Abt. Mikropolitik - heute: Basels Wachstum


Wohin soll Basel wachsen? vlnr.: Christoph Koellreuter, Direktor und Delegierter metrobasel; Christian Schneider, Präsident der Basler Familiengartenvereine; Gesprächsleitung: Patrick Marcolli, Ressortleiter Basel-Stadt, Basler Zeitung; Hans-Peter Wessels, Regierungsrat Basel-Stadt, Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements ; Jost Müller, Geschäftsführer WWF Region Basel;

Eigentlich ist es ganz einfach. Big Pharma weiss, dass "Gesundheit" auf Jahrzehnte ein Wachstumsmarkt bleibt. Steuertechnisch und weil man schon mal da ist, macht es Sinn, einige zentrale Dienste in Basel zu belassen und sogar auszubauen. Damit die anspruchvollen, gut bezahlten MBA-Träger ans Rheinknie kommen, um das Wachstum zu realisieren, muss die alte Stadt unter's Messer. Das Schnittmuster kommt aus Berlin, New York, Shanghai und - ja auch - Zürich. Weniger Staub, weniger Kleinteiliges, mehr Stahl und Glas, grössere Bewegungen, ausladendere Gesten. Das internationale Personal will während des temporären Aufenthalts an der Nordwestecke von Helvetistan dieselben Annehmlich- und Bequenmlichkeiten, wie sie an den bereits abgehakten Karrierestationen schon Standard waren. Verpackt in Worthülsen wie "Standortkonkurrenz", "Wettbewerbsfähigkeit" und "Globalisierung" gibt Big Pharma im Kostüm von "metrobasel" darum den Takt vor. Und irgendwie kommt das der ansässigen Generation von in den letzten Jahren zu Amt und Würden und Erfolg gekommenen grad zupass. Operativ ist metrobasel Christoph Koellreuter und im Hintergrund Georg F. Krayer. Koellreuter ist der grosse Einflüsterer in der Region, was raum- und verkehrsplanerische Entwicklungen betrifft (u.a. Herzstück Basel: z.B. U-Bahn unter der Stadt). Unter anderem bei der baselstädtischen Regierung. Das Baudepartement leitet Hans-Peter Wessels. Wessels "arbeitet damit, worauf er Zugriff hat" (O-Ton heute Abend). Zugriff hat er für Neubauten - infolge Sonderrechten - kaum auf Bahnareale, obwohl da auch noch Entwicklungsreserven schlummern... Zugriff hat er eigentlich leicht auf Familiengartenareale. Wäre da nicht die Initiative der Familiengartenvereine. Die liegt irgendwie quer zum koellreuterschen (et al.) "Masterplan". K. schüttelte heute Abend unverständig den Kopf, als kurz das Thema aufkam, wie weit entfernt denn ein Ersatzgarten sein dürfe. Solche Details schienen ihn förmlich anzuekeln. Er sei sehr beeindruckt, wie sensibel sich Wessels um die Frage kümmere, meinte er später ausweichend auf die Aufforderung, jemandem mit Familiengarten in die Augen zu schauen und zu sagen: "Dein Garten kommt weg!" Natürlich ist im Detail alles komplexer. Und teils wohl auch anders. Die Szenekenner wissen sicher und hoffentlich alles besser. Und garantiert ist es gegenüber dem Umgangston, wie er vielleicht vor 30 oder 40 Jahren in Sachen Stadtplanung herrschte, bereits ein Fortschritt, dass solche Veranstaltungen, wie heute Abend in der Mitte, überhaupt stattfinden. Aber in der Sache hat sich kaum etwas geändert. Die Maschine hat immernoch dieselbe Fahrtrichtung und dieselbe Mechanik. Nur ist sie besser gefedert. Und das Personal an den Schalthebeln ist - teilweise - sympathischer. Aber, at the end of the day: So what? Beim Bier danach kam die Idee auf, den Metrobaslern etwas entgegenzuhalten wie das Interview Project vom Sohn von David Lynch. Mit den hunderten Leuten, die ihre Gärten verlieren sollen. Eine Bieridee. Vorerst.

NACHTRAG: Damit's nicht untergeht geht im Zusammenhang mit Basel und Wachstum. Die CMS plant auf dem Dreispitz nicht weniger als 143'000 m2 Bruttogeschossfläche für Wohnen! Siehe hier, Seite 4 (update 14.9.: das BVD hat das Dokument von der Adresse entfernt; merkwürdig! Jetzt ist es hier oder hier). Das sind sicher 500 bis 1'000 Wohnungen, schätz ich.


