konzentration bündelt – weil nicht die gesamte Last der Geschichte und der Zukunft daran hängt.

Im österreichischen "Standard" <a href=derstandard.at target=_blank>schrieb Klaus Bonanomi zu M. H.s Plänen am 18.7.05:

Unter dem Namen "Doppelpass" hat sich ein österreichisch-schweizerisches Team zusammengetan, mit dem Ziel, kulturelle Anlässe rund um die Kickerei stattfinden zu lassen. Tanzdarbietungen und Performances, Modeschauen und Filmabende, Literatur und zeitgenössische Musik, eine Cartoon-Ausstellung oder eine Diskussionsrunde zum Thema Kinderarbeit in der Sportartikel-Herstellung. Dies sind nur einige der Ideen der "Doppelpass"-Initiatoren. Einer der Verantwortlichen ist Martin Heller, der dieser Tage zum künstlerischen Direktor der Kulturhauptstadt Linz 2009 gewählt worden ist. "Etwas Vergleichbares hat es bisher noch nicht gegeben. Bisher wurden Großanlässe von pompösen Eröffnungs- und Schlusszeremonien umrahmt", sagt Heller. "Wir wollen auch vor und nach und zwischen den Wettkämpfen für kulturelle Highlights sorgen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich sogar eine Wechselwirkung, und es wird bei der EM einen besonders tänzerischen, ästhetischen Fußball geben."

Ist eig. eine Umfrage wert!

Wobei: In Helvetien können sie ja nicht mal einen hundskommunen Tunnel durch die Alpen bauen, ohne dass nicht sofort <a href=www.pro-helvetia.ch target=_blank>die Pro Helvetia dahergerannt kommt und das Loch mit einem kunterbunten Kulturprogramm garniert. Kulturmanager sind eine Plage!