Montag, 25. Oktober 2010


Abt. Abstimmungskampf für die SVP


Die SVP erhält eifrig Schützenhilfe von der Basler Staatsanwaltschaft, die neuerdings auch kleine Straftaten und versuchte Straftaten zur Veröffentlichung darbietet – ein Angebot, das u.a. von der besten aller Basler Tageszeitungen dankbar aufgenommen wird:

"Viel Gewalt in nur zwei Tagen"
... lautet die Schlagzeile auf der Frontseite. Dann lesen wir von drei Schlägereien bzw. Raubüberfällen: je einer in Liestal, Sissach und Basel. Und es ist die Rede von einer Vergewaltigung im Drogenmilieu. Das sind alles Vergehen, die bestraft gehören. Dass dann noch betont wird, dass die Schläger "mutmasslich" aus Ex-Jugoslawien stammen, aus dem Magreb und dass einmal mehr "Schwarzafrikaner" beteiligt gewesen sein sollen, ist Wasser auf die Mühlen der Ausschaffer im Gefolge der SVP.

Das gibt zu denken Und ebenfalls zu denken gibt, dass die Staatsanwaltschaft neuerdings auch eine aus dem Velokorb entrissene Handtasche in eine Medienmitteilung verpackt. Oder dies:

"Am 23.10.2010, kurz vor 2000 Uhr, wurde am Barfüsserplatz ein 10- jähriges Mädchen von einem Unbekannten belästigt."
Das klingt doch schon einmal ganz fürchterlich. Aber:
"Die bisherigen Ermittlungen des Kriminalkommissariates ergaben, dass das Mädchen sich zusammen mit seinen Eltern an der Herbstmesse auf dem Barfüsserplatz aufgehalten hatte. Unvermittelt bedrängte ein Mann das ihm unbekannte Kind und wollte es überreden, mit ihm auf eine Bahn zu gehen. Zudem schüchterte er das Mädchen mit unsittlichen Gesten ein. Dank der guten Reaktion des Mädchens, welches sofort zu seinen Eltern eilte, konnte kurze Zeit später der Unbekannte und sein Kollege von der Polizei kontrolliert werden."
Ja natürlich soll es sich bei den "Unbekannten" um Asylbewerber aus Algerien und von der Elfenbeinküste gehandelt haben. Wie weit das Mädchen, das sch ja in Begleitung ihrer Eltern bewegte, tatsächlich bedrängt wurde, wissen wir nicht. Wir bekommen nur den Eindruck vermittelt, dass ...

... aber lassen wir das.

Nachtrag: Asylbewerber von der Elfenbeinküste lassen sich schwerlich ausschaffen, unbekannte Schläger aus Ex-Yugoslawien ebenso wenig wie irgendwelche "Schwarzafrikaner", von denen man nichts anders weiss, als dass sie als "Schwarzafrikaner" bezeichnet werden.


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Abt. remember Wolfgang U.? - heute: Die Marionette


Stell Dir vor, da meldet die Berner Polizei, ein Oesterreicher, der angeblich Bankdaten aus der Schweiz nach Deutschland verdealte, habe sich erhängt in seiner U-Haft, und ausser den Zeitungen in seinem Herkunftsland bleibt niemand an der Geschichte dran! Die Kronen Zeitung mutmasste gestern, U. könnte von der einen Schweizer Grossbank, die in den letzten Monaten unter massivem Geldabfluss gelitten habe, mit den Daten von zur Konkurrenz abgesprungenen Ex-Kunden gefüttert worden sein. Die habe er dann nach Deutschland verkauft.