Und dann legte sich der Knabe, ...

... müde vom Himbeerenpflücken, ins Gras und schlief ein. Und er träumte davon, dass um ihn herum Fabriken und Bürohäuser entstanden, wo Menschen aus- und eingingen, um zu arbeiten. Und weil die Menschen nicht dort wohnen konnten, wo sie arbeiten, mussten grosse und breite Strassen gebaut werden. Viele viele Strassen, auf denen jeden morgen und jeden Abend viele viele Autos fuhren, die nicht nur Abgase in die Luft ent-, sondern auch immer wieder blutige Spuren hinterliessen, etwa, wenn ein Knabe, wie der, der da schläft, auf die Strasse rannte ...

Und als der Knabe aufwachte, da dachte er sich: Hach, was ist diese Welt hier böse und lebensunwert. Zum Glück habe ich mein Fleckchen Erde, auf dem ich mich ausruhen kann, auf dem ich nicht sehen und nicht spüren muss, was um mich herum geschieht. Zum Glück kann ich Beeren und Gemüse anpflanzen, so dass ich nicht in eine Fabrik oder in ein Bürohaus fahren muss. Zum Glück habe ich mein kleines Häuschen. wo ich wohnen kann und genug Platz habe für mich.

Mit anderen Worten: Basel-Stadt möchte Wohnungen bauen. Wohnungen, die es Menschen ermöglichen, mehr oder weniger dort zu wohnen, wo sie arbeiten, damit sie die Peripherie nicht noch stärker zersiedeln müssen (damit ich mit meinem armen Kind, das keinen eigenen Familiengarten bebauen kann, nicht Hunderte von Kilometern zurücklegen muss, um in die unverbaute Natur zu gelangen). Wohnungen an einem Ort, der es ihnen erlaubt, mit dem Velo oder Drämmli zur Arbeit zu fahren und nicht mit der S-Bahn oder dem Offroader (die Agglo-Kantone Basel-Landschaft, Aargau und Zürich haben bekanntlich die höchsten Anteile dieser Dreck- und Kinderschleudern).

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Basel-Stadt betreibt

symbolischen Wohnbauaktivismus, da wo der geringste Widerstand droht. Mehr nicht. Wie sagt Seymour Hersh: read first, before you write! Was der Kanton selber bewegen kann in Sachen Wohnungsbestand liegt im sehr tiefen einstelligen Prozentbereich (ADDENDUM 26.6.2010: Link kaputt nach Relaunch der Site des Statistischen Amtes - ANFÄNGERFEHLER!!! DAS NERVT!!!). Zu behaupten, ein paar Grünflächen zuzubetonieren trüge substanziell etwas zur Anzahl Wohnungen in der Stadt bei, ist reine Augenwischerei und Liebedienerei gegenüber einigen privaten und institutionellen Investoren, denen das Geld zu den Ohren rauskommt! Was langfristig wirklich einschenken könnte in Sachen "Verdichtung nach innen", wie die dem sagen, wäre a) eine intelligente Zonenplanrevision, die in bereits bebautem Gebiet höhere Wohnbauten erlaubt, b) ein forscheres Auftreten des Kantons gegenüber den SBB, der DB, den Hafenbetreibern. Und, wenn schon verbauen: c) was ist eigentlich mit den riesigen Ländereien auf Kantonsgebiet rund um Klosterfiechten? Warum stellen sie da nicht ein paar nette, südausgerichtete Wohnsilos mit Luxusappartements hin? Die wären schneller weg als die geplanten Wohnbunker auf dem Areal des Kinderspitals! Via Bruderholzsstrasse hätten die sogar direkten Autobahnanschluss...

NACHTRAG: Stattdessen gibt's da Villen: "Die vorgeschlagenen neuen Baufelder bieten Raum für unterschiedliche Typen freiraumbezogener Einfamilienhäuser und verändern durch ihre geringe Dichte und Einpassung in die bestehende Landschaft das gewohnte Landschaftsbild kaum."

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Zum tausendsten Mal...

Das Herzstück ist keine U-Bahn.

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Auch nicht

ein ganz klein wenig? Unter dem Marktplatz? Schade!

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Du willst doch nicht etwa, ...

... nur um dein eigenes Gärtli zu retten, die Familiengärten auf den Klosterfiechten überbauen?

Aber Pfui aber au!

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Da hat's viel Platz

drum herum. Warum die da wieder nur Villen für Geldsäcke planen, verstehe, wer will.

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genau!

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