Abt. Landhof - heute: the bigger picture


Fällt der Landhof, kommen die Familiengärten dran. Supra freut sich schon auf beides. Meine Wenigkeit hingegen bittet das werte Publikum um ein "Ja!" zur Initiative und ein "Nein!" zum Gegenvorschlag. Das deponier ich hier nochmals kurz, weil dieser Tage in Basel die Abstimmungsunterlagen vom Kanton verschickt wurden und die meisten, die sich überhaupt dazu äussern, das jetzt tun, in dem sie den Zettel gleich ausfüllen und retournieren, bevor sie entweder in die Ferien flüchten oder - wie supra - im Fasnachtskoma versinken. Propaganda in einer Woche ist für die Katz. Drum jetzt, danach lass ich das Thema (wahrscheinlich...):

Der Landhof ist eine Oase. Grün, weit, offen. Nur wenige kennen sie. Die, die sie kennen, lieben sie. Als Sportplatz, als Versteck, als Augentrost. Und genau dort will die Regierung drei Blöcke reinstellen. Auf die Frage: Warum? sagt sie Wörter wie „Steuersubstrat“ oder „Einwohnerzahl“. Mehr hat sie nicht. Es geht ihr darum, Platz zu schaffen für Neuzuzüger, die laut Wanderungssaldo des Statistischen Amtes zum grössten Teil Immigranten sein werden (das ist kein Argument Pro oder Contra, sondern ist lediglich ein „fact of life“, das mitzudenken wäre). Die Überbauung bringt mit ihren 80 Wohnungen vielleicht 250 Menschen mehr in die Stadt, ein gutes Tausendstel der aktuellen rund 190'000 EinwohnerInnen des Kantons. Und, sehr optimistisch geschätzt, 1 Million mehr in die Staatskasse via Steuern. Für diese - Pardon! - Peanuts ist die Regierung bereit, mehrere hundert Anwohner und ihre direkten Interessen zu marginalisieren. Fragst Du die, die um den Landhof in den dort bestehenden Genossenschaften wohnen, erzählen sie, dass ihr Vorstand sie und ihre Anliegen vor Jahren schon verraten habe, als er - ohne Mandat der Genossenschaftsmiglieder - mitmachte in der Jury des Architekturwettbewerbs für die Blöcke (stand so in der baz). Niemand im Geviert will die Überbauung vor der Nase. Ausser die Vorstände jener Wohnbau-Genossenschaften, denen der Kanton den Boden unter der Hand in informellen Gesprächen versprochen hat.

Die Überbauung des Landhof ist ein zwar kleiner, aber zentraler Puzzellestein im Master Plan aus der Küche von Barbara Schneider und Fritz Schumacher, der ex-Baudirektorin und dem noch amtierenden Kantonsbaumeister. Die Maschine, die sie zu Beginn des Jahrhunderts anwarfen, um Basel mit 5'000 grossflächigen Wohnungen zu beglücken, läuft auf Hochtouren. Grossflächig heisst auf dem Landhof: 144m2 grosse 4 1/2 Zimmer Wohnungen. Im Politikplan 2009-2012 schreibt die Regierung selber begeistert: „Ende 2007 waren gut 1'000 Neubauwohnungen bewilligt, und mittlerweile sind so viele Grossprojekte in Bau wie seit den Siebziger Jahren nie mehr“. Aber das reicht ihr nicht.

Wenn der Landhof in ihrem Sinne abgehakt ist und die Baumaschinen auffahren, dann kommen als nächste die Familiengärten in der ganzen Stadt dran. Der amtierende Baudirektor Wessels will auf Teilen fast aller Familiengartenareale Wohnblöcke und Reiheneinfamilienhäuser für insgesamt 20'000 Leute bauen lassen. Das ist sein erklärtes Ziel. Das wird wieder erfolgen gegen die Bedürfnisse und Anliegen der FamiliengärtnerInnen und AnwohnerInnen der Gebiete. In den so genannten Investorengesprächen mit Immobilien-Financiers werden die Gelände von der Regierung, quasi als Filetstücke, bereits zum Verkauf angepriesen.