Macht das Sinn? Spielen wir's kurz durch (aktualisierte Version). Angenommen Thorsten X., nicht-Schweizer, hat massiv Steuern hinterzogen und Direktor Z von Bank A hat ihm dabei geholfen. Aber inzwischen ist Bank A existenziell bedroht und scheint X nicht mehr sicher genug. Also wechselt X zu Bank B. Bank A hat X in ihren historischen Daten derweil immernoch am Schlafittchen, wenn sie will. Sie könnte X drohen, ihn auffliegen zu lassen, bevor er seine Kohle abgezogen hat. Oder danach. Wenn er sich nicht beeindrucken lässt, weil er denkt, die werden einen Teufel tun, macht Bank A vielleicht ernst, konkret: Direktor Z dreht durch, weil er, Z, mitschuld am Geldabfluss, Mitte '09 gefeuert werden soll. Z denkt sich: "Wenn ich untergeh, solln's die anderen nicht besser haben! Und mit dem Geld für die Daten tauch ich 'ne Zeit lang ab in Mexiko!". In einer Kamikazeaktion brennt Z die Daten von zu Bank B abgesprungenen Grosskunden (die letzte, grosse Tranche der Ueberweisungen geht dorthin, steht im Kontoauszug bei Bank A), auf eine CD und kontaktiert seinen Bekannten aus Gleitschirmfliegerkreisen, den Lebemann Wolfgang U.... Das war vielleicht irgendwann erste Hälfte '09. U. steigt auf das Geschäft ein und verhandelt für Z. verkleidet im Laufe von 2009 mehrfach mit Deutschen Steuerfahndern über die CD. Die CD mit den Daten aus Bank A heisst jetzt "Bank-B-CD", denn darauf sind Namen und Kontos und Beträge die zur Bank B überwiesen wurden, die Bank A als Absender natürlich kennt. Der Name Bank A allerdings taucht nirgends auf der CD auf. Die Fahnder garantieren U. Anonymität. Halten sich aber nicht an das Versprechen. Sie legen eine Akte über U. an mit einer recht genauen Personenbeschreibung. Die Deutschen Steuerfahnder eröffnen anhand der Daten auf der CD, die sie schliesslich U. abkaufen für 2.5 Millionen Euro, in der zweiten Hälfte 2009 ein Verfahren gegen Thorsten X und 1100 andere. Seinen Lohn erhalte er, sobald sich die ersten Fahndungserfolge einstellen würden, wird U. beschieden. Im Rahmen der Ermittlungen erfährt der inzwischen eingeschaltete Anwalt von Thorsten X, dem von der Steuer eröffnet wurde, dass gegen ihn ein Verfahren laufe, Details zum Datendealer Wolfgang U. aus den Untersuchungsakten gegen X. U. kommt auf die schwarze Liste von Thorsten X! Der Anwalt von Thorsten X schickt darum anonym das, was er aus den Fahndungsakten gegen seinen Mandanten über U. kopiert hat, an die Schweizer Bundesanwaltschaft. So will der Anwalt sie auf U.s Fährte ansetzen. Das war um den Jahreswechel '09/'10. Die BA startet tatsächlich ein Verfahren. Der Anwalt von X. ist nicht der einzige, der ihr Material über den Datendealer gesteckt hat. Andere dachten ähnlich wie der Anwalt und versorgten sie mit Indizien. Im Februar ersucht die Schweiz in Sachen U. um Rechtshilfe in Deutschland. Eine Reaktion erhält sie von dort nie. Auf der schwarzen Liste vom Ex-Bankdirektor Z, der ihn "gefüttert" hat, ist U. von Anfang an, noch bevor er überhaupt seine Schuldigkeit getan hat. Denn U. weiss zu viel. Im Juli 2010 macht die Staatsanwaltschaft Düsseldorf Razzien in 13 Filialen von Bank B in Deutschland. Als kurz darauf die 2.5 Millionen Euro aus Deutschland auf U.s ansonsten eher schmalbrüstig ausgestattetem Konto einer Vorarlberger Bank eingehen, schlägt diese Alarm und erstattet Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch gegen U. wegen Geldwäscherei. Die Oesterreicher nehmen aufgrund von U.s Wohnadresse mit den Schweizern Kontakt auf. Die Bundesanwaltschaft heftet sich sofort hocherfreut an U.s Fersen. Am 14. September hat sie genug Material zusammen, dass sie ihn verhaften lässt. 14 Tage später ist U. tot.

Epilog:

Am 31.12.2010 begegnen sich Z und Thorsten X zufällig an einer Silvesterparty im Palace in St. Moritz. Lachend sagt X zu Z, während er ihm mit dem Champagnerglas zuprostet, "Du hast mir ja da kurz einen rechten Schreck eingejagt...!" - "Dafür ist Dein Geld jetzt wieder bei der richtigen Bank!" - "Und Du bist drum ab nächstem Jahr wieder ihr Direktor, wie man hört!" - "Wer kennt Deine Bedürfnisse besser als ich?" - "Auf ein erfolgreiches nächstes Jahr!" - "Prost!" Stoff für James Ellroy! Oder?


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Abt. Sie hören etwas leichte Musik - heute: Louie Louie


Beachte das Solo ab 1:43 des talentierten Jungtrompetisten Leo K.!


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