supra, 17. Juni 2007 um 17:56:00 MESZ Abt. Das Wunsch-Casino ... ... nach Gusto der erzkonservativen grün-reaktionären Allianz gegen den Casino-Neubau ist wohl kein Stadt-, sondern ein Land-Casino, das etwa wie das Beispiel da oben aussehen müsste: viel Holz, viel Volkstümlichkeit und vor allem JA KEINE URBANE AUSSTRAHLUNG, man könnte Basel ja plötzlich als Stadt missverstehen. Der Sieg der Casino-Gegnerschaft ist ein Sieg des Kleinmuts, des Ruhe- und Ordnungsfetischismus, der Sehnsucht nach Provinzialität. Das ist genau die Mentalität, die auch dafür sorgt, dass Jugendliche und nicht mehr so Jugendliche nach 22 Uhr in dieser Stadt nur noch flüstern dürfen. Dass das neue Stadt-Casino nicht gebaut wird, ist vielleicht mittelfristig zu verkraften, nicht aber aber der Siegeszug der Kleinkariertheit! PS: Natürlich ist die Annahme der 5. Revision der IV unter dem Strich schlimmer.
friedman, 17.06.07, 18:25
treibende kraft...
... des ruhe- und ordnungs-fetischismus war doch wohl babsis baudep. und das war ja für das casino. das argument ist also schon mal käse. und 69 prozent grünreaktionäre? dass tönt ja wie die wahnvorstellungen von blocher und konsorten, wenn sie die schweiz als grünkommunistische diktatur hinstellen. die basler haben sich im allgemeinen der kunst (picasso-sammlung, serra-plastik etc.) und moderner architektur (calatrava und was weiss ich nicht alles) verschiedentlich durchaus gewogen gezeigt. aber der casinoneubau - zugegeben nicht der hässlichste - war den leuten einfach zu erdrückend. was basel nämlich mehr fehlt als urbane modernität, sind plätze, wo man mal weiter als 10 meter schauen kann, bevor der blick an die nächste mauer prallt. und das gilt ganz besonders für die ohnehin mit ramsch und schaufenstern verschandelte (aber halt urbane) und mit menschen verstopfte innenstadt. kurz und schnurz: man muss nicht ein stammtischholzkopf oder birkenstockträger sein - um dagegen zu stimmen. und eben: wo bleibt die empörung über das IV-ergebnis. immerhin die abstimmungsvorlage die über das schicksahl von rund 400'000 menschen entscheidet, während der casinoneubau, ausser ein paar schöngeistern und und auf der anderen seite wertkonservativen schlicht am arsch vorbeigeht. ... Link ... Comment
mr41, 17.06.07, 18:48
@ supra
es dürften genau solche unterstellungen wie Deine mit dem land-casino gewesen sein, die manch einen zögernden stimmenden zu einem nein bewogen hat. Du sagst das hier im affekt der niederlage, und ähnliche bissige kommentare liegen auch mir auf der zunge. aber der Zara-Hadid-bau hätte bessere befürworter verdient gehabt als solche, die das verständnis von urbanität ihrer gegner nicht wahrnehmen wollen oder sich gar darüber lächerlich machen. einen bau in der innerstadt als zu gross zu empfinden und sich einen sonnigen platz zu wünschen, ist durchaus legitim und lässt sich nicht einfach mit dem keulenargument 'das ist provinziell' abtun. die stadtcasino-befürworter haben schlicht nicht wahrhaben (oder zugeben?) wollen, dass das neue casino nur einer minderheit gedient hätte. etwas mehr ehrlichkeit hätte die niederlage vielleicht abwenden können. schade. ... Link
friedman, 17.06.07, 18:53
@supra
hast du die iv-zeile nachträglich eingetragen auf meinen kommentar hin (das wäre pfui) oder hab ich sie gerade übersehen? das wäre dämlich. ansonsten schliesse ich mich dem kommentar von mr41 voll und ganz an. ... link
supra, 18.06.07, 10:13
Du meine Güte!
Was denn noch? Die Casino-Gesellschaft hat als private (nicht subventionierte) Bauherrin und Besitzerin des Grundstücks im Vorfeld aufwändige Abklärungen vorgenommen über allfällige Alternativstandorte. Sie hat – freiwillig – einen Architekturwettbewerb durchgeführt, aus dem das beste Projekt auserkoren worden ist. Sie hat – zugegebenermassen etwas hilflos – versucht, mit Humor den den Killerargumenten "Klotz" und "teuer" entgegenzutreten. Und sie hat brutal verloren, weil es grosse Ideen in der direkten Demokratie eben schwerhaben. Das neue Stadt-Casino hätte nur einer Minderheit gedient. Das ist doch gerade eben diese vermaledeite Kleinkariertheit, die mehr und mehr das Schicksal dieser Stadt dominiert. Dieses Argument klingt nach "Bund der Steuerzahler" und kann gegen JEGLICHE kulturelle Einrichtung oder Idee vorgebracht werden: gegen das Theater, gegen die Museen, gegen irgendwelche "Zentren der Populärmusik". Jawohl! Kultur, die über dem Niveau von "Em Bebbyi sy Jazz" und "Wetten dass.." steht, ist immer elitär, spricht unmittelbar und direkt immer nur eine Minderheit an. Die Mehrheit in dieser Stadt will offensichtlich Schlafen, einmal im Jahr Fasnacht und ansonsten saubere Trottoirs. Das ist der schon seit längerem zu beobachtende schleichende Niedergang in die Bedeutungslosigkeit, die Kaff-isierung Basels. Mit dem Argument zu gross (und zu teuer) lässt sich alles bodigen, was über den Status Quo hinausreichen soll. Wegen dieser Mentatlität müssen wir mit diesem schibbelig-seltsamen Schauspielhaus-Kompromissbau leben. Die städtebaulich-visionäre Idee, ein neues Schauspielhaus neben dem Tinguely-Brunnen auferstehen zu lassen, wurde von der geballten Macht der "Sonnenschein"-Freunde im Keime erstickt. Und mir wird Angst und Bange, wenn ich an weitere, grosse Projekte denke. Etwa an die Erweiterung des Kunstmuseums Basel. Oder an eine Neueinrichtung des Kasernen-Kopfbaus, so dieser tatsächlich einmal an die Hand genommen würde. ... link
mr41, 18.06.07, 10:48
ach supra
ich bin ja absolut einverstanden mit Dir, dass ambitiöse kultur elitär sein darf und soll. zum grossen teil für solch elitäre kultur wäre der abgelehnte bau auch da gewesen. das wär keine schande gewesen, ganz im gegenteil. nur sollte man dann nicht eine kampagne führen unter dem motto 'Casino für alle'. ehrlicher wärs gewesen zu sagen: ja, da kommt kultur hin, zu der nicht alle zugang haben - und gleichzeitig soll in der innenstadt auch 'em bebby si jazz' und ähliches platz haben. ... link
tromboni, 18.06.07, 11:11
Hansdampfismus
Aber Supra, Dein Gejammer hier ist auch symptomatsch für die Mentalität in dieser Stadt. Da hat man schon alles, was die Subventionshand so hergibt und darf sich auch in privatwirtschaftlichen hingeklotztem Pomp suhlen. Und will man noch mehr und macht alles falsch, was nur möglich ist und jömerlet hinterher über die bösen Normalos, die alles verunmöglichen. Ich würde mir an Deiner Stelle die Kalorien für grössere Niederlagen sparen;) ... link ... Comment Read more infamous news! |
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