Es ist soweit! oder "Die Elternversteher"


Die 68er an und für sich stellt man sich gemeinhin so vor: Das sind Studentenproteste und Neomarxismus, das Lebensgefühl des Tabubrechens, Drogenkonsums und der Wohngemeinschaften. Das "Lebensgefühl des Drogenkonsums"? Sei's drum. Der 68er an und für sich: Erst Akteur auf der Strasse, dann steckengeblieben beim Marsch durch die Institutionen, dann Frührentner. Jetzt: wiederentdecktes Fossil und darum: Untersuchungsobjekt der Wissenschaft. Der Kreis schliesst sich. Der nette junge Mann auf dem Bild (Autor der bahnbrechenden Studie "Zwischen Fremdsprache und nationaler Varietät - Untersuchungen zum Plurizentrizitätsbewusstsein der Deutschschweizer") ist einer beiden der Organisatoren von dem da, das heute und morgen stattfindet:
«Maos Rote Garden? 1968 zwischen kulturrevolutionärem Anspruch und subversiver Praxis: Kultur- und Mediengeschichtliche Aspekte der Studentenbewegung» 2. Tagung des Interdisziplinären Forschungskolloquiums Protestbewegungen (IFP). 4./5. Februar 2005, Deutsches Seminar Universität Zürich.
Und in einem Interview meint der Mann: Viele meiner Studierenden haben mir gesagt, sie möchten endlich einmal ihre Eltern verstehen. Aber im Ernst: 1968 ist ein Thema, das momentan ziemlich hoch in der Tagespolitik steht und auch als neues Forschungsthema entdeckt wurde, vor allem von einer jüngeren Generation von Wissenschaftlern. In Heidelberg haben wir uns damit beschäftigt, die Grundlage für unser Forschungsnetzwerk zu legen und uns grundsätzliche Gedanken zu machen: Wie wird mit 68 Erinnerungspolitik betrieben, wer hat die Diskurshoheit, wie präsentieren uns Zeitzeugen 68, und was kann die Forschung dazu sagen?
Ja, aber will man das denn überhaupt wissen? Die Diskussion ist eröffnet. Und wer heute Abend noch nichts vor hat, pilgert zu einer Veranstaltung mit the usual suspects:
1968 in Zürich: Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Sozialarchiv Zürich und dem Zürcher Literaturhaus. Moderation: Jakob Tanner (Historisches Seminar, Universität Zürich). 20.00 Dorothee Liehr (Zürich): Globuskrawalle und Zürcher Manifest als Medienereignisse. Zeitzeugen: Urban Gwerder, Isolde Schaad und Alexander J. Seiler



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