Gerade darum, um das generelle Ansinnen der Regierung zu stoppen, noch die letzten Freiflächen in Basel zu verbauen, ist am 7.3. ein klares Ja! zur Initiative und ein Nein! zum Gegenvorschlag angesagt. Ein Ja! zum grünen Landhof ist implizit auch ein Ja! zum Erhalt der Familiengärten. Bleibt der Landhof grün, ist der Durchmarsch der Bagger für's Erste gestoppt. Wird hingegen der Landhof überbaut, bestätigt das eine expansive Baupolitik, die im Kern nur „Einwohnerzahl“ und „Steuersubstrat“ als Erfolgskriterien kennt.


Familienschreben

Auch muss man nicht unbedingt den Landhof zubetonieren wenn man auf dem NT und im St. Johann wie wild baut. In den besten Wohnungen der Stadt sind sowieso Behörden, Anwalts- und Stiftungsbüros. Diese könnte man doch alle in einen grossen Büroturm zügeln.

Mit "Familiengärten" meinst Du die Schrebergärten? Die heissen doch offiziell Familiengärten. Diese waren doch schon immer als Fläche zum zubetonieren geplant, falls Basel mehr Wohnungen braucht. Und jetzt gilt Gewohnheitsrecht? Die Allgemeinheit hat jedenfalls nicht viel von diesen Favelas, eine Freifläche im Sinne von einer für alle zugängliches Areal stell ich mir anders vor.

Man hätte doch als Gegenvorschlag zum Landhof ja zur Zubetonierung der Schrebergärten abstimmen lassen sollen. Oder zum Turm.

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Wie lustig es ...

... auf diesem Areal zu- und hergehen kann, wenn man es unberührt lässt, zeigt dieses Bild hier vom Landhof-Fest 2007.

@patpatpat

Übrigens: Wenn ich gegen den landhöflichen Kleingeist wettere, heisst das nicht, dass ich für einen Überbauung bin. Aber ich habe grösste Mühe mit der Abschottungsmentalität der Anwohnerschaft, die sich gegen jegliche Fremdnutzung des Areals sperrt wie etwa im Falle der Kunstmesse SCOPE im vergangenen Sommer. Dabei wäre doch gerade dies ein Anlass gewesen um zu beweisen, dass es unverbaute Freiräume in der Stadt braucht. Ich meine FREIRÄUME und nicht quasi-privatisierte Grünflächen und SchreberFamiliengärten.

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Bedeutet "Freiraum" freier Raum für Kunstmessen, aber nicht für Kuchenessen? So ein elitärer Quatsch.

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wäre nicht...

... das alte Landhof-stadion ein idealer ort für das Basel Tattoo?

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Da ich konstatieren muss, ...

... dass gewisse Landhof-Eiferer nicht wirklich lesen, was ich schreibe, halte ich hier nun wiederholt und hoffentlich etwas nachhaltiger fest:

- Ich bin NICHT für eine Überbauung des Landhofs (nicht zuletzt in der Hoffnung, dass vielleicht trotz des vehementen Widerstands der Anwohnerschaft auf dem Areal wieder einmal etwas stattfinden könnte, was auch mich interessieren täte: Ich meine damit nicht ein Buurezmorge der Stadtbasler SVP, die sich am 12. Februar einstimmig für ein Ja zur Initiative ausgesprochen hat).

- Dass ich praktisch nur dann auf dem Landhof herumtolle, wenn, wie lava richtig bemerkt, gerade "elitärer Quatsch" angesagt ist, liegt daran, dass ich nicht so richtig weiss, was ich auf Quartier-Fussballplätzen zu suchen habe, was aber NICHT heissen soll, dass ich etwas gegen Quartier-Fussballplätze habe. Aber auf dem Landhofareal befällt mich schnell mal das Gefühl, dass ich mich des Landfriedensbruchs schuldig mache und jederzeit mit einem Abwart rechnen muss, der mich wutentbrannt des Feldes verweist.

Ich bin aber trotzdem NICHT für Neubauten auf dem Landhofareal.

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All the Landhofers sing:

||: Es tanzt ein Pi-Pa-Puzzelstein um unser Haus herum fi-di-bum! :||

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