Abt. im Sinkflug - heute: DRS2 / SRF 2 Kultur


Die Auswertung der Jahresberichte 2008 bis 2013 der Mediapulse besagt:

Der Sender SRF 2 Kultur (ehem. DRS2) erreichte 2013 so wenig Menschen wie noch nie (trotz in diesem Jahr neu erfolgtem Einbezug der Kanäle Livestream & DAB in die Zählung [Mediapulse Jahresbericht 2013, S. 40]). Er zeigt damit dieselbe Tendenz, wie auch SRF1 und SRF3. (ERGÄNZUNG: Die Nutzung der Podcasts von SRF wird von Mediapulse NICHT erfasst.)

Das sind die über's Jahr und über Montag bis Sonntag gemittelten Tages-Verlaufskurven der Viertelstundenreichweiten von 2008 bis 2013:

(x-Achse: Tageszeit, y-Achse: erreichte Personen in Tausend)

(Grossansicht hier) Lesebeispiel: 2009 erreichte DRS2 morgens um 9 Uhr 72'700 Menschen. 2013 zur gleichen Zeit noch 49'500.

Im September 2012 schrieb die Medienwoche über die Programmänderungen bei DRS 2, die Anfang 2013 in Kraft traten:

Am deutlichsten hörbar wird das neue Konzept am Morgen und am Vorabend. Die Zeitabschnitte von 6 bis 9 und von 16 bis 19 Uhr sollen «als magazinierte Sendestrecken die Begleitqualität von DRS 2 erhöhen und die Hördauer beim Publikum steigern.» Dafür wird die Rolle des Moderators neu definiert. Als prägende Stimme führt sie durch das Programm und soll nicht wie bisher, kompetent aber zurückhaltend nur die Musik ansagen. «Es entsteht ein völlig neuer Mix aus Musik, Moderation und journalistischen Inputs», schwärmt Programmleiterin Franziska Baetcke. Etwas nüchterner ausgedrückt: DRS 2 will – zumindest in der Primetime – durchhörbar und mehrheitsfähig werden.
Beide Abschnitte fanden, laut den Zahlen von Mediapulse, offenbar nicht den erhofften Anklang. Der Publikumsrat äusserte bereits im Oktober 2013 einige Zweifel.

Was ist aus den Kurven weiter abzulesen? Über Mittag von 12 - 12:30, wo heute die Wortbeiträge des Morgens 1:1 zweitgesendet werden, brach die Reichweite von 2012 auf 2013 um fast 20% ein.

"Zugpferde" sind, ausser dem Spitzenreiter "Kontext" morgens um 9, wie seit Jahr und Tag das "Klassiktelefon" um 13 Uhr (Telefonwunschkonzert) und die Zweitsendung des "Echo der Zeit" um 19 Uhr.


Die entsprechenden Kurven von SRF1 (ehem. DRS1, Grossansicht):

(x-Achse: Tageszeit, y-Achse: erreichte Personen in Tausend)

Die entsprechenden Kurven von SRF3 (ehem. DRS3, Grossansicht):

(x-Achse: Tageszeit, y-Achse: erreichte Personen in Tausend)

Die entsprechenden Kurven von SRF4News (ehem. DRS4News, Grossansicht):

(x-Achse: Tageszeit, y-Achse: erreichte Personen in Tausend)
Vorgehen: MGruppe Jahresberichte via Cometdocs von pdf in Excel umwandeln lassen, in LibreOffice putzen und umgruppieren, in Google-Doc-Spreadsheet einfügen, dann in Google Fusion Tables übernehmen.

Ich habe meine Zweifel am Sinkflug. Kommt hier nicht eventuell zum Tragen, dass bei der Erhebung die Techniken, die eine (v.a. zeitliche) Flexibilität ermöglichen, durch die gewohnten Erhebungskriterien nicht abgedeckt sind? Sprich: Computer, Internet, Iphone und den ganzen Kram. Und überhaupt: wie werden die Hörerenden-Zahlen erhoben? Vielleicht liesse sich die statistische ermittelte Abnahme von DRS2-Hörenden erklären durch die Zunahme an Möglichkeiten zur zeitlich versetzten Reproduktion radiophoner Inhalte via Podcast? Notabene dürfte dieser Effekt nur bei den sog. "Kultursendern" bzw. -sendungen auftauchen, d.h. dort, wo das Nach-Hören einem Bedürfnis entspricht - da man sich davon ja auch nicht nur im Moment des Geschehens berieseln lassen möchte.
Vermutlich ist aber einfach die Strategie der Durchhörbarkeit verfehlt. Eben deshalb, weil es bei DRS2 nicht um Berieselung geht, sondern um Akzente, Interessen, Schwerpunkte - die sich ideal in kleinen Portionen verpackt konsumieren lassen. Durchhörbarkeit ist Quark und dem Wesen dieses Senders fremd. Das Gegenteil ist richtig: Abgrenzung, Eremiten, Findlinge - das ist das, was dem Sender Not tut.

