Freitag, 9. Juli 2010


Abt. Mikropolitik - heute: Der Wohnraumbedarf-Trick


Ein vielfach wiederholtes Hauptargument der Regierung für die Ueberbauung der Familiengärten ist, dass der Wohnraumbedarf pro Person stetig steige. Zuletzt im Gegenvorschlag zur Familiengarteninitiative:

Diese Einwohnerverluste sind vor allem durch den steigenden Wohnflächenbedarf pro Einwohner verursacht, dem kein adäquater Zuwachs an Wohnraum gegenübersteht. Um trotz steigender Wohnflächenansprüche pro Einwohner ausreichend Wohnraum schaffen zu können, müssen verschiedene Entwicklungsansätze kombiniert werden: Angesichts der engen Handlungsspielräume in Basel ist neben der Mobilisierung von Nutzungsreserven in bestehenden Bauzonen und Umnutzungen im Baugebiet auch eine begrenzte Ausdehnung der Bauzonen auf Freizeitgartenarealen erforderlich.
Unlängst wiederholte dies auch RR Wessels in einem Referat anhand dieser Folie vor dem Bauforum, gemäss Selbstdeklaration "eine unabhängige, breit abgestützte Gruppierung von Meinungs- und Entscheidungsträgern aus der Bau- und Immobilienbranche sowie aus Wirtschaft- und Politik": Was aber sehen wir auf dieser manipulativ skalierten Grafik tatsächlich? Zunächst einfach mal: Ein Stadt mit sinkender Einwohnerzahl. Und mit steigendem Wohnungsbestand. Also verkürzt zur Veranschaulichung: Eine Stadt mit im Jahr 1 50 Wohnungen und 100 EinwohnerInnen, im Jahr 2 mit 52 Wohnungen und 98 EinwohnerInnen, im Jahr 3 mit 54 Wohnungen und 95 EinwohnerInnen und so weiter. Leute ziehen weg. Wohnungen werden gebaut. Was liegt da näher, als dass sich die verbleibenden EinwohnerInnen auf die wachsende Anzahl Wohnungen verteilen? Wer dann die Anzahl Wohnungen durch die Anzahl EinwohnerInnen teilt, erhält natürlich eine immer grössere Zahl. Aber ist das legitim? Lässt dies als einziges die Interpretation zu, dass „der Wohnraumbedarf stetig steige“? Und ist das darum ein schlüssiges Argument, noch mehr Wohnungen zu bauen? Natürlich nicht! Ausser man hat eine „hidden agenda“ und instrumentalisiert diese Entwicklung in deren Sinn! Ausser man sucht nach einer nebulösen Legitimation für eigennützige Investoreninteressen. Der „wachsende Wohnraumbedarf“ ist ein statistisches Konstrukt mit ideologischer Absicht, keine Tatsache. Ebensogut liesse sich sagen: Die in Basel Verbleibenden optimieren die Ausnutzung des Wohnungsangebotes. Und: Dieser Trend wird wohl anhalten, wenn mehr gebaut wird. Aber: Daraus lässt sich keineswegs ein Argument dafür ableiten, DASS mehr gebaut werden MUSS. Das tut nur, wer ums Verrecken mehr bauen WILL. Aber sich nicht traut, das so offen zu sagen.


... link (5 comments)   ... comment



Abt. Plastik stinkt II - heute: im Atlantik


Remember Plastik Midway? Der Siff dort stammt vom "pazifischen Müllstrudel". So einen gibt's auch im Atlantik:


... link (no comments)   ... comment



Abt. Mikropolitik - heute: Nötigung?


Landet die baselstädtische Regierung bald im Kerker? Art. 181 ZGB lautet:

Wer jemanden durch Gewalt oder Androhung ernstlicher Nachteile oder durch andere Beschränkung seiner Handlungsfreiheit nötigt, etwas zu tun, zu unterlassen oder zu dulden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.
Der Gegenvorschlag der Regierung zur Familiengarteninitiative spricht von 52ha „zum Kernangebot gehörende Freizeitgärten des Kantons im Umland, die“ zu sichern „gemäss dem vorliegenden Gegenvorschlag über geeignete Zonen oder Nutzungsverträge“ möglich wäre, im Falle seiner Annahme. Die Regierung erläutert allerdings mit keinem Wort, warum diese 52ha nicht ebenfalls langfristig zu sichern wären, wenn der Gegenvorschlag nicht, die Initiative aber sehr wohl, angenommen würde. Damit erweckt die Regierung den Eindruck, dass die 52ha (ganz oder teilweise) nur zu sichern sind im Falle, dass der Gegenvorschlag Erfolg hat (und die Initiative abgelehnt wird), liefert aber keinerlei Beweisführung oder stichhaltige Argumentation für diesen Kausalzusammenhang. Dadurch soll offenbar vermittelt werden, dass die 52ha ausserhalb des Kantons ganz oder teilweise „verloren“ wären, wenn die Initiative angenommen würde. Implizit lautet die Aussage der Regierung: „Wir unterlassen es, die Areale ausserhalb zu sichern, wenn die Initiative angenommen und der Gegenvorschlag abgelehnt wird“. Der Verlust dieser 52ha, oder Teilen davon, kann durchaus als „ernstlicher Nachteil“ für die direkt Betroffenen PächterInnen und die allgemein an Familiengärten Interessierten angesehen werden. Es liesse sich ergo argumentieren, der baselstädtische Regierungsrat drohe mit ebendiesen „ernstlichen Nachteilen“ (folgend aus einer absichtlichen Unterlassung der Regierung), um Teile der Stimmberechtigten dazu zu nötigen für den Gegenvorschlag zu stimmen. Wer geht "the Basel Seven" besuchen, wenn sie die drei Jahre hinter schwedischen Gardinen sitzen?


... link (6 comments)   ... comment


 
infamous for 8150 Days
Sperrfrist: 02.09.24, 09:53

Kontakt:
infamy-Kollektiv
Basel
E-Mail



status
Youre not logged in ... Login

menu
... infamy home
... such!
... topics
... 
... Home
... Tags

... antville home
... disclaimer






Für die Kaffeekasse:
Neuzugänge:
Abt. Keintunnel Nicht
vergessen, die Auto-Nerds wollen Milliarden in den Autobahnbau verlochen. Das ist sowas...
by bagger (02.09.24, 09:53)
Abt. Witz des Tages "Es
soll sogar prominente Klimakleber geben, die Flugreisen nicht grundsätzlich ablehnen,...
by bagger (15.06.24, 18:30)
Abt. Wohnschutz schützen Wenn die
Investoren husten, haben Basels Bürgerliche Grippe In einem beispiellosen Akt...
by bagger (15.06.24, 10:21)
Abt. Leckerschlecker The DEA
Northeast Laboratory (New York, New York) recently received a submission of...
by fuzzy (26.02.24, 12:06)
Abt. Wo-Wo-Wochenschau!
Männiglich fragte sich, was eigentlich Fonzis Leihkampffisch so macht. Die Antwort (oben) entnehmen...
by fuzzy (26.02.24, 12:04)
Abt. Schuss des Tages
by fuzzy (26.02.24, 12:02)
Abt. infamous Shooting
Foto: Fonzi Tromboni Gestern abend war grosses Fotoshooting im Studio zu Sankt...
by fuzzy (26.02.24, 11:55)
Abt. Keintunnel CH
Mehr Infos hier: https://www.umverkehr.ch/referendum
by bagger (23.09.23, 11:32)