Úbt. KuMuBe revisited


Das Kunstmuseum Bern teilt soeben mit:

Das Kunstmuseum Bern hat den Künstler Xiao Yu, dessen Werk in der Ausstellung "Mahjong. Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg" Anlass zu einer Klage gegeben hat, in Peking erreichen können. Der Künstler bestätigte im Verlauf des heutigen Morgens, dass es sich beim angeblichen Fötenkopf in der Installation Ruan, nicht um eine Kopie sondern tatsächlich um ein menschliches Präparat handelt. Dieses stammt aus dem Naturhistorischen Museum in Peking, wo es seit den sechziger oder siebziger Jahren zu Studienzwecken ausgestellt war. Der Künstler erhielt den Kopf des sechs Monate alten Fötus von einem Forscher des Museums, der die Aufgabe hatte, die alten Präparate zu entsorgen und durch neue zu ersetzen.

mehr steht im comment.


Da:

Das Werk „Ruan“, das in sechs Glasbehältern in Formaldehyd eingelegte Zwitterwesen zeigt, war 1999 während rund einem halben Jahr anlässlich der von Harald Szeemann kuratierten Biennale Venedig ausgestellt und wurde von Hunderttausenden von Besuchern gesehen, ohne dass es je zu Beanstandungen gekommen wäre. Die Arbeit fand vielmehr als ein wichtiges Statement zur damals aktuellen Diskussion um Fragen der Genmanipulation Beachtung.

Der Text im Katalog Mahjong hält fest:

„Xiao Yu, 1965 in der Autonomen Region Innere Mongolei geboren, hat 1989 sein Studium an der Zentralakademie der Schönen Künste in Peking, Abteilung Freskomalerei, abgeschlossen und lebt und arbeitet auch heute in Peking. Weil er für sein Oeuvre lebende und tote Tiere als Materialien einsetzt, zählt er zu den radikalen Künstlern Chinas.
Eine seiner bekanntesten Arbeiten trägt den Titel Ruan (1999): Xiao Yu entledigte verschiedene tote Kleintiere ihrer Federn oder ihres Fells, trennte die Körperteile voneinander und nähte die so entstandenen Versatzstücke zu neuen, hybriden Geschöpfen zusammen, die in mit Formaldehyd gefüllten Glasbehältern präsentiert werden. Xiao ging sogar noch einen Schritt weiter. Er operierte lebendige Mäuse zusammen und hielt ihre durch die plötzliche »Einleibigkeit« entstandenen Probleme mit der Videokamera fest. Mit solchen Arbeiten scheint der Künstler dem Frankenstein-Mythos und einem Sensationalismus à la Damian Hirst zu huldigen. Doch in Wirklichkeit gründen sie auf der »Philosophie« eines pessimistischen, aber reifen Künstlers, der schreibt: »Ich kombiniere die Hühner, Enten, Kaninchen und Mäuse nach meinen Regeln, um den bedingten Reflex der Zuschauer hervorzurufen, über die Absurdität der Regeln der Menschen und über die Ratlosigkeit, die uns lähmt, nachzudenken. Deshalb assoziieren manche Zuschauer meine zusammengenähten Mäuse mit den Regeln der Ehe oder der Armee, meine zusammengesetzten Tiergruppen mit sozialen Klassen. Kunst kann kein einziges Problem lösen, das nicht ihr selbst entwachsen ist. Kunst ist eine Art Thermome-ter, oder sie wirkt wie Windpocken am Körper. Das Auftreten der Symptome der Gefühle treibt die Menschen zum Nachdenken, ist aber nicht tödlich.« Xiao stellt fest, dass alles Leben aus Regeln besteht, aus physikalischen, biologischen (Stichwort DNA), gesellschaftlichen und moralischen Regeln, deren wir uns kaum bewusst sind, denn »die Regeln machen den Menschen«. Wir sind durch sie determiniert und akzeptieren sie auch bereitwillig, weil sie uns als »vernünftigste Gewalt der Welt« erscheinen. Dem Vernunftdenken muss aber zuweilen die Spekulation gegenübergestellt werden: »In vielen Fällen setzt man die Hoffnung auf Künstler, sie mögen die Regeln zerstören oder durchbrechen. Anscheinend sehen Künstler experimentelle Handlungen auch als eigene Pflicht, um vorhandene Muster und Regeln zu durchbrechen. In der Tat könnte man alles umdrehen und dann beobachten, was geschehen würde, wenn die Vorgaben der Künstler als verbindliche Regeln gälten.«
Chinas Künstler verstossen nicht gegen die Regeln der Ethik, um, wie es im Westen Tradition ist, ein bourgeoises Publikum zu empören, denn zum einen werden in China andere Umgangsformen unter Menschen und mit Tieren als selbstverständlich akzeptiert, und zum anderen empfinden eben jene Künstler und Künstlerinnen ihrer Gesellschaft gegenüber eine hohe moralische Verpflichtung. (BF)“

Die Geschäftsleitung des Kunstmuseums und der Präsident des Stiftungsrats, Prof. Dr. Christoph Schäublin, haben in einer ausserordentlichen Sitzung beschlossen, dasjenige Gefäss der Installation, das ein aus menschlichen und tierischen Körperteilen gefertigtes Zwitterwesen enthält, provisorisch zu entfernen, da die gegenwärtige Kontroverse die objektive Wahrnehmung der Ausstellung zu gefährden droht. Über das weitere Vorgehen wird im Anschluss an ein Expertensymposium zu Fragen im Zusammenhang des Werkes „Ruan“ entschieden.

Das Symposium findet am 22. August, um 19.30 Uhr, im Kunstmuseum Bern statt. Es werden Fachleute aus den Bereichen Kunst, Ethik, Recht und Philosophie über die Grenzen des Darstellbaren in der Kunst diskutieren. Zu fragen ist auch, inwieweit ein Künstler Strategien einsetzen darf, welche die ethischen Empfindungen gewisser Besucherinnen und Besucher verletzen könnten. Über die definitiven Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Diskussionsrunde werden wir sobald wie möglich orientieren.

... Link

Sigg oder sick?

Das kann man wohl sagen:

werden in China andere Umgangsformen unter Menschen und mit Tieren als selbstverständlich akzeptiert

Aber solang sie keine Föten töten (womit der auch untergebracht wär), sondern nur solche nehmen, die ohnehin weggeworfen worden wären, gehts durch.

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