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Mediapulse

sagt über ihr Messverfahren im Jahresbericht 2013, S. 39ff:

Das Mediawatch-System besteht im Wesentlichen aus einer Armbanduhr (sogenannte Mediawatch) mit eingebautem Mikrofon. Damit „hört“ sie dieselben Radioprogramme wie die Person, welche sie trägt; zu Hause, am Arbeitsplatz oder unterwegs, Minute für Minute und rund um die Uhr. Das Prinzip ist einfach: Während der Tragewoche öffnet die Uhr drei Mal pro Minute 4 Sekunden lang ihr Mikrofon und nimmt alle Umgebungsgeräusche auf. Diese werden als Zahlenreihe gespeichert, die Datenmenge wird dabei um den Faktor 120 reduziert. Der Vorgang der Datenreduktion ist unumkehrbar und spielt eine zentrale Rolle für den Datenschutz der Testperson: Die ursprünglichen Laute können nicht rekonstruiert werden.
In derselben Zeit werden an 20 Standorten in der Schweiz rund 180 Radioprogramme aufgenommen. Damit decken wir den für die Schweiz relevanten Live-Radiomarkt fast vollständig ab. Zu den erhobenen Sendern zählen alle in der Schweiz dauerhaft konzessionierten Radioprogramme (Programme der SRG-SSR und Privatprogramme) und die meisten, in einer Landessprache
ausstrahlenden ausländischen Programme (öffentlich-rechtliche Programme und Privatprogramme).

Diese Radioprogramme werden nach demselben Verfahren gespeichert wie mit der Mediawatch und in die Studiozentrale des Marktforschungsinstitutes GfK Switzerland weitergeleitet. Kommt eine Uhr nach einer Woche Tragezeit von einer Testperson zurück, vergleicht der Computer die Daten aus der Uhr mit denjenigen der Studiozentrale. So wird die Radionutzung jeder Testperson mit dem Radioangebot verglichen. Die Übereinstimmung der Daten bedeutet: Die Testperson hat Radiosender XY gehört.

(...)

3.1.3 Erhebungsbasis
Nach einer Aufstockung der Stichprobe per 1. Januar 2004 nehmen jetzt pro Jahr etwas über 26'000 Personen an der Studie teil, indem sie rund zweimal jährlich eine Woche lang eine Mediawatch tragen. Täglich tragen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 1’012 Personen eine Mess-Uhr: Im Durchschnitt waren dies pro Tag 650 in der Deutschschweiz, davon 16 Rätoromanen, 252 in der Suisse romande, 100 in der Svizzera italiana und 10 im Fürstentum Liechtenstein. Die Testpersonen werden nach dem Prinzip der geschichteten Zufallsauswahl ausgesucht. Schichten oder Quoten bilden Alter und Geschlecht innerhalb der Rekrutierungszonen. Innerhalb der Schichten erfolgt die Auswahl zufällig. Die Testpersonen werden von GfK Switzerland telefonisch rekrutiert.

3.1.4 Erweiterung der Messung 2013
Per 1. Januar 2013 wurde im Mediapulse Radiopanel eine Erweiterung der Messmethodik umgesetzt und erlaubt nun die Erfassung von Radionutzungen mit bis hin zu 60 Sekunden Verzögerung gegenüber dem schnellsten Verbreitungsvektor. Damit wurde die Messung insbesondere um die Nutzung von Live Webstreaming erweitert.Das heisst, kurz gesagt, soweit ich es verstehe: Erfasst wird von den "Mediawatch"-Tragenden ihr UKW-, DAB-, DAB+- und Livestream-Konsum. Die Podcastnutzung fliesst offenbar nicht ein, wäre wohl auch schwer zu realisieren mit der "Mediawatch".

Aktuellere Zahlen zu den Podcasts, als die vom 2012, hab ich keine gefunden. Auf Seite 3 ist da zu lesen, es seien von Januar bis Dezember 1,183 Mio Audio-Podcasts von ALLEN, insgesamt recht zahlreichen DRS-Angeboten heruntergeladen worden pro Monat. Vermutlich durchschnittlich.

Das wären dann rund 40'000 als Podcast heruntergeladene Audiofiles pro Tag für 2012. Wie viele davon z.B. Produktionen von DRS 2 / SRF 2 Kultur sind, wird nach aussen nicht preisgegeben. Intern liegen die Zahlen vor, nehm ich an.

Eine vergleichbare Zahl nennt das Communiqué über 2013 (von der Jahresmedienkonferenz 2014) leider nicht. Dort kommt das Wort "Podcast" überhaupt nicht mehr vor...

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Danke. Ich hab mir schon gedacht, dass es sich um diese Uhr handelt. Technisch ist das natürlich erste Sahne. Aber auch hier sind Verzerrungen möglich. So wird ja, wenn ich das richtig verstehe, nicht nur der Eigenkonsum zu Hause oder im (Einzimmer-)Büro aufgezeichnet, sondern die gesamten Umgebungsgeräusche fliessen mit ein, z.B. beim Einkaufen. Vielleicht muss die daraus herausgefilterte Musik eine bestimmte Lautstärke aufweisen, damit sie überhaupt gewertet wird. Mag sein. Trotzdem: Musikgeschmack funktioniert in der Öffentlichkeit nach dem Majorzsystem. Das heisst, gespielt wird, was der Mehrheit gefällt. Von 100 Einkäufern in einem Denner mag sich vielleicht einer für Alban Berg begeistern. Trotzdem wird dort, mit an 100% Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit, nie sein Violinkonzert zu hören sein. Sondern eben ein dem Mehrheitsgeschmack entsprechender Sender. Was ich sagen will: Meistens hat man eine Wahl, manchmal jedoch nicht. Dort, wo man keine Wahl hat, ist es bei der Minderheit, die sich für DRS2 entscheiden würde, ziemlich sicher die falsche.

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sehe ich das richtig, ...

... dass radio-/podcast-konsum per kopfhörer nirgends registriert wird?

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Ja,

würd ich auch so sehen.

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