Abt. Flaschenpost - heute: mit SBB & visiosafe


Sensoren im Bahnhof, (wovon's Telebasel gestern ebenfalls hatte) 2. Teil...

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Mail an die SBB-Presseabteilung, beantwortet von Mediensprecher Daniele Pallecchi.

- Wozu dienen die Kisten? Das sind Infrarotsensoren, die die Personenströme im Basler Hauptbahnhof messen. Die aus den Messungen entstehenden Heat Maps dienen der SBB dazu, Verbesserungen zu realisieren. - Was genau befindet sich an technischen Geräten darin? Von aussen schien es mir, dass durch das Sichtfenster der Kiste u.a. ein ASUS Xtion Bewegungssensor sichtbar ist, der - in der Kiste - auf einem Gehäuse steht, worin sich vermutlich ein kleiner dedizierter Rechner befindet, der seinerseits per Netzwerkkabel nach aussen verbunden ist. (keine Antwort) - Welche Art von Daten erfassen Sie damit? s.o. - Wer sammelt die Daten? Die SBB in Zusammenarbeit mit einem Spin off der EPFL. - Wer werten die Daten zu welchen Zwecken aus? s.o. - Wo sammeln Sie die Daten? s.o. - Wer hat Zugriff auf diese Daten? s.o. - Wie gross ist der Einzugsbereich eines Gerätes? Im Bahnhof befinden sich 36 solcher Infrarotgeräte. Der Bereich ist also klein. - Was genau erfasst das Gerät von mir, wenn ich mich im Einzugsbereich eines der Kistchen befinde? Die Software macht aus den Infrarotdaten eines Menschen einen Punkt, der sich im Zeitverlauf zu einer Linie verdichtet. Als Resultat aller Daten entstehen Heat Maps. Sie geben uns Informationen darüber, wann, wo, zu welcher Tageszeit und bei welchem Passagieraufkommen sich Staus bilden. - Die Geräte sind - von der Schalterhallenseite her kommend - "nur" bis in die Mitte der Passerelle installiert. Welche Überlegung führte Sie dazu, die Personenströme von der Seite Gundeldingerquartier her nicht zu erfassen? Die Installation ist nicht abgeschlossen, die Messungen starten voraussichtlich Ende Oktober. - Warum haben Sie sich für diese Technologie entschieden, die zusätzliche Daten erhebt, über jene hinaus, die mit den in der Passerelle zahlreichen installierten Überwachungskameras bereits erfasst werden? Das hat keinen Zusammenhang. Es handelt sich bei den Sensoren nicht um Überwachungskameras (s.o.). Beachten Sie ausserdem, dass für die SBB die scharfen und unmissverständlichen Regelungen des eidgenössischen Datenschützers gelten.
Soweit, so ungenau. Viel klarer ist die Sache noch nicht. Ob die Lieferfirma gesprächiger ist? Aber auch auf die direkte Frage danach wollte der SBB-Sprecher den Namen des EPFL-Spinoffs nicht nennen. Zum Glück gibt's Twitter und ein Bekannter konnte weiterhelfen. Er vermutete, der Laden heisse "visiosafe". Und kannte auch einen Beitrag auf RTS über dieselbe Sensor-Zähl-Aktion in Lausanne. Bingo!

Für weitere technische Fragen verweist mich die SBB an Michael Themans von der EPFL. Also schicke ich dieselben Fragen an ihn. Er wiederum schickt mich für alle technischen Fragen über die Basler Installation zum CEO von visiosafe, Alexandre Alahi. Also nochmals: Alle Fragen an Alahi. Seine kurze Antwort auf die vielen Fragen:

The sensors extract people's trajectories only, i.e. x y coordinates on the ground to measure density and congestion areas. No videos, neither images are captured. The goal is to measure and understand pedestrian flows with the goal to figure out how to adapt our built environments to the customers’ needs. Finally: First results will be available by the end of winter.
Dieselbe Auskunft, wie vom SBB-Sprecher. Nur die Wege würden registriert, keine Videos oder Bilder aufgenommen. Keine technischen Détails.

Hm. Aber wie kommen die cleveren Kistchen auf den Plakatsäulen denn an die Information über meinen Weg in der Passerelle? Ohne Bilder? Wie soll das gehen? Also nochmals alle Fragen an Alahi geschickt. Darauf wird er langsam ungeduldig. Warum ich das alles wissen wolle? Also gut, die Server stünden bei den SBB. Es würden nur Wege und Zahlen gespeichert, keine Bilder. Die Sensortechnologie sei besser für die Aufnahmen geeignet, denn so könne man den Weg der Personen verfolgen, ohne Bilder aufzunehmen. Damit sei die Privatsphäre geschützt.

Wie bitte? Sorry, aber die Suppe ess ich einfach immer noch nicht! Ohne Bilder? Da steckt ein ASUS Xtion PRO Live drin. Das Ding legt einerseits über seine nähere Umgebung im Umkreis von 3,5 Metern mit einem Infrarot-Laser ein Punktmuster. Eine Kamera andererseits nimmt dieses Punktmuster auf und erstellt daraus ein 3D-Bild der Umgebung und erkennt, dass Personen sich in seinem Einzugsbereich befinden und bewegen. Dafür ist es ausgelegt. Die Methode heisst "Light Coding", ist patentiert und gehört PrimeSense. Recht verständlich erklärt wird sie z.B. in der Masterarbeit von Arne Bernin von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, ab Seite 64. Derzeit 36, im Endausbau wohl um die 50 solche Infrarot-Laser-Sensoren stehen auf der Passerelle rum. Und diese Sensoren können nun mal Bilder aufnehmen, sogar in 3D. Bei allem Verständnis für ihr gutgemeintes Anliegen, die Passagierströme in der Passerelle zu erfassen (eigentlich reicht dafür ein Besuch dort mit offenen Augen zu den Stosszeiten...!), wie wollen die SBB und Alahi mit diesem Setup, das durchaus vergleichbar ist mit einer intensiven Videoüberwachung im öffentlichen Raum, für die klare Spielregeln gelten, da die Privatsphäre des Publikums wahren? Also frag ich Alahi das.

Jetzt geht im langsam die Geduld aus mit mir. Ob ich seine früheren Mails nicht gelesen hätte, will der CEO von visiosafe, schon leicht gereizt, wissen. "Wir nehmen keine Bilder auf, nur die Wege!" Ob es ein Sprachproblem gäbe zwischen uns. Nö! Die ASUS-Sensoren (aha, er bestätigt!) hätten sie gewählt, weil die billig seien und erlaubten, die Weginformation herauszuziehen, ohne Bilder zu machen. Der ASUS Xtion nehme keine 3D-Information der Personen auf, die vorbeigehen. Nur ihre Position am Boden.

Und dann wird er richtig bestimmt: "Wir sind Wissenschaftler [Publikationen von u.a. Alahi bei der EPFL zu Bilderkennungsproblemen], die dieses Projekt durchführen, um das Gedränge in Bahnhöfen zu reduzieren, und damit die Leute bequemer zu ihren Zügen kommen. Das ist die interessante Information. Nicht der Rest!" So so. Nun, dass Sie das so sehen, versteht sich. Ob wir Zugspassagiere, die Sie zu tausenden ungefragt scannen werden, die Ansicht teilen, wär ich nicht so sicher. Immerhin haben wir noch die Möglichkeit des Aufkunftsbegehrens via Formular beim Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB). (LINK ist BROKEN!)

UPDATE: NEUER LINK zu Formular für Auskunftsbegehren!


In Züri machen sie's mit Handysignalen.

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