Abt. Journalistenlaster - heute: Torheit


Soeben erreicht uns diese alarmierende Betreffzeile:

Psychiatrische Erkrankungen kosten 15 Milliarden Franken
Quelle: Medienstelle Uni ZH. Schwer besorgt doppelklicken wir und lesen in der Mail:
Psychiatrisch-neurologische Erkrankungen belasten das Schweizer Gesundheitswesen mit 16 Prozent der Gesamtkosten. Die Ausgaben dafür betragen jährlich 15 Milliarden Franken oder über 2000 Franken pro Einwohnerin und Einwohner. Damit verursachen psychiatrisch-neurologische Krankheitsbilder weitaus mehr Kosten als jede andere Krankheitsgruppe, wie Forscher der Universität Zürich in der ersten umfassenden Berechnung zeigen. Depression ist mit einem Kostenanteil von 30 Prozent die teuerste neuropsychiatrische Erkrankung.
Wir sind skandalisiert darob, dass "psychiatrisch-neurologische" "weitaus mehr Kosten als jede andere Krankheitsgruppe" verursachen. Auch wenn aus "psychiatrische" im Betreff im Lauftext flugs "psychiatrisch-neutrologische" Krankheitsbilder wurden. Auf der Site der unizh lesen wird schliesslich:
Wulf Rössler und Matthias Jäger zufolge ist jährlich jeder fünfte Einwohner der Schweiz von einer neuropsychiatrischen Erkrankung betroffen. Die häufigsten psychiatrische Erkrankung sind Angsterkrankungen mit 710 000 Fällen während Migräne mit 630 000 Fällen die häufigste neurologischer Erkrankung ist. Trotz ihrer Häufigkeit verursachen diese Erkrankungen relativ geringe Kosten (durchschnittliche Kosten für Angsterkrankungen 2700 Franken, für Migräne 1700 Franken). Hirntumore und Multiple Sklerose kosten dagegen viel (112000 Franken, 68000 Franken), obwohl sie eher selten sind. Depressionen und bipolare Erkrankungen (früher manisch-depressiver Erkrankungen benannt) sind sowohl häufig als auch kostenintensiv (11000 Franken, 17000 Franken) und damit die teuersten psychiatrischen Erkrankungen. Insgesamt verursachen psychiatrische Erkrankungen 78 Prozent der Gesamtkosten, neurologische und neurochirurgische Erkrankungen nur 22 Prozent. Die Gesamtkosten psychiatrisch-neurologischer Erkrankungen in der Schweiz betragen 15 Milliarden Schweizer Franken, wobei indirekte Folgekosten der Erkrankungen wie Arbeitsausfall und Frühpensionierung fast 50 Prozent der Kosten ausmachen. Die direkten Kosten für stationäre und ambulante Behandlung betragen 30 Prozent. Die medikamentöse Therapie verursacht nur 2 Prozent der Gesamtkosten.
Sehr verärgert erkennen wir: Der Skandal liegt nicht in der Sache selber. Sondern bei der Autorschaft. Denn wir fassen zusammen: Behandlung von und Arbeitsausfall wegen Migränen und Panikattacken und Depressionen und Multipler Sklerose und Hirntumoren kosten 15 Milliarden. Aber: Wie hoch ist genau der Erkenntniswert <a href=www.mediadesk.uzh.ch target=_blank>dieser Addition von Äpfeln und Birnen und Zitronen? Ziemlich genau 0 (in Worten Null, Zero, nada)! Zwei Profs (Rössler, Jäger) und ihr Mediensprecher (Müller) dürfen ein Strichlein machen auf der Zeile "Publikationen 2008" im entsprechenden Excel-Sheet. That's all. Gegenmeinungen sind herzlich willkommen! Oder ging's im Ganzen eigentlich nur um diese gut versteckte pharmafreundliche Pointe:
Die medikamentöse Therapie verursacht nur 2 Prozent der Gesamtkosten.


wo...

... ist denn das problem? jeder fünfte einwohner der schweiz ist irgendwann von neurologischen oder psychischen erkrankungen betroffen. 78 prozent von den erkrankten (also ungefähr ein viertel der bevölkerung) leiden unter psychischen und nicht neurologischen krankheitsbildern. die wesentlichen erkrankungen sind aufgezählt, quantifiziert und was sie im schnitt kosten, erfährt man auch. alles daten, die in der form, glaub ich, noch nicht erhoben wurden. (bei den depressionen und angsstörungen musste man immer mit prozentualen schätzungen arbeiten.) ein bisschen rechnen kann der journi ja auch noch (auf dem dashboard ist ein taschenrechner).

