Abt. Rechnen@baz


Ein Fronartikel der "Basler Zeitung" trägt den vieldeutigen Titel:

"In Bern passiert deutlich weniger"
Diese Behauptung dürfte wohl für vieles zutreffen. Gemeint ist aber, da bleibt die BaZ sich treu, die Kriminalität, genauer geht es um Raubüberfälle. Um 40 Prozent hätten diese in Basel gegenüber der Vorjahresperiode zugenommen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf eine Einschätzung der Basler Staatsanwaltschaft (eine abgesicherte Statistik gibt es natürlich noch nicht.
Eine Umfrage der Basler Zeitung bei den Polizeikorps der Kantone Bern, St. Gallen und Zürich zeigt, nirgends ist die Zunahme so hoch wie am Rheinknie. Dieser Umstand ist somit ein Basler Phänomen.
Aha. Eigentlich sollte der Titel also lauten, dass die Zahl der Raubüberfälle im Kanton Bern nicht so stark anwachse wie im Kanton Basel-Stadt oder wie es im Titel des Hauptartikels im Lokalteil heisst:
"Raubüberfälle nehmen in Basel am stärksten zu"
Am stärksten unter den ausgewählten Kantonen, um noch etwas genauer zu sein (Lausanne und Genf kommen zum Beispiel nicht vor). Kein Wort darüber, dass ein kriminalstatistischer Vergleich zwischen dem Stadtkanton Basel-Stadt und den anderen Kantonen mit einem grossen ländlichen Umfeld eine überaus vernachlässigbare Aussagekraft besitzt. Angesichts dieser Tasache beginnt der Vergleich sehr wacklig zu werden, denn der Kanton Zürich lässt sich bislang mit einer Zunahme von 38 Prozent im ersten Halbjahr von Basel nicht so richtig abhängen (von der Zunahme in der Stadt Zürich erfahren wir nichts). Und auch die Zunahme im Kanton St. Gallen um 22 Prozent dürfte zwischen den ländlichen Gebieten und der Stadt wohl ungleich verteilt sein.

Aber die "Basler Zeitung" verfolgt ja mit ihren Kriminalitätsberichten keinen Informations- sondern einen Kampagnenauftrag. So sehr, dass ihre SchreiberInnen das Rechnen verlernt haben:

"Fast jeden Tag kommt es in Ba­sel­-Stadt zu einem Raubüberfall. Sechs Fälle waren es alleine in den letzten ein­einhalb Wochen.
... heisst es in der Einleitung des Artikels. Da wird das Wörtchen "fast" doch arg strapaziert.

Übrigens: Verfasst wurde dieses neuste Kapitel der Crime History nicht von Mischa Hauswirth, sondern von seiner gelehrigen Schülerin Silvana Guanziroli.


statistiken interpretieren ist seit jeher eine stolperfalle für journalisten. in der zur schau stellung der eigenen inkompetenz die zahlen auch nur halbwegs richtig zu deuten, ist diese zeitung aber spitze. sie tut darum auch gut daran, das zu grunde liegende zahlenmaterial nicht zum text zu stellen. sonst würden jedem erstsemestrigen die haare zu berg stehen.

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hihi, am besten find' ich aber dennoch den "fronartikel".

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