Dienstag, 10. November 2009


Abt. Mikropolitik - heute: los campesinos basileas


Er ist sympathisch, gewinnend und einnehmend. Er ist clever. Er ist smart. Er ist rhetorisch gewievt. Regierungsrat Hans-Peter Wessels hat seine Aufgabe aus Sicht des Systems gut gemacht heute Abend an der Orientierungsveranstaltung im Felix-Platter Spital über die Zonenplanrevision. Weit über eine Stunde lang präsentierten er und Kantonsbaumeister Schuhmacher und Projektleiter Volman eloquent eine Folie nach der anderen. Wessels und ich, wir haben uns vor weit über 20 Jahren im Bergell kennengelernt im Haus einer gemeinsamen Bekannten. Er studierte damals Biochemie, wenn ich mich recht erinnere. Seither duzen wir uns. Und dann haben wir uns für ewig aus den Augen verloren. Jetzt stehen wir uns wieder gegenüber. Er als Regierungsrat und Baudirektor im Nadelstreifenanzug, der Basel umkrempeln will. Ich als Anwohner eines Familiengartenareals und Vater von zwei Buben, die darauf mit ihrer Mama einen Garten pflegen. Das Gartenareal will der Kanton frei machen für Wohnblöcke und Reiheneinfamilienhäuser. Und Wessels exekutiert den Plan. "Low cost, low energy" sei das Motto, wie Kantonsbaumeister Schuhmacher verkündete. Ich prophezeihe, die Schuhschachteln werden trotzdem nicht weniger als CHF 800'000 kosten pro Stück. Wer kann das bezahlen? Was richtet das an mit der aktuellen Sozialstuktur des Quartiers? Ein Anwesender meinte, er verstehe nicht, warum die Behörden hunderte von Einsprachen und enttäuschte, aufgebrachte FamiliengärtnerInnen in Kauf nehmen nur dafür, dass ein Unterkapitel des Richtplans durchgesetzt werden könne. Darauf wich Wessels aus, für einen minimalen Handlungsspielraum müsse man das Risiko eingehen. Und überhaupt dauere es noch Jahre, bis das Projekt wirklich Gesetz sei. Ich sagte ihm zur Illustration und bildlich gemeint, "Du willst meinen Buben den Garten wegnehmen. Da musst Du aber erst an mir vorbei! Erinnere Dich an die Alte Stadtgärtnerei!" Diese Diskussion um die Familiengärten hat das Zeug zum waschechten sozialen Konflikt mit dem vollen Programm... Wessels will im Zuge der Zonenplanrevision Wohnraum für 20'000 Menschen schaffen (höher bauen, umnutzen usw.), damit die Bevölkerungszahl des Kantons stabil bleibt. Denn aus den vergangenen Jahrzehnten liesse sich ablesen, dass der Wohnraumbedarf stetig steige, erläuterte er. Es geht also um ein Nullsummenspiel. Nicht mehr Leute nach Basel zu locken, ist - zunächst - das Ziel. Sondern es wollten alle immer mehr Raum, weil der Wohlstand stetig steige. Darum muss mehr Fläche her für gleich viel Leute. Damit die wenigstens bleiben. Damit die Steuereinnahmen wenigstens konstant bleiben. Sonst sei das soziale Basel nicht mehr finanzierbar. Worauf ich dachte, weniger Bevölkerung braucht auch weniger soziale Dienstleistungen etc., also einen kleineren Apparat in der Verwaltung. Ist es das, was euch nicht passt? Geht es letztlich darum? Hat die Maschine, die uns verwaltet, Angst davor, schrumpfen zu müssen? Aber weit konnte ich dem halben Gedanken nicht folgen. "Wieviele Quadratmeter bewohnst Du? Sicher mehr, als Deine Eltern", sagt Wessels zu mir. Touché. Aber ist das ein Argument? Ende 2008 lebten in der Stadt Basel 167'763 Menschen. 1970: 212'857 (in meiner Erinnerung war's damals aber trotzdem ruhiger in der Stadt; merkwürdig! Vielleicht sind's die Autos; sie stiegen von 261 Stück / 1'000 EinwohnerInnen 1970 auf 411 Stinkrocheln / 1'000 anno 2008). 45'094 Leute weniger in knapp 40 Jahren. Minus 22% (aber netto plus 26% bei den Abgasschleudern). Lässt sich der Exodus überhaupt stoppen? Wessels will ohne netto Zuwachs Raum für 20'000 Leute mehr. Wohnraum, den ergo die verbleibenden 167'763 auch noch ausfüllen sollen? Haben wir alle so viel Geld zuviel? Eine merkwürdige Logik. Lebt in der Phantasie der Stadtplaner irgendwann jede & jeder alleine in einem 150 m2 Loft? Stadtbaumeister Schuhmacher frohlockte an der Veranstaltung, ein Drittel der Menschen, die in der Erlenmatt wohnten, seien Kantonszuzüger. Und alle Wohnungen, die neu gebaut würden, seien im Nu vermietet. Für jene auf dem Areal des Kinderspitals geplanten Wohneinheiten (um die 100), hätten sich ein Mehrfaches an InteressentInnen gemeldet. Natürlich könne man die aktuelle Durchschnittswohnfläche von 45 m2 pro Person fortschreiben. Das sei aber dann Planwirtschaft. Und die Länder seien inzwischen von der Landkarte verschwunden, befand Schuhmacher. Sein Richtplan ist aber keine "Planwirtschaft"? Egal. Es bleibt noch Zeit. Eine hängige Initative, der langwierige legislative Prozess: Die Suppe wird wohl nicht so heiss gegessen, wie gekocht. Und eskaliert das Thema doch zum offenen Konflikt um Land, dann werden sich die Campesinos Basileas hoffentlich rechtzeitig organisieren (sind sie ja teils schon...). Und jetzt hol ich mir noch ein Bier und versuch mich abzufinden damit, dass ugugu Seligkeit mit drei "e" schreibt...


... link (17 comments)   ... comment



Abt. Happy Birthday - heute: Sesamstrasse


Seit MC Krümelmonster so p.c. drauf ist, macht die Sesamstrasse einfach keinen Spass mehr.


... link (no comments)   ... comment



Abt. Tweet des Tages


Gezwitschert von blickamabend -- ©Cyrill Kressibucher

... link (one comment)   ... comment



Abt. infamy Kochstudio - heute: Hackbaby


eleph.antville.org

Herr Medienspiegler hat dieses Bild eingereicht mit der Anregung, es im infamy Kochstudio nachzukochen. Falls sich in unserer Leserschaft ein fähiger Koch befindet, nehmen wir die Challenge gerne an. Supra sagte heute eben, er könne nicht jeden Tag für mich kochen, ausserdem scheint es mir unter seiner Würde. Und ich selbst kann zwar gut Hamburger machen, aber erstens keinen Hackbraten, ausserdem komm ich leider gerade nicht dazu. Nicht einmal für eine ordentliche Pointe reichts mir. Also klau ich die von elephäntville, wo das Hackbaby herkommt: infamy grüsst Saunabiber!


... link (one comment)   ... comment



Abt. NZZ enthüllt - heute: Baschi Dürr ist Ghadhafis Sohn


Er präsidiert die Finanzkommission des Kantons Basel-Stadt unter dem Namen "Baschi Dürr". Geboren ist er aber als Seif al-Islam Ghadafi. Diese mit versteckter Kamera aufgenommene Foto in der NZZ von heute (Seite 9) enthüllt jetzt das Doppelleben dieses Politikers. Wie lange will Finanzdirektorin Eva Herzog (heisst sie wirklich so?) diesem Treben noch tatenlos zusehen? Weiss Dürrs Arbeitgeber "Farner" von dieser Unterwanderung? Oder geschieht sie sogar mit dessen Wissen und Auftrag, denn Farner hat da ja bekanntlich einschlägige Erfahrung (wie ebenfalls die NZZ enthüllte!)?


... link (one comment)   ... comment


 
infamous for 8212 Days
Sperrfrist: 02.09.24, 09:53

Kontakt:
infamy-Kollektiv
Basel
E-Mail



status
Youre not logged in ... Login

menu
... infamy home
... such!
... topics
... 
... Home
... Tags

... antville home
... disclaimer






Für die Kaffeekasse:
Neuzugänge:
Abt. Keintunnel Nicht
vergessen, die Auto-Nerds wollen Milliarden in den Autobahnbau verlochen. Das ist sowas...
by bagger (02.09.24, 09:53)
Abt. Witz des Tages "Es
soll sogar prominente Klimakleber geben, die Flugreisen nicht grundsätzlich ablehnen,...
by bagger (15.06.24, 18:30)
Abt. Wohnschutz schützen Wenn die
Investoren husten, haben Basels Bürgerliche Grippe In einem beispiellosen Akt...
by bagger (15.06.24, 10:21)
Abt. Leckerschlecker The DEA
Northeast Laboratory (New York, New York) recently received a submission of...
by fuzzy (26.02.24, 12:06)
Abt. Wo-Wo-Wochenschau!
Männiglich fragte sich, was eigentlich Fonzis Leihkampffisch so macht. Die Antwort (oben) entnehmen...
by fuzzy (26.02.24, 12:04)
Abt. Schuss des Tages
by fuzzy (26.02.24, 12:02)
Abt. infamous Shooting
Foto: Fonzi Tromboni Gestern abend war grosses Fotoshooting im Studio zu Sankt...
by fuzzy (26.02.24, 11:55)
Abt. Keintunnel CH
Mehr Infos hier: https://www.umverkehr.ch/referendum
by bagger (23.09.23, 11:32)