... Link

Sagen wir so:

Die Statistik listet - wenn ich's recht verstehe - auf, was alles krank machen kann im Schädel und summiert, was das kostet. Aber was bringt's, ausser der Aussage: Unsere Köpfe gehen für jährlich 15 Milliarden irgendwie kaputt? Ich mach Dir morgen eine Statistik darüber, was alles kaputt sein kann zwischen Halswirbel und Arschloch. Und was die Reparatur kostet. So what? Ist es sinnvoll, die Kosten von z.B. Panikattacken und Migräne zu addieren? Zu was lassen sich die Zahlen einsetzen? Wo liegt der Nutzen? Ausser dass Lobbys sie als Referenz und Legitimation für ihr Anliegen verwenden können bei Verteilkämpfen an den Finanztöpfen.

... link

ausgedeutscht und umgerechnet:

psychiatrisch:
Angst 710'000 à 2'700 = knapp 2 Mrd.
Depression X à 11'000
bipolar Y à 17'000
SUMME = 78% von 15 Milliarden = 11,7 Mrd
(Summe - Angst = Rest = 10 Mrd -> rund 350'000 Fälle Depression + bipolar jährlich -> 1'000 am Tag. Neben den (710'000 / 365) 2'000 Angstattacken mit Kostenfolgen täglich.

neurologisch:
Migräne 630'000 à 1'700 = rund 1 Mrd.

neurochirurgisch:
Hirntumore X à 112'000, MS Y à 68'000 -> ((Summe - psychiatrisch - neurologisch) / 180'000) 16'000 Fälle Hirntumore + MS

Now what?

... link

In brevi:

Psychiatrische Erkrankungen kosten 15 11,7 Milliarden Franken.

So what, ppp?

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Vielleicht ...

... sollten wir besser Rauchen als Denken? Rauchen kostet 5 Milliarden pro Jahr, indirekte Kosten inklusive.

... link

die kosten ...

... sofern im milliardenbereich sind immer ein netter einstig und belegen die relevanz des artikels. beispiel:
Experten gehen davon aus, dass der zunehmende druck am arbeitsplatz immer mehr psychische leiden verursacht. tatsächlcih verursacht stress nachweislich depressionen und angsterkrankungen. in der schweiz erkranken im schnitt 710 000 personen irgendwann an Angststörungen und 350 000 an depressionen. Depressionen und Angsterkrankungen sind mit abstand die häufigsten psychischen Leiden und verursachen usammen mit selteneren Krankheiten Kosten von sage und schreibe 11 Milliarden Franken im Jahr. Was kann man tun um das Leiden der Betroffenen zu lindern und die katastrophal hohen Kosten zu senken? blabla, menschliche arbeitsbedingungen blabla, arbeitgeber sind gefragt ... bla bla ... rechnet sich auch für unternehmen blabla

oder:

Migräne ist eine Volkskrankheit. Fast jeder zehnte (630 000) leidet unter dem quälenden Kopfschmerz, der eigentlich eine neurologische Krankheit ist. Mit einer Milliarde Franken im Jahr versursacht sie erhebliche Kosten.

gut möglich, dass der eine oder andere artikel im nächsten work erscheint.

... link

Rauchen statt schaffen!

Mit einer Steuerbefreiung des Tabaks und der Einführung von Zwangsrauchpausen am Arbeitsplatz könnten die Gesundheitskosten in der Schweiz halbiert werden.

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nannte das ein schlauer...

... politiker nicht mal 'sozialverträgliches frühableben'?

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Und die Medis wären so billig...

Was will uns der Professor Wulf Rössler sagen? Dass wir eben überhaupt kränker sind, als wir meinen. Hat er nicht schon aufgezeigt, dass sich sage und schreibe 40 Prozent der jungen Männer und Frauen gelegentlich von aussen kontrolliert fühlen: "Fast 40% der 20-Jährigen berichteten in der Studie, dass sie gelegentlich das Gefühl hätten, dass man ihre Gedanken kontrollieren könne; fast ein Viertel gab an, dass sie von Zeit zu Zeit Gedanken hätten, die nicht ihre eigenen Gedanken seien; über 40% hatten das Gefühl, beobachtet zu werden." Das kostet halt (nicht nur das Beobachten), wenn man so Gefühle zum Doktor trägt. Und wenn Du den Fragebogen Depression richtig ausfüllst, hast Du schon unversehens eine klassifizierte mittlere Depression, und ein Rezept. Zum Beispiel. wenn Du ab und zu nachts nicht so gut schläfst, immer an die Gleiche denkst oder so. Pascal Couchepin wird sein Ohr spitzen. Nicht umsonst wird da von Kosten "psychiatrischer" Erkrankungen gesprochen. Die Psychiater sinds. Mit Medis gehts doch billiger, die machen laut der Rössler-Rechnung nur gerade zwei Prozent der Kosten aus. Musste ja mal gesagt sein.

Schöpfen wir Hoffnung aus der Tatsache, dass immerhin vier von fünf Bewohner/innen der Schweiz psychiatrisch unauffällig sind, also möglicherweise das sind, was man psychisch gesund nennt